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Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Titel: Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Prolog
    Minnesota im Januar war ein trostloser, eisig kalter Ort, von einem Ende bis zum anderen und überall dazwischen, ob man nun bibbernd auf einer schneesturmgepeitschten westlichen Prärie saß oder steifgefroren unter einem halben Meter Schnee mitten in Minneapolis. Doch nirgends war die Kraft des Winters deutlicher zu spüren als am Nordufer des Lake Superior, wo das große Gewässer, fast schon ein Meer, einen abgesplitterten Eisblock nach dem anderen ans Ufer wälzte.
    Die letzten beiden Wochen hatten dem See besonders zu schaffen gemacht. Ein ganzes Heer von Tiefdruckgebieten hatte über ihm Stellung bezogen, kämpfte erbittert um die Vorherrschaft über den Wind und ließ die gewaltige Wasserfläche fast bis zum Horizont gefrieren. Es war zutiefst verstörend, eine Naturgewalt so komplett unterliegen zu sehen; es kam einem vor, als sähe man King Kong in Ketten auf einer Broadway-Bühne.
    Randy Coulter hatte durchaus Mitgefühl mit dem See, denn er wusste, was es bedeutete, einer überlegenen Macht hilflos ausgeliefert zu sein, gefangen in Umständen, an denen man nichts ändern konnte. Doch das galt nur für den alten Randy; der neue, bessere Randy fand endlich die Kraft, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Und genau das würde er heute tun, wenn er nur den nötigen Mumm dazu aufbrachte.
    Der Pfad führte am Rand der Klippen entlang, er bot den Schneeschuh- und Skilangläufern, die die Wintersportorte bevölkerten, einen spektakulären Blick auf die eisige Landschaft, und so kamen sie in Scharen, vor allem in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr. Großstädter, die an ein sicheres Umfeld aus Leitplanken und Fußgängerüberwegen gewöhnt waren, strömten in einem albernen Anfall von Abenteuerlust nach Norden, wo man sich noch auf seine eigenen fünf Sinne verlassen musste statt auf den Staat, das große Kindermädchen.
    Randy schnallte seine Schneeschuhe ab und entfernte sich vorsichtig vom gespurten Pfad, wobei er vor jedem Schritt in Richtung Klippenrand erst einmal mit dem Stock tastete, um sicherzugehen, dass sich unter den Schneeverwehungen auch wirklich gefrorener Boden befand. Je näher er dem Schlund der Ewigkeit kam, desto eisiger blies ihm der Wind ins Gesicht. Sein Mut verließ ihn, bestimmt würde sich an einem solchen Tag, an dem das Barometer stieg und die Temperaturen in den Keller stürzten, kein einziger Möchtegernsportler freiwillig vor die Tür wagen. Die saßen jetzt alle in ihren gemütlichen Ferienhütten und Hotelzimmern, tummelten sich im Whirlpool oder gönnten sich einen Drink am Kamin. Vermutlich war Randy der Einzige, der die Klippen heute sah.
    Er musste sich bäuchlings in den Schnee legen, um den atemberaubenden Anblick gut fünfzehn Meter unter ihm gefahrlos betrachten zu können. Das ganze Ufer war übersät mit spitzen Stacheln aus gefrorenem Wasser, die wie gewaltige Hauer am Rand des Sees emporragten und nur darauf zu warten schienen, dass man ihnen einen ordentlichen Bissen vorwarf. «Wie schön», flüsterte Randy.
    «He! Alles in Ordnung mit Ihnen?»
    Fast wäre Randy über den Rand gepurzelt, als er hinter sich so plötzlich eine Männerstimme hörte. Er blickte über die Schulter nach hinten und sah alles, was er selbst niemals sein würde. Schon das Logo auf dem Goretex-Skianzug verriet, dass dieser Kerl einen ausländischen Sportwagen fuhr und in seiner Skihütte eine mindestens ebenso hochgetunte Blondine auf ihn wartete. Einen Moment lang spürte Randy, wie er innerlich zurückwich, sich in sich selbst verkriechen wollte. Bis er sich wieder an die Kraft erinnerte. «Gott sei Dank», rief er, und die gezupften Augenbrauen des Mannes zogen sich zu einem Stirnrunzeln zusammen.
    «Sind Sie verletzt, Kumpel? Kann ich Ihnen helfen?»
    Randy schloss kurz die Augen. «Ich glaube, da unten liegt eine Leiche», flüsterte er, während er sich aufrappelte. «Ich wusste einfach nicht, was ich tun soll …»
    «Sie machen wohl Witze?»
    «Nein, im Ernst.»
    «Großer Gott!»
    «Haben Sie ein Handy dabei?»
    «Klar. Aber lassen Sie mich erst mal selber sehen.»
    «Gut. Aber seien Sie vorsichtig. Ist ziemlich rutschig da am Rand.»
    Der Mann schnallte seine Schneeschuhe ab, schob sich langsam bis an den Klippenrand und spähte nach unten. «Ich sehe nichts.»
    «Sie müssen noch ein Stück hier rüber kommen. Die Eisspitzen versperren einem die Sicht … O mein Gott, das ist furchtbar, ich habe so was noch nie in meinem Leben gesehen …» Randy spürte, wie sich

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