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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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der Kanonen.
    »Es muß sehr schnell gehen, Val«, sagte Bolitho. »Der französische 74er ist jetzt direkt achteraus, und wir dürfen keine Minute vergeuden. Sobald wir unsere Absichten zu erkennen geben, werden sie blitzschnell dagegen gewappnet sein.«
    Keen nickte, in Gedanken schon beim nächsten und übernächsten Manöver. »Das dritte Schiff ist kleiner. Mr. Mountsteven meint, es handelt sich um eine Fregatte mit 26 Kanonen. Wenn ich mich recht erinnere, ist es die
Diane,
im Vergleich zu den beiden anderen ein Veteran.«
    Knocker drehte das Halbstundenglas neben der Kompaßsäule um und meldete: »Alles klar, Sir.«
    »Sagt das ins untere Batteriedeck weiter.«
    Keen sah sich um, weil Allday mit Bolithos Säbel an Deck erschien, das Gesicht so starr, als schmerze ihn seine Wunde.
    Bolitho hob leicht die Arme an, damit Allday ihn mit der Waffe gürten konnte. Sein Bootsführer murmelte: »Sie sollten heute die Epauletten ablegen, Sir.« Aber dann zuckte er grinsend die Schultern. »Ich weiß ja, ich predige tauben Ohren.«
    Bolitho sah drüben auf dem Franzosen Sonnenlicht von einem Teleskop im Fockmasttopp reflektieren. Jede Sekunde jetzt mochten sie Verdacht schöpfen und klar zum Gefecht machen.
    Aber er sagte nur: »Gib acht auf dich, Allday. Daß du mir heute nichts riskierst!«
    Er legte ihm die Hand auf den Arm, und zwei Pulverjungen auf dem Achterdeck stießen sich mit den Ellbogen an, über dem Kiebitzen ins Privatleben ihres Admirals den Feind momentan vergessend.
    Alldays Blick war trotzig. »Beleidigen Sie mich nicht, Sir. Wenn die Kerls sich mit uns anlegen wollen, kriegen sie von mir Saures, verlassen Sie sich drauf!«
    Bolitho lächelte. »Ich weiß ja genausogut, daß ich tauben Ohren predige, alter Freund.«
    Er fuhr herum, weil Keen meldete: »Sie signalisieren der
Argonaute,
Sir!«
    Midshipman Ferrier ließ enttäuscht sein großes Signalteleskop sinken. »Verschlüsselt, Sir.«
    Bolitho befahl: »Kurs ändern!«
    Darauf hatten die Rudergänger schon lange gewartet. Sie ließen das große Rad wirbeln, und während andere an die Brassen eilten, um die Rahen neu zu trimmen, meldete Knocker: »Drei Strich abgefallen, Sir. Neuer Kurs Nordost zu Nord!«
    Bolitho spürte selbst die Veränderung in dem viel heftigeren Zupacken des Windes oben in den Segeln.
    Keen erinnerte sich an den Ausguck. »Rufen Sie Mr. Mountsteven wieder herunter«, befahl er.
    »Der Franzose ändert Kurs, Sir.«
    Bolitho hielt den Atem an, als die mächtige Fregatte um etwa einen Strich auf
Achates
zudrehte und gleichzeitig Großsegel und Treiber setzte.
    Keen hieb mit der Faust auf die Reling. »Sie überholt uns, Sir«, rief er.
    Ein Seesoldat ließ etwas Metallisches an Deck poltern, worauf Sergeant Saxton ihn anzischte: »Wenn du dich noch einmal rührst, zieh’ ich dir bei lebendigem Leibe die Haut ab!«
    Gischt sprühte über Galion und Bugspriet der Fregatte. Wenn sie Kurs und Geschwindigkeit beibehielt, mußte sie
Achates
mit einer halben Kabellänge Distanz an Steuerbord überholen.
    Als Bolitho wieder sein Fernglas hob, sah er gespannte Gesichter übers bewegte Wasser zu ihnen herüberspähen; sie kamen ihm seltsam fremdartig vor, da er seit Wochen nur die vertrauten Gesichter seiner eigenen Besatzung gesehen hatte.
    »Batteriedecks – feuerklar!«
    Mit verschränkten Armen starrte Keen zum Feind hinüber. Sobald
Achates
wieder über Stag ging, würde der Wind sie stark nach Lee überlegen. Aber das plötzliche Manöver mußte sie auf einen Kurs quer zu dem der Fregatte bringen, praktisch vor ihrem Bug vorbei. Also jetzt oder nie – denn in ein paar Minuten wäre es zu spät, dann würden die beiden Schiffe kollidieren, wenn
Achates
ihre Halse fuhr.
    »An die Brassen!«
    Bolitho packte seinen alten Säbel und preßte ihn fest an den Oberschenkel.
    »Jetzt!«
    Das große Doppelrad quietschte laut, als die Rudergänger sich mit ganzem Gewicht in die Speichen warfen. Während die Rahen mit dem Wind herumzuschwingen begannen, stiegen zwei neue Flaggen zum Groß- und zum Besanmasttopp empor.
    »Stückpforten auf! Schneller, dort drüben! Ausrennen!«
    Bolitho konnte den Blick nicht von der turmhohen Segelpyramide der französischen Fregatte wenden, die jetzt auf
Achates’
Steuerbordseite zuglitt.
    Er hörte ein Trompetensignal und konnte sich drüben die fieberhafte Geschäftigkeit vorstellen, als das britische Schiff, das sie gehetzt hatten, plötzlich wie ein gestellter Eber herumfuhr, alle Kanonenrohre

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