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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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starrte auf seine Hände hinab. »Ich kann es ruhig noch mal erzählen, ich werd’s sowieso nie vergessen, bis zum Tag, an dem ich sterb’.«
    Tris hörte den starken Dialekt des margolanischen Bauernlandes in der Stimme des Mannes.
    »Ich hab’ auf dem Land gearbeitet, auf dem schon mein Vater gearbeitet hat, und sein Vater vor ihm«, sagte der Bauer und sah nicht Tris an, sondern die Wand hinter ihm. »Und bis zur letzten Ernte hab’ ich mich nicht gekümmert um das, was in der Stadt geschah oder was das Palastvolk so getrieben hat. Dann kamen die Reiter.«
    »Die Reiter?«, fragte Tris vorsichtig nach und lehnte sich nach vorn.
    »Ja, die Wachen des Königs«, erwiderte der Bauer und sah immer noch auf die Wand, als würde sich die Szene vor seinem inneren Auge erneut abspielen. »Zuerst wollten sie Gold. Dann, als wir kein Gold mehr hatten, Korn und Schweine. Als das auch weg war, haben sie uns unsere Töchter genommen.« Seine Augen hatten einen hoffnungslosen und gehetzten Blick. »Wie das Korn und das Gold haben wir sie nie wieder gesehen.«
    Neben ihm wurde Kiara steif. »Was ist mit ihnen passiert?«
    »Das Dorf in der nächsten Grafschaft hat sich geweigert, die Frauen herzugeben. Wir haben die Männer im Wald gefunden, erhängt und ausgeweidet wie Wild, ihre Hände und Zungen waren abgeschnitten.
    Wir hatten nichts zu verlieren«, erzählte der Mann mit flacher Stimme weiter. »Sie kamen, um unsre Frauen zu holen und blieben, damit sie unsre Jungen in Ketten fortbringen konnten, um sie in die Armee zu stecken. ’s war zu viel.« Er wandte seinen gehetzten Blick zu Tris. »Die Dunkle Lady soll meine Seele holen, ich weiß, ’s ist Verrat, ein Schwert gegen die königlichen Wachen zu erheben. Aber ’s war einfach zu viel. Wir haben  uns mit dem, was wir gerade zur Hand hatten, gegen sie erhoben, mit unsren armseligen Hacken und Äxten gegen ihre Schwerter.
    Wir hätten’s wissen sollen, dass mehr kommen würden, als die Ersten nicht wiederkamen.« Während er sprach, schlüpfte ein Junge im Alter von etwa einem halben Dutzend Sommern herein und stellte sich neben ihn. Tris fühlte, wie sich seine Kehle zuschnürte, als der Feuerschein das Gesicht des Jungen enthüllte. Eine Narbe zog sich vom Schlüsselbein des Kleinen bis zu seinem abgetrennten Ohr und hatte eine Seite seines Gesichts blasig und verfärbt hinterlassen. Carina streckte wie im Reflex die Hand nach dem Jungen aus, der jedoch wieder in den Schatten verschwand.
    »Als sie zurückkamen, haben sie Dämonen mitgebracht. Aus einem Kastenwagen kamen die. Wie Tote, die laufen, waren sie, blind vor Wut und haben alles zerschlagen, was in der Nähe war. Wir haben nicht gewusst, was wir mit ihnen machen sollen und sie haben so viele getötet. Sie haben meinen Jungen zum Sterben liegen gelassen. Das Dorf niedergebrannt und unsere Frauen und Jungen entführt. Wir sind wie Vayash Moru durch die Wälder geirrt, bis Sakwi uns gefunden und hierher gebracht hat.« Er sah zurück auf die Hände, die er in seinem Schoß verschränkt hatte, Hände, die ein hartes Arbeitsleben als Bauer fleckig gemacht und der Pflug verbreitert hatte.
    »Danke«, sagte Sakwi still. Er drückte dem Mann ein Stück Fleisch und einen Brotlaib in die Hand und lockte den Jungen mit einer Ecke Käse aus den Schatten, damit Carina seine Wunden heilen konnte. Sie brauchte über einen Kerzenabschnitt, um das Gehör des Jungen wiederherzustellen, und die Verbrennungen zu lindern, die sein Gesicht verunstalteten. Als sie fertig war, führte der Bauer seinen Jungen unter vielen Danksagungen zur Tür, drehte sich um und sah auf Tris und die anderen.
    »Haltet Euch fern von Margolan«, warnte er. »Auf mein Wort, es gehört nun den Dämonen.«
    Tris war still, als der Bauer und sein Junge in die Nacht verschwanden. Vahanian murmelte einen heftigen Fluch. Die Mischung aus Wut und Trauer, die in Tris aufwallte, war zu stark, um sie in Worte zu fassen. Seine Verachtung für Jared vertiefte sich noch, und der Schmerz, den er um sein Heimatland fühlte, für all den Tod und die Zerstörung, brachte seine Wut gefährlich nahe daran, überzuschwappen. Tris konnte die Warnungen der Schwesternschaft in seinem Geist hören, aber jeder Versuch, den Hass aus sich selbst zu verbannen, misslang. Es dauerte einige Momente, bevor er seiner Stimme wieder so weit traute, dass er sprechen konnte; bevor sich seine Sicht wieder klärte und er den Wunsch, Jared zu zerstören wieder aus seinem Körper

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