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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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Fußgängerzone des Wiener Grabens. Nach Ansicht von Lucian Glass lag auf Kalfus’ Gesicht derselbe merkwürdige Ausdruck wie bei dem Porträt des Landmanns, das im Van-Gogh-Museum in Amsterdam hing. Erstaunlich, wie man mit ein paar groben Pinselstrichen und etwas Farbe die Seele eines Menschen einfangen konnte! Angefangen hinter dem Ohr, zog sich eine verkrustete Narbe über Kalfus’ Hals bis hinunter zum Schlüsselbein. Anscheinend beschritt der österreichische Kriminalpolizist denselben steinigen Weg, auf dem Lucian bereits sein ganzes Erwachsenenleben lang feststeckte.
    Kalfus setzte den Blinker, fädelte sich links in den Verkehr ein, schimpfte und blies den Zigarettenqualm durch das Seitenfenster. Der Fahrtwind drückte ihn allerdings wieder ins Wageninnere, sodass Lucian ihn unwillkürlich inhalierte. Am liebsten hätte er den Österreicher um eine Kippe angeschnorrt. Er malte sich schon aus, wie genüsslich er den ersten Zug tun würde … Aber dann fiel ihm ein, dass es nur eine einzige Zigarette brauchte, um aufs Neue der Nikotinsucht zu verfallen.
    “Straßenecke voraus”, ließ Kalfus sich vernehmen.
    Lucian warf einen Blick auf den Monitor im Deckel der geöffnet auf seinem Schoß liegenden Aktentasche und wies seinen Fahrer an, an der nächsten Ampel rechts abzubiegen. “Vorausgesetzt, diese Überwachungstechnik funktioniert auch richtig”, setzte er hinzu.
    Nach seiner Ankunft am Morgen hatte Lucian sich mit Kalfus kurzgeschlossen. Gemeinsam hatten sie eine Stunde lang auf Malachai Samuels gewartet, der aus New York eintreffen sollte. Kaum dass der Reinkarnationsforscher die Maschine verlassen, sein Gepäck abgeholt und ein Taxi genommen hatte, hefteten sich die beiden Gesetzeshüter an seine Fersen. Lucian hätte zwar lieber sein eigenes Team eingesetzt, doch das war mit den österreichischen Behörden nicht zu machen gewesen. Falls das FBI auf österreichischem Territorium ermitteln wollte, dann nur in Zusammenarbeit mit einem einheimischen Beamten und nicht anders, so die Aussage.
    “Und nun links”, befahl Lucian.
    Kalfus folgte der Anweisung. Einige Häuserzeilen weiter bog er noch einmal links ab, dann rechts. “Jetzt weiß ich, wohin er fährt. Da geht’s zum Haus von Jeremy Logan. Nachvollziehbar, denn Sie sagten ja, er sei hergekommen, weil er sich angucken will, was Logan gefunden hat.”
    “Und verloren, wohlgemerkt”, betonte Lucian.
    Während der vergangenen Stunde hatten die beiden Beamten sich gegenseitig über die wirklichen und mutmaßlichen kriminellen Aktivitäten ausgetauscht, durch die sie beide an denselben Fall geraten waren.
    “Wie haben Sie ihm den Sender untergejubelt?”, wollte Kalfus wissen.
    “Wir haben ein paar von unseren Leuten unter das Sicherheitspersonal am Flughafen geschleust. Als Samuels die Kontrollen durchlief, fiepte eine der Sicherheitsschleusen los, also zog einer ihn beiseite, um nachzugucken, woran das lag. Das verschaffte uns die nötige Zeit. Während Samuels überprüft wurde, hat ihm einer unserer Spezialisten den Transistorchip in die Brieftasche gemogelt.”
    “Und finden kann er den nicht?”
    “Der ist mikroskopisch klein und außerdem in einer Naht versteckt.”
    “Wie lange sind Sie jetzt schon an dem Mann dran?”
    “Neun Monate.”
    “Demnach ist das FBI mit all seiner hypermodernen Technik an der Aufgabe gescheitert, hieb-und stichfeste Beweise gegen Samuels vorzulegen?”
    “Nicht das FBI – ich ! Es ist mein Fall, und ich bin der letzte Mohikaner.”
    “Warum haben Sie nicht längst das Handtuch geworfen?”
    “Der Bursche ist Psychologe und Hobby-Illusionist. Der versteht sich bestens aufs Täuschen und Manipulieren. Dem geht es nicht darum, Münzen verschwinden zu lassen oder in allerlei Rollen zu schlüpfen. Nein, Malachai Samuels will die Leute hinters Licht führen. Und ich für meinen Teil lasse mich nicht von ihm austricksen.”
    “Hat er sich in den letzten Tagen bei vielen hier in Wien gemeldet?”
    “Logan hat er mehrmals angerufen, euren Ex-Verteidigungsminister Brecht zwei Mal. Nach unserem Dafürhalten sind Logan und Brecht Mitglieder ein und desselben Vereins – der Gesellschaft für Erinnerungsforschung. Eine kleine, unpolitische Gruppierung ohne jeden kriminellen Hintergrund, soweit wir das überblicken können. Ursprünglich als eine Art Ableger der Freimaurer gegründet.”
    “Hier in Wien?” Kalfus hörte sich etwas säuerlich an; offenbar passte es ihm nicht, dass der Amerikaner ihm da etwas

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