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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Schauspielschüler« machen; es handelt sich um Theaterszenen und -Stücke, die für das Mozarteumseminar geschrieben waren. 1
    Ich führe heuer nurmehr noch das Leben, besser, die Existenz eines Schriftstellers und das hat für mich im Augenblick etwas ungeheuer Erregendes an sich (und in mir).
    Nach einem Aufenthalt in der Slowakei weht durch das Romanmanuskript ein frischer Wind. Ich will mit Jahresende mit der ganzen grossen »Schererei« fertig sein.
    Ausser einer Russlandreise unternehme ich nichts mehr heuer. 2
    Herzlich Ihr
    Thomas Bernhard
    1    Übungsstücke für Schauspielschüler nennt Th. B. (der zwischen 1955 und 1957 die Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mozarteum in Salzburg besucht) eine von ihm mit der Jahreszahl 1958 versehene Zusammenstellung kurzer Theaterstücke. Zu ihr zählen die Kurzdramen Frühling, Köpfe, Unterhaltung verschiedener Vögel, Rosa, Nachspiel zu Rosa, Die Erfundene oder das Fenster, Zirkus, Die Galgen . Die Widmung stammt von Charles Péguy und lautet zunächst: »Die schlechten Tage, die wie ein Herbstregen fallen . . .«, wird jedoch durchgestrichen und mit dem Zusatz versehen: »Satz von Artaud«. Übungsstücke für Schauspielschüler wird nicht publiziert (siehe Anm. 1 zu Brief 432). Die Erfundene, Rosa und Frühling (in einer früheren Fassung) gelangen am 22. Juli 1960 unter der Regie von Herbert Wochinz in der Scheune des dem Ehepaar Maja und Gerhard Lampersberg gehörenden Tonhofs im Kärntner Maria Saal zur Uraufführung. Die Stücke sind gedruckt in Th. B.: Werke 15 , S. 61-88 (siehe zu deren Entstehungs- und Aufführungsgeschichte: S. 437-446).
Der Satz ist mit einem Rotstift unterstrichen.
    2   Der Brief trägt innerhalb des Eingangsstempels den handschriftlichen Vermerk. »Dr. Bo[tond] gesehen« sowie den handschriftlichen Zusatz von dritter Seite: »Obernathal, Ohlsdorf OÖ«.

[11; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    23. August 1965
    Lieber Herr Bernhard,
    nachdem wir unsere diesjährige Produktion unter Dach und Fach haben, können wir nunmehr in Ruhe nach Weiterem Ausschau halten. Wie sieht es bei Ihnen aus? Kommen Sie mit Ihrer Arbeit gut voran? Es wäre nett, wenn Sie mir eine kurze Zeile geben könnten, aus der ich die Art der neuen Arbeit, ihren Umfang und einen mutmaßlichen Termin für den Abschluß erfahren könnte.
    Mit guten Wünschen und Grüßen
    Ihr
    Siegfried Unseld

[13; Anschrift: Villa Eugenija, Lovran/Jugoslawien]
     
    Frankfurt am Main
    13. September 1965
    Lieber Herr Bernhard,
    ein Verleger ist ein Mann, der gewohnt ist, sich täglich neu von den Überlegungen, Imaginationen und Wünschen seiner Autoren überraschen zu lassen! Ihren römischen Brief habe ich mit Anteilnahme gelesen. Ich kann mir gut vorstellen, wie Ihnen nach der Geschichte auf der Strada del sole zumute ist. Der alte Satz, media in vita . . . stimmt mehr denn je.
    Ich bin schon ein wenig bestürzt, daß Sie jenes Haus, das Sie mir einst als ideales Arbeitsdomizil schilderten, aufgeben wollen. Hauptaufgabe des Verlegers (nachdem Sie eine solche Anspielung nun einmal gegeben haben) ist es doch, dafür zu sorgen, daß der Autor ständig eine gute Arbeitsmöglichkeit hat; ich sah Sie in Ihrem Salzburger Haus gut situiert. Auf die österreichische Staatsbürgerschaft hätte ich an Ihrer Stelle so gepfiffen wie auf jede andere Staatsbürgerschaft, die heutzutage nichts mehr wert ist. Doch wer verkauft Ihnen das Haus? Werden Sie da nicht übers Ohr gehauen? Und denken Sie daran, daß wir Ihnen für den Kauf dieses Hauses ein Darlehen von DM 25.000,- gegeben haben. 1
    Sehr erfreut bin ich über die Nachricht, daß der neue Roman Ende des Jahres fertig werden kann. Das bedeutet, daß wir das Buch dann in der zweiten Hälfte des Jahres 1966 herausbringen können, und das scheint mir ein guter Termin zu sein. Die »Klimaverschlimmerung« erwarte ich ebenfalls gern. Schicken Sie mir immer alles, was Sie fertig haben.
    Mit den besten Grüßen und Wünschen
    Ihr
    Siegfried Unseld
    1   In einem Brief vom 18. September 1965 teilt Th. B. Karl Ignaz Hennetmair seinen »festen Entschluss« mit, »Nathal zu verkaufen, nicht mehr besitzen zu wollen«, und erteilt diesem die Vollmacht, in seinem Namen zu handeln. Seine Begründung: »Meine Bindung an die Landschaft usf. bleibt eine starke, aber ich habe eingesehen, dass es für mich zu früh ist, mich festzusetzen; ich bin auf einmal fürchterlich unbeweglich; ich verrammle mir alle Möglichkeiten,

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