Der beschriebene Taennling
Häuschens nieder, nahm den Stiel des Schöpfers, schöpfte sich Wasser heraus und trank einen Theil davon. Mit dem Reste benezte er sich die Stirne, benezte sich die Augenbrauen, die Augenlider und dann die Augen selber. Er ließ eine geraume Zeit das Naß auf diesen Theilen des Körpers liegen, dann zog er ein Taschentuch hervor und troknete sich ab. Als dies geschehen war, schüttete er das Wasser, das noch in dem kleinen Schöpfkübel war, aus, und schöpfte sich neues. Von diesem that er noch einmal einen Trunk und schüttete den Rest in den Brunnen zurük. Hierauf legte er den Schöpfkübel in seine gewöhnliche schwimmende Lage auf das Wasser und erhob sich von den Knieen. Er nahm wieder die Axt und schlug den Weg zwischen den Baumreihen zu dem Kirchlein zum guten Wasser ein.
Als er bei dem Kirchlein angekommen war, dessen Thür offen stand, blieb er auf dem Grabsteine, der vor der Thüre liegt, stehen, und that seinen Hut ab. Dann ging er hinein, den Hut in der einen seiner Hände haltend. Mit der andern nahm er die Axt, die er trug, von der Schulter, und lehnte sie neben dem Beken, das das Weihwasser enthielt, in eine Mauereke. Hierauf ging er bis zu dem Hochaltare hinvor. In dem Kirchlein war Niemand, als zwei sehr alte Mütterlein, die vielleicht die einzigen waren, welche von dem Verhältnisse zwischen Hanns und Hanna nichts wußten. Hanns kniete an den Stufen des Hochaltares, auf welchem sich die schmerzhafte Jungfrau Maria befand, nieder. Er legte den Hut neben sich, faltete die Hände und betete. Er betete sehr lange. Dann lös'te er die gefalteten Hände auf, neigte sich vorwärts, neigte sich immer mehr und legte sich endlich auf den kalten Stein, daß seine Arme auf demselben lagen, und seine Lippen denselben berührten. Er küßte den Stein mehrere und wiederholte Male. Dann richtete er sich nach und nach auf, und blieb wieder knien und betete wieder. Als er genug gebetet hatte, that er die gefalteten Hände wieder auseinander, fuhr mit der rechten gegen die Stirne und machte das Zeichen des heiligen Kreuzes. Dann nahm er den neben sich liegenden Hut, stand auf und ging wieder in der Kirche zurük. Die Mütterlein machten einen demüthigen und kirchlichen Gruß gegen ihn mit Neigen des Hauptes. An der Thür nahm er mit den Fingerspizen Weihwasser aus dem Beken, besprizte sich das Antliz und machte wieder das Kreuzzeichen. Dann nahm er wieder seine Axt aus der Mauereke, that sie auf die Schulter, trat aus der Kirche und sezte den Hut auf.
Von der Kirche ging er zu dem Kreuze empor. An demselben legte er wieder den Hut und die Axt ab, kniete auf den flachen Stein, der vor dem Holze lag, er kniete so nahe, daß seine Brust fast dicht an dem rothen Stamme war, und betete da wieder. Nachdem er gebetet hatte, nahm er abermals Hut und Axt.
Gegen den Gipfel des Kreuzberges sehen dunkle Waldhäupter herein. Man sieht sie, wenn man den fernen blauen Alpen, die im Süden sind, den Rüken zuwendet. Die Waldhäupter sind durch ein Thal von dem Kreuzberge geschieden, führen den Namen des oberen Waldes, und leiten quer über ein Thal in den Langwald. Hanns, nachdem er von dem Beten aufgestanden war, wendete gar nicht den Rüken, der gegen Oberplan und seine Bewohner gerichtet war, sondern sah gegen die Waldhäupter. Er ging in der Richtung gegen sie über den Berg hinab. Im Thale unten beginnen dünnstehende Föhrenstämme, die den Namen der Schieder führen. Hanns ging zwischen den Stämmen und auf dem sumpfigen Boden, der sich unter ihnen befindet, dahin. Er ging durch die Wiesen, die jenseits der Schieder sind, und klomm endlich die Höhen des oberen Waldes hinan, der dichten verworrenen Baumwuchs und in ihm das eigenthümliche Gedämmer schwerer Wälder hat. Er klomm zwischen den Stämmen immer weiter und weiter hinan. Die Kuppe des oberen Waldes ist ein von Bäumen entblös'ter Fels, von dem aus man das böhmische Waldland wie ein graues Gewebe liegen, und seine Teiche darin wie Lichtblike glänzen sieht. Als Hanns diese Kuppe erreicht hatte, blieb er eine Weile stehen und betrachtete das Land, vielleicht die höchste menschliche Gestalt, die man heute in den Lüften hätte erbliken können. Er blieb eine gute Weile stehen und sah hinaus. Die Sonne war nur mehr einen kleinen Bogen von dem Rande der Westwälder entfernt. Dann ging er wieder weiter.
Er ging jezt einen sanften Abhang schief abwärts, der mit Gebüschen, Laubbäumen und Steinen besezt war. Er ging immer fort. Wo die Dachung des Gehölzes
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