Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
z. B. Stipendien-Studienreisen nach Amerika, Italien usf.«. Am 12. Oktober 1965 bereits schreibt er demselben Adressaten, er wolle sich »doch nicht ›Hals über Kopf‹ von dem Haus und Hof trennen. [. . .] Es ist soweit gekommen, dass mich Nathal nicht mehr nur unangenehm beschäftigt, wenn ich einschlafe und bevor ich aufwache.« ( Thomas Bernhard – Karl Ignaz Hennetmair , S. 24, 42)
[14; Anschrift: Villa Eugenija, Lovran/Jugoslawien 1 ]
Frankfurt am Main
18. Oktober 1965
Lieber Herr Bernhard,
am 3. November arrangiert die Österreichische Gesellschaft für Literatur in Wien eine Doppel-Veranstaltung:
Eine Lesung von Tumler aus seinem neuen Buch »Aufschreibung aus Trient« und ein Gespräch mit mir über den Insel Verlag. Ich hätte es sehr gern, wenn Sie bei dieser Veranstaltung, die vormittags um 11 Uhr stattfindet, und bei einem Essen am Abend des gleichen Tages mit Sortimentern anwesend wären. Ich bin gern bereit, Ihre Fahrtkosten nach Wien und die dortigen Hotelkosten zu übernehmen. Mir läge wirklich viel daran, Sie bei diesem Zusammenkommen dabeizuhaben.
Bitte schreiben Sie mir oder – was mir noch lieber wäre – schicken Sie mir ein Telegramm, ob Sie kommen können.
Mit den besten Wünschen
Ihr
Siegfried Unseld
(für Herrn Dr. Unseld, der vor der Übertragung des Diktats zur Buchmesse gehen mußte)
1 Einem maschinenschriftlichen Vermerk auf dem Durchschlag des Briefes zufolge wird eine Kopie des Briefes an die Obkirchergasse in Wien gesandt.
[15; Telegramm]
Wien
25. Oktober 1965
3. november wien freue mich = bernhard
[16; Anschrift: Wien]
Frankfurt am Main
25. Oktober 1965
Lieber Herr Bernhard,
schönsten Dank für Ihr Telegramm. Ich werde Dienstag, den 2. November, am Spätnachmittag nach Wien kommen. Könnten wir uns abends im Hotel Royal, Singergasse 3, treffen? Wir könnten von dort aus zu einem gemeinsamen Abendessen gehen. 1
Mit herzlichen Grüßen und auf Wiedersehen
Ihr
(für Herrn Dr. Unseld, der vor Übertragung des Diktats fortmußte)
1 S. U. hält in seinem Reisebericht Wien, 2.-4. November 1965 über das Gespräch mit Th. B. fest: »Ich hatte mit ihm mehrere erfolgreiche Begegnungen, die nun doch den Schatten der ersten Begegnung [siehe Anm. 3 zu Brief 5] auslöschten. Er wird Ende Januar der Insel sein Roman-Manuskript einreichen. Er hat jetzt etwa 400 Seiten geschrieben, 100 weitere kommen noch hinzu, ich nehme an, daß das Ganze einen Umfang von 300 Seiten haben wird. Der jetzige Titel ›Die Ruhe‹ wird wohl kaum bleiben. Sein Stück ›Die Jause‹ ist fertiggestellt und liegt bei der Direktion der Salzburger Festspiele, in deren Auftrag das Stück entstanden ist. Bernhard übergibt alle Aufführungsrechte dem Theaterverlag Suhrkamp, er hat dies auch schon nach Salzburg berichtet und gebeten, man möchte sich wegen des Vertrages mit uns in Verbindung setzen. Wie ich die Salzburger Leute kenne, werden sie das wohl kaum machen. [. . .] Wir selbst werden das Manuskript ebenfalls bis Ende November erhalten. Wir wollen es dann sogleich lesen, um die weiteren Fragen der Vervielfältigung und eventueller Publikation zu entscheiden.«
Über die Veranstaltung in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur berichtet Die Presse am 4. November 1965 unter der Überschrift Buchpremiere für Tumler : »Was die Gesellschaft für Literatur seit Jahren vergebens versuchte, gelang ihr Mittwoch anläßlich eines Presseempfangs und einer Buchpremiere im Palais Wilczek: den österreichischen Schriftsteller Franz Tumler nicht nur nach Wien zu locken, sondern ihn sogar zum Lesen zu bewegen. [. . .] Siegfried Unseld, der als Verleger nicht nur Franz Tumlers Werk betreut, sondern unter anderem ebenso jenes des ebenso hervorragenden jungen Österreichers Thomas Bernhard, berichtete vor der Lesung über die Arbeit seiner Verlage Suhrkamp und Insel.« An dem Abendessen mit den Inhabern der österreichischen Auslieferung der beiden Verlage und Wiener Buchhändlern nehmen neben Th. B. teil: Peter Handke, Zbigniew Herbert und Franz Tumler.
[17; 〈Ohlsdorf〉; Briefpapier des Suhrkamp Verlags]
Frankfurt am Main
3. Dezember 1965
Lieber Herr Bernhard,
ich freue mich sehr über den »Amras« in der edition suhrkamp! Der Band ist jetzt erschienen. 1
Wir druckten eine Auflage von 7.500 Exemplaren. Über das Honorar rechnet der Suhrkamp Verlag mit dem Insel Verlag ab. Wir schicken Ihnen fünf Freiexemplare zu, bitte verfügen Sie
Weitere Kostenlose Bücher