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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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ach, laß es dasein, laß es dasein…
»Es gibt«, fing Bonifaz an, »wenn ich mich recht entsinne… einen Absatz im Maßstab für das Turnier…«
Er machte eine Pause, um den umstehenden Rittern vielsagend zuzunicken.
»… der sich am Ende des fünfunddreißigsten Bands des
Maßstabs von Solamnia befindet und in den ersten siebzig
Seiten des sechsunddreißigsten Bands weitergeführt
wird… einen Absatz über den vollständigen Erhalt des
Kreises beim Schwertturnier.«
»Das stimmt allerdings«, antwortete einer der Weisen,
der zustimmend sein kahles Haupt neigte. »Band fünfunddreißig, Seite zweihundertachtundsiebzig, Absatz sieben,
Artikel zwei.«
Fürst Alfred beugte sich über das Buch, um eilig darin zu
blättern. Angriff rutschte von der Gabelung herunter, setzte
sich mitten in den Kreis und legte den Kopf schief wie ein
Falke und hörte aufmerksam zu.
»Im Ring des Schwertes«, las er vor, »ob an Mittsommer
oder zur Sonnenwende oder beim Julfest, hat jeder Ritter,
der mitten im Wettkampf oder im Gottesurteil den Kreis
verläßt, sein Schwert verwirkt.«
Alfred Merkenin sah perplex auf.
»Schon wahr, hier ist vom Kreis die Rede«, gab er zu, »aber ich verstehe nicht, was das hier zu bedeuten hat.«
»Ganz einfach«, erklärte Fürst Bonifaz, der mit neuer Zuversicht zur Kreismitte ging. »Als Fürst Angriff Feuerklinge
sich von der Erde entfernt hat, um… um meinem Angriff
auszuweichen, hat er sich zugleich aus dem Kreis entfernt,
so daß ihm die Strafe des Maßstabs gebührt.«
Seine letzten Worte wurden mit Schweigen aufgenommen. Gunthar Uth Wistan trat verärgert vor, doch Angriff
hielt ihn mit halb belustigtem, halb erstauntem Ausdruck
zurück.
»Ihr könnt ihn im fairen Kampf nicht besiegen«, murrte
Gunthar, »darum schlagt Ihr ihn mit… mit Mathematik !«
Bonifaz’ Blick wich nicht von Fürst Alfred Merkenin.
Schließlich würden er und der Rat nach der Auslegung
durch die Weisen über die Sache entscheiden. Alfred starrte jeden der beiden Streiter ein letztes Mal lange an, um
dann den roten Vorhang vor den Balkon zu ziehen.
Ihre Entscheidung dauerte keine Stunde. Als der Vorhang aufging, sah Bonifaz die bedrängte Miene von Fürst
Stephan Peres. Fürst Bonifaz lächelte, denn er erwartete
einen guten Ausgang für sich.
Angriff saß ruhig und abwesend auf dem Boden. Er
blickte in das Blätterdach hinauf, durch das die Dämmerung und die ersten Abendsterne zu sehen waren.
»Der Rat ist… geteilter Meinung über diese Sache«, verkündete Alfred den umstehenden Rittern, wobei er einmal
tief Luft holte. »Wenn der Rat sich nicht entscheiden kann,
sollen nach dem Maßstab des Turniers die Schriftkundigen
des Maßstabs, nach Band zwei, Seite siebenunddreißig, Absatz zwei, Artikel drei, das Urteil fällen.«
»Artikel zwei«, stellte der kahle Gelehrte richtig, der ehrfürchtig die Augen schloß.
Alfred seufzte und nickte. Mit resignierter Stimme sagte
er: »Artikel zwei des erwähnten Maßstabs von Solamnia…«
»So daß schließlich und endlich«, fuhr der zweite Weise
fort, ein kleiner, grauhaariger Mann, dessen dicker Bart
über seine rote Robe fiel, »die Akademie von Solamnia zugunsten von Fürst Bonifaz von Nebelhafen entscheidet.
Fürst Angriff Feuerklinge soll für den fraglichen Kampf
seines Schwertes verlustig sein.«
Er wußte, es war kompliziert und schmeckte nach rechthaberischer Wortklauberei, doch er hatte gewonnen. Fürst
Bonifaz verbarg seine Begeisterung und starrte seinen Gegner ernst an. Tiberio Uth Matar war weniger klug. Er fing
an, höhnisch zu kichern, und nicht einmal ein kalter Blick
von Fürst Alfred persönlich brachte ihn zum Schweigen.
Angriff lächelte und ließ sein Schwert fallen. Tiberio trat
in die Kreismitte, wo er getreu dem Maßstab das weggeworfene Schwert aufhob.
Fröhlich kletterte Tiberio selbst auf den Baum, brach einen knapp fußlangen, höchstens fingerdicken Zweig ab,
den er Angriff Feuerklinge frech in den Schoß warf.
»Da habt Ihr Euer Schwert, Feuerklinge«, rief er spöttisch. »Der Baum, der Eure Waffe gestohlen hat, sollte Euch
eine zurückgeben!«
Bonifaz rief seinen dreisten Sekundanten zur Ordnung,
aber Angriff lachte nur. Langsam und selbstsicher stellte
sich Fürst Feuerklinge mit dem Olivenzweig in die Mitte
des Rings.
»So sei es, Tiberio«, erklärte er ruhig. »Wie ich den Maßstab gehört habe, steht nicht darin, daß der Kampf zu Ende
ist. Mein Schwert ist geschlagen, aber ich noch nicht.«
Gelassen

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