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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verständigen.
    Knocker rief: »Neuer Kurs Ostnordost, Sir!«
    Der französische 74er steuerte Nordost und damit wieder konvergierenden Kurs zu ihnen. Aber er hielt immer noch die Luvposition und würde wahrscheinlich versuchen, seinen Gegner mit einer hoch gezielten Breitseite zu entmasten oder ihn mit Kettenkugeln wenigstens stark zu beschädigen, während er selbst für den Briten außer Schußweite blieb.
    Keen trat heran und salutierte. »Alle Kanonen geladen und feuerklar, Sir«, meldete er und warf einen Blick nach oben in die Takelage.
    »Mr. Rooke hat es sogar geschafft, in der Zwischenzeit alle Netze und Kettenschlingen auszubringen.«
    Bolitho mußte lächeln. »Ich
weiß,
daß wir viel riskiert haben, Val.« Keen wandte den Blick ab. »Jedenfalls waren Sie fair und haben sie vorher gewarnt. Diesmal brauchen Sie das nicht mehr zu tun.«
    Auch er starrte gespannt zu dem französischen Linienschiff hinüber, das noch eine Seemeile entfernt war; die kleine Fregatte hielt sich gut frei von ihm und kreuzte vor dem Wind, um sich jederzeit auf
Achates
stürzen und das Feuer aus einem anderen Winkel eröffnen zu können.
    Bolitho wußte, daß
Achates
sich nun bald mit dem moderneren, größeren und besser bewaffneten Gegner messen mußte, und spürte die Spannung wie eine geballte Faust in seinen Eingeweiden; immerhin war sein Schiff beweglicher und hatte sich schon Hunderte von Malen im Gefecht bewährt.
    Keen überlegte laut: »Wenn er in Luv bleibt, kommen wir nicht an ihn heran, Sir. Während er jederzeit zu uns aufschließen oder sein Glück mit Einzelfeuer auf weite Distanz versuchen kann. Auch dabei sind verheerende Treffer möglich.«
    »Richtig.« Bolitho stieg in die Wanten und spähte achteraus. »Die andere Fregatte, die
Diane,
hat noch Westkurs, wird aber bald halsen und hinter uns herkommen.« Er lächelte Keen grimmig an. »Um uns in die Hacken zu beißen.«
    Keen nickte. »Und wenn wir dann bereits im Gefecht mit
Argonaute
sind, kann sie entscheidenden Schaden anrichten, Sir.«
    Bolitho sprang wieder an Deck. »Was halten Sie davon, Val, wenn wir die
Diane
als Köder benutzen?«
    Keens Augen leuchteten auf. »Indem wir zuerst sie angreifen, Sir?« Bolitho nickte. »Soweit ich weiß, ist Konteradmiral Jobert ein Ehrenmann. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er untätig zusieht, wenn seine letzte Fregatte von einem Linienschiff attackiert wird.« Er vergewisserte sich über den Stand der Sonne. Erst eine Stunde war vergangen, seit die Karronade das Schicksal der anderen Fregatte besiegelt hatte.
    Dann fuhr er fort: »Wir haben einen Stückmeister namens Crocker an Bord. Er fiel mir auf, als ich die Festung besuchte: ein fürchterlicher Haudegen, aber ein Meister seines Fachs.«
    Keen wußte, wen er meinte. »Vom unteren Batteriedeck. Ich lasse ihn rufen, Sir.«
    Crocker erschien auf dem Hüttendeck und beschattete sein eines unverletztes Auge mit der Hand vor der Sonne, die ihn nach dem Zwielicht des unteren Batteriedecks zu stören schien. Er grüßte lässig und baute sich vor Bolitho auf, eine seltsam bizarre Gestalt zwischen den adretten Seesoldaten.
    Bolitho sagte zu ihm: »Sie übernehmen jetzt die beiden Heckkanonen, Crocker. Wir werden achteraus bald Gesellschaft bekommen. Wenn ich’s sage, dann sollen Sie die Fregatte empfindlich genug treffen, um ihren Admiral auf den Plan zu rufen.«
    Crocker legte den Kopf schief, damit sein gesundes Auge Bolitho mustern konnte. »Sir?« fragte er begriffsstutzig.
    »Tu einfach, was man dir sagt, Crocker«, meinte Keen entnervt.
    »Der französische 74er wird zu uns aufschließen, wenn der Admiral an Bord sieht, was wir hier anstellen.«
    »Ach so, verstehe, Sir.«
    »Such dir die besten Kanoniere zusammen, Hauptsache, du entmastest mir diese Fregatte.«
    Crocker grinste mit lückenhaftem Gebiß. »Und ich dachte schon, Sie wollten sich mit der Kleinen begnügen, Sir.«
    Er hinkte davon, und Keen murmelte: »Wenn die Franzmänner bei uns längsseits gehen, wird sie Crockers Anblick zu Tode erschrecken.«
    Bolitho lockerte sein Halstuch und warf einen Blick zum Himmel. Hoch über den feindlichen Schiffen trieben Seevögel gleichgültig im Aufwind dahin wie Geier, die kaltblütig auf ihr gräßliches Mahl warteten.
    Er dachte an Belinda, an die grünen Hänge zu Füßen von Pendennis Castle, von wo aus sie den vorbeiziehenden Schiffen nachsehen konnte.
    Dann hörte er Adam sagen: »Jetzt dauert es nicht mehr lange.« Bolitho sah ihn an und fragte sich, ob

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