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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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… wie immer. Sie schaute ihren Vater an. Vermutlich hätte er es von sich gewiesen, doch auch in seinem Blick schimmerte dieses Hoffen.

40. KAPITEL
    M ontag, 28. April – 20:50 Uhr
    “Ich kann nicht erkennen, wie tief der Schacht noch runtergeht.” Die Männerstimme, dem Slang nach offenbar ein Amerikaner, hallte wie ein Echo durch die unterirdische Kammer.
    David hielt erstickt den Atem an. Was war da los? Es drang an diesem Abend überhaupt keine Musik aus der Konzerthalle nach unten – weder Töne von einer Probe noch Klänge von einer Aufführung. Zu hören war nur das gelegentliche Rascheln einer Ratte oder das Klackern eines herunterfallenden Kiesels. Und jetzt auf einmal dröhnte es bis hinunter in seine Krypta! Männerstimmen, die sich anhörten, als seien sie tiefer und näher, als David es für möglich gehalten hätte.
    “Ich lasse mal ‘ne Sonde runter”, gab ein zweiter Mann zurück, auch der anscheinend Amerikaner. “Mal sehen, ob wir auf Grund stoßen.”
    Waren das Mitarbeiter von Global Security? Ausdruck von Tom Paxtons Bemühungen, Schwachstellen aufzuspüren, bevor daraus Probleme entstehen konnten? Wie tief mochten die Typen wohl sein?
    David warf einen Blick hinüber zu der eigens an diesem Abend mitgebrachten Lebendfalle, in die er bereits drei Ratten gelockt hatte.
    “Haut das hin mit der Tiefenmessung?”, rief einer der Amerikaner. “Kannst du was lesen?”
    David streifte die schweren Handschuhe über. Falls sein Plan funktionierte, würden die Ratten als Erklärung dienen für etwaige Infrarotflecken, die eventuell auf den Monitoren der Sicherheitsfirma auftauchten. Aufgrund seines Interviews mit Paxton wusste er, dass das Bodenradar von Global Security nicht bloß um Längen besser war als jenes, mit dem man während des Vietnamkriegs die Nachschubtunnel der Vietcong aufgespürt hatte. Nein, es war vielmehr der letzte Schrei der Technik, das Topgerät auf dem Markt. Das System wurde mittlerweile von aller Welt eingesetzt – von Kriminaltechnikern der Spurensicherung, die damit verscharrte Leichen aufspürten, bis hin zu Tiefbauingenieuren, die den Untergrund für geplante Neubauten prüften. Kein Wunder, dass so ein Siegertyp wie Paxton immer das technisch höchstentwickelte System haben musste. In jeder von Davids Reportagen über den Krieg gegen den Terror und über die Sicherheitsbranche war Global Security der Konkurrenz stets ein gutes Stück voraus, sowohl an Ergebnissen als auch an technischen Neuerungen.
    “Das Rohr führt wahrscheinlich runter in die Kanalisation”, rief der Amerikaner. “Der Tiefenmesser geht schon über zwölf Meter und fällt weiter.”
    David guckte auf seine Uhr. Zehn vor neun. Wieso arbeiteten diese Armleuchter um diese Zeit noch? Klar: Weil Paxton es verlangte.
    “Kannst du noch tiefer runter und mir vielleicht mal hier unten leuchten?”
    “Nichts zu machen!”, hallte es zurück. “Die Öffnung ist zu schmal.”
    David vermutete, dass einer der beiden versuchte, sich durch den Schacht abzulassen, der parallel zu seinem Versteck verlief. Doch nicht mal ein Kind hätte sich durch diese Enge quetschen können. Laut Wassongs Berichten und auch den gefundenen Bauplänen nach handelte es sich um ein antiquiertes Heizungssystem aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Es war zwar längst stillgelegt, aber noch nicht demontiert.
    David griff in den Käfig, packte sich einen der Nager und schob ihn durch den engen Spalt in der Felswand, die sein Versteck vom Schacht trennte. Er hörte noch, wie das Tier raschelnd an der Wand emportrippelte, und wartete.
    “Ich kriege hier was auf dem Schirm!” Der zweite Amerikaner klang aufgeschreckt. “Gefällt mir ganz und gar nicht.”
    David konnte sich lebhaft vorstellen, wie der Sicherheitsangestellte die Bewegung auf seinem Monitor verfolgte und von seinem Diagnoseprogramm überprüfen ließ. Die sahen die Ratte, klar. Was aber, wenn das System andere Sensoren hatte? Konnten die gar das in Tschechien gekaufte Semtex erfassen? Unmöglich, befand er. Er benutzte ja den älteren Sprengstofftyp. Das Zeug enthielt absolut keine Radioaktivität, auf die Messgeräte sonst eventuell hätten anspringen können.
    “Und du kannst dich echt nicht weiter nach unten durchquetschen?”, fragte der eine Amerikaner nochmals.
    David fischte die nächste Ratte aus der Falle, diesmal die fetteste der drei, die ihm allerdings bei dem Versuch heftig in den Handschuh biss. Die Zähne drangen zwar nicht durch den dicken

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