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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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mich vor Raimons Zorn.
    Cecilia ersetzte mir den Vater, Joana überhäufte mich mit der Liebe, die meine Mutter mir nicht geben durfte. Alle drei waren sie meine Mütter, und ich ehre diese Frauen. Dann kam Amelha, zart, frech und lebenslustig. Viel zu jung, um zu sterben, wie auch unser Sohn Ramon, den sie mir hinterließ, leider nur für allzu kurze Zeit.
    Überhaupt die Kinder. Wenn ich in Adelas Gesicht schaue, dann sehe ich Noura vor mir. Dasselbe kluge, schöne Antlitz wie aus griechischem Marmor geformt, wenn auch lebhafter als ihre Mutter. Und zuletzt meine goldene, grünäugige Berta. Von allen war sie das Weib, in das ich am meisten vernarrt gewesen bin. Auch wenn es lange gedauert hatte, dies zu begreifen. Sie zeigte mir den Weg, den ich einzuschlagen hatte. Eine Frau voller Gefühl und Verstand. Kein Wunder, dass die Leute im Dorf sie ihr Lebtag lang verehrten. An ihrer Seite war ich endlich zur Ruhe gekommen.
    »Und das Testament?«
    »Was soll damit sein?«, brummte ich noch tief in Gedanken.
    »
Senher
Robert habt Ihr erzählt, es sei vernichtet worden. Aber ich wette, das stimmt nicht.«
    Er sah mich herausfordernd an.
    »So, wettest du?«, erwiderte ich mit einem Augenzwinkern. »Natürlich habe ich ihn belogen, möge Gott mir verzeihen.«
    Ich frage mich manchmal, ob Robert mir damals wirklich geglaubt hat. Belästigt hat er uns jedenfalls nicht mehr. Später hörte ich, dass er in den Unruhen, die den kriegerischen Einfall der Aquitanier begleiteten, zu Tode gekommen war. Obwohl ich ihm nichts Schlechtes wünschte, war diese Nachricht doch eine Erleichterung für uns. Ein Mitwisser weniger, denn immer blieb die Furcht, dass jemand kommen würde, um mich mitsamt meiner Nachkommen und unbequemen Ansprüche für immer aus dem Weg zu räumen.
    »Stand das Versteck des Testaments nicht in dem Brief?«, fragte Aimar.
    »Ach, der Brief. Du meinst den, den Berlan von Monisat mitgebracht hatte? Er war leider unvollendet«, sagte ich ausweichend. »Was hätte ich denn schon mit dem verdammten Testament anfangen sollen? Wieder Krieg führen?«
    »Aber es ist ungerecht.«
    »Vielleicht.« Ich zuckte mit den Schultern. »Doch ich bin zufrieden.«
    Den Brief musste Odo auf dem Sterbebett seinem
secretarius
diktiert haben. Die letzte und wichtigste Seite war in seiner eigenen, schon vom Tode gezeichneten Hand. Ja, das Testament gibt es wirklich. Jacobus und ich haben es in allen Einzelheiten studiert und wieder an seinem geheimen Ort verwahrt. Auch Graf Guilhems Hort ist vollständig vorhanden. Vielleicht kann ein Nachfahre etwas damit anfangen. Mir hat er nichts genützt. Mehr als das Testament freuten mich Odos Worte, dass er mich wie einen eigenen Sohn geliebt habe. Und dass er sich wünschte, ich würde ihn in guter Erinnerung behalten. Nun, das habe ich, alter Mann! Denn du warst der Vater, den ich nie hatte.
    Eigentlich hätte ich jetzt Aimar von dem Testament erzählen sollen, doch die alte Vorsicht hielt mich immer noch zurück. Noch war ich nicht bereit.
    »Wann habt Ihr denn wieder von Raol gehört?«
    »Nach vielen Monaten schrieb Bertran, er sei glücklich, Raol in seiner Familie aufzunehmen. Das beruhigte vor allem Berta, und wir hofften auf seine baldige Heimkehr. Aber dann starb Bertran, und danach gab es nur ganz selten Kunde von einem jungen Ritter mit unserem Namen.«
    »Und wann ist
Coms
Bertran gestorben?«
    »Zwei Jahre nach dem Kampf gegen Robert, im Jahre unseres Herrn 1112. Es wird gemunkelt, der Dolch eines Mörders habe ihn getroffen, und Guilhem war überzeugt, dass es die
Haschischin
waren, die schon lange einen Anschlag auf einen christlichen Führer geplant hatten. Die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren. Sein Sohn Pons, damals erst vierzehn Jahre alt, ist dann Graf von Tripolis geworden, und ich hoffe, dass Raol ihm treu zur Seite steht, wie ich es dem Vater versprochen hatte.«
    Mit Bertrans Tod war auch das einzige Band zu meinen wahren Eltern gekappt, als habe es diese Verbindung nie gegeben.
    »Kaum war Bertran aus dem Weg, da nutzten Felipa und ihr Gemahl die Gelegenheit, erneut über Tolosa herzufallen. Felipa herrschte dort einige Jahre, aber zuletzt gelang es Alfons Jordan mit Hilfe der Stadtmiliz, Tolosa wieder in seinen Besitz zu bringen. Und so ist es bis heute geblieben.
Duc
Guilhem vernarrte sich in eine
Comtessa
Dangerosa, die er zu seiner Geliebten machte und in Felipas eigenem Palast unterbrachte. Am Ende starb meine stolze Halbschwester verbittert über ihr

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