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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihre Truhe, fand das Kästchen mit dem Schmuck und holte den Bernsteinring hervor.
    Falkomar, der Scharfrichter.
    Sie drehte den Ring einige Male hin und her. Das kleine Kerzenflämmchen ließ den Bernstein golden aufleuchten, und die Schrift wurde deutlich.«Der Tod beendet nicht alles« hieß es. Nur das Leben, dachte Anna. Oder nur dieses Leben?
    Sie steckte den Ring an, griff nach ihrem Umhang und dem Schlüssel zur Pforte. Während sie durch den Kreuzgang und über den Lichhof schlich, hielt sie sich immer im Schatten, um nur ja nicht entdeckt zu werden. Sie hoffte, Julius würde noch in der Gasse auf sie warten.
    Er tat es.
    «Ihr seid spät, Frau Anna. Ich wollte schon gehen.««Verzeiht, Julius. Es ist schwieriger für mich geworden. Man misstraut mir.«
    «Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen. Ich habe so etwas schon befürchtet. Gehen wir zum Rhein hinunter.«
    Langsam gingen sie die Gasse hinab, die nur spärlich durch das Licht des abnehmenden Mondes erhelltwurde, der dann und wann hinter den Wolkenfetzen auftauchte.
    »Ich habe dem Ratsherrn einen Brief geschrieben. Er wird ihn erhalten, sowie er eintrifft. Was immer wir bislang wissen, es steht in diesem Schreiben.«
    »Gut, hoffen wir, er trifft bald ein.«
    »Und habt Ihr Neuigkeiten?«
    »Ja, schlechte.«
    »Rosa ist dem Greven überstellt worden, nicht wahr?«
    »Ja. Die Verhöre werden in wenigen Tagen beginnen. Es wäre anders gekommen, wenn nicht die Aussage von zwei Frauen aus des Ratsherrn eigenem Haushalt Rosa belastet hätte.«
    »Die beiden Schwägerinnen aus erster Ehe. Ja, Rosa lebte nicht auf gutem Fuß mit ihnen. Was haben sie vorgetragen?«
    »Sie behaupteten, Rosa habe ihrem Gatten, als er verwundet von einer Reise aus Italien zurückgekehrt war, ein höllisches Fieber angehext, das kam und ging und ihn mehr und mehr schwächte. Und um das Maß voll zu machen, habe sie, als er daran nicht starb, auch noch versucht, ihn mit Arsenik zu vergiften. Nur durch ein Wunder, behaupten sie, hat der Ratsherr überlebt.«
    »Jesus Christus, nein! O Gott, was für eine Schlangenbrut lebt in diesem Haus! Aber der Vorwurf kann entkräftet werden. Julius – o verdammt!«
    Julius gab ein kleines Lachen von sich.
    »Ihr ruft Gott an und flucht in einem Satz. Ist das einer Stiftsdame würdig?«
    »Wenn Ihr wüsstet, warum, würdet Ihr es mir nachsehen.«
    »Sagt es mir, womöglich kann es irgendwie helfen.« Anna erzählte ihm von dem Wechselfieber, das Hrabanus ergriffen hatte, und seiner Heilung. »Er hat in einemSchreiben niedergelegt, dass er um die Gefährlichkeit dieser Kur weiß und in die Behandlung einwilligt. Aber er ist auf Reisen, und wann er zurückkommt, ist ungewiss. Ich hoffe nur, dass es bald sein wird.«
    »Aber Ihr wisst ebenso davon. Also könntet Ihr eine Aussage dazu machen.«
    »Und gleichfalls in Haft kommen.«
    »Ja, die Gefahr besteht allerdings.«
    Julius blieb an einer halb verfallenen Mauer stehen.
    »Außerdem belastet Rosa die Aussage eines Apothekers, der ihr zu jenem Zeitpunkt Arsenik verkauft hat. Eine geringe Menge nur, doch ausreichend, um jemanden zu vergiften. Der Arzt beschuldigt sie auch, denn sie hat ihm damals mehrfach den Zutritt zum Krankenzimmer verweigert.«
    Anna stöhnte auf.
    »Ja, es ist bedenklich.«
    »Ihr habt gute Quellen, Julius.«
    »Ich habe gute Ohren. Die Wachen reden, und sie tun es voller Häme.«
    Stumm drehte Anna den Ring an ihrem Finger. »Julius?«
    »Ja, Frau Anna?«
    »Ich habe... Julius, was seid Ihr bereit, für Rosa zu tun?«
    »Vieles, Frau Anna. Sehr vieles.«
    »Würdet Ihr sie zu Euch nehmen?«
    »Lieber Herr Jesus, mehr als alles würde ich das tun. Aber warum fragt Ihr so etwas?«
    »Wenn es mir gelingt – und bitte fragt mich nicht, wie –, ihr einen Weg in die Freiheit zu verschaffen, dann müsst Ihr sie unerkannt aus der Stadt bringen und dürft Euch hier nie wieder sehen lassen. Könntet Ihr das bewerkstelligen?«
    »Frau Anna, wie...«
    »Ich habe gesagt, Ihr sollt nicht fragen!«
    »Also, dann beantworte ich Euch die Frage – ja, ich kann es. Ich kann sie mit Hilfe meiner Freunde herausbringen. Aber Ihr bringt Euch in Gefahr.«
    »In eine geringere als Ihr denkt.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Seid still. Ich kann Euch nichts versprechen, aber es ist einen Versuch wert.«
    »Warum tut ihr dies?«
    »Aus verschiedenen Gründen, Julius. Aus vielen verschiedenen Gründen. Weil Rosa meine Freundin ist. Weil sie Hrabanus’ Weib ist. Weil die Hoffnung und die Liebe

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