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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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seines Karmas in den Wind geschlagen? Was wollte er erreichen? Warum musste er andere in Mitleidenschaft ziehen? Entsprach es etwa Meers eigener Bestimmung, ihm die Gelegenheit zu geben, diesmal recht zu handeln und Wiedergutmachung zu betreiben?
    Wenn, dann hatte sie höchstens noch zu seinem Scheitern beigetragen.
    Sie spürte, wie jemand sie von hinten packte. Der Griff war fest und sicher, die Stimme angenehm und vertraut. “Meer, ich glaube, wir sollten von hier verschwinden.”
    Als sie Malachai hörte, wäre sie fast vor Erleichterung zusammengesackt, hätte er sie nicht weiter gestützt. “Kommen Sie, ich helfe Ihnen. Lassen Sie mich nur machen. Nichts wie weg hier!”
    “Ich habe sie …” Sie zeigte ihm die Flöte.
    “Ich weiß. Haken Sie sich bei mir unter, ich bringe Sie hier raus.”
    “Wissen Sie, was passiert ist?”
    “Meer”, raunte er, “wir müssen uns beeilen! Die Flöte in Sicherheit bringen! Das begreifen Sie doch, oder? Wir müssen es schützen, unser Erinnerungswerkzeug!” Während er so beruhigend auf sie einredete, geleitete er sie immer weiter fort von Sebastian und den Polizisten.
    Sie zwängten sich gerade Arm in Arm hinter die Kulissen, als Meer einfiel, dass er ja noch gar nicht vom Tod ihres Vaters erfahren hatte. “Malachai …”, begann sie.
    Er ließ sie nicht ausreden. “Jetzt nicht! Sie müssen hier raus, Sie und die Flöte, und zwar möglichst unbemerkt! Gehen Sie einfach weiter! Sämtliche Saalausgänge werden überwacht; die Polizei will so für eine reibungslose Räumung sorgen. Wir müssen durch den Bühneneingang raus!”
    Vor ihnen rannte ein Pulk Musiker, und da die vermutlich wussten, wo der Ausgang war, heftete Malachai sich an ihre Fersen. Immer tiefer ging es hinein in den Garderoben- und Kulissenbereich hinter der Bühne. Das Geschrei und Getöse aus dem Saal drang nur gedämpft bis hierher; Meer hörte das Getrappel ihrer und Malachais Schritte auf dem Estrich. Als sie um eine Ecke bogen, waren sie plötzlich allein. Die Stille war regelrecht unheimlich.
    “Da lang!” Malachai wandte sich nach rechts, hin zu einem roten Lämpchen mit der Aufschrift “Ausgang”, das am Ende eines abgedunkelten Ganges glomm. Als er dann die beiden Sicherheitsposten beiderseits der schweren Metalltür erkannte, war es zu spät, um noch umzukehren.
    “Wir gehen einfach durch!”, flüsterte er Meer zu. “Spielen Sie nicht die Heldin. Dass sie einen verwirrten Eindruck machen, ist ganz normal. Das erwarten die sogar. Sie müssen einfach so tun, als gingen Sie hier sonst auch immer ein und aus, als gehörten Sie zum Personal. Inzwischen wissen sie sicher alle, dass jemand festgenommen worden ist. Da werden sie nach niemandem sonst mehr fahnden. Sie wollen vermutlich bloß verhindern, dass die Lage noch eskaliert. Also, nur die Ruhe!”
    Die Knochenflöte fest umklammernd, versuchte Meer, sich durch Malachais Worte in der Gegenwart zu halten, aber die Zeit, sie löste sich flimmernd auf …
    Ohana war auf der Flucht in grauer Vorzeit. Immer nur war sie davongelaufen, ganz gleich, wen sie in einem vorherigen Leben auch verkörpert haben mochte. Sie musste lernen, standhaft zu bleiben, auszuharren, nicht andauernd wieder zu flüchten, so wie diesmal vor dem Zorn ihres Vaters. Den Knochen in der Hand, das Einzige, was ihr von ihrem Liebsten geblieben war, rannte sie immerzu weiter, ohne zu wissen, wohin. Sie wusste nur, wo sie gewesen war und dass sie fort musste von dort.
    “Meer? Meer!”
    Wieder das Flirren der Zeit. Dann begriff Meer: Sie stand mit Malachai im hinteren Bühnenbereich des Wiener Musikvereins. Nicht ein Mann namens Devadas war tot, sondern ihr Vater. Hinter ihr tönte aufgeregtes Getrappel, und mit einem Mal war der Gang voller Menschen. Vier Männer in dunklen Anzügen drängten dem Ausgang zu, zwischen sich ein Paar in Abendgarderobe. Malachai packte Meer beim Handgelenk und zerrte sie zurück in den Schatten.
    Meer hatte das Gefühl, den dünnen, hochgewachsenen Mann im Smoking zu kennen, doch sie war sich nicht sicher. Er weinte, die Blondine an seiner Seite redete leise und tröstend auf ihn ein. Kurz vor dem Bühnenausgang brach er zusammen; seine Begleiter umringten ihn.
    “Am besten”, wisperte Malachai, “verstecken wir uns, bis sie weg sind.”
    “Wieso? Was ist denn da los?”
    “Der da zusammengeklappt ist, das ist Edward Fields, der Chef der amerikanischen Nationalen Sicherheitskommission. Der soll bestimmt nicht in dem Zustand gesehen

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