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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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Sturm annahm, daß die Häuser
von einem einfachen Feuer in der Mitte geheizt wurden.
Das war zu erwarten gewesen, dachte Sturm. Schließlich
hatte er gehört, daß die Menschen aus Lemisch immer noch
im Zeitalter der Finsternis lebten und die Häuser selbst ihrer mächtigsten Herrscher aus solamnischer Sicht kaum
Schuppen zu nennen waren.
Was er jedoch nicht erwartet hatte, war der Versammlungsplatz – er blühte und grünte. Inmitten eines wenig
einladenden, tristen Dorfes sprießte es direkt aus den Häusern am Platz, denn aus den Wänden wuchsen Blätter und
Ranken, als würden die Balken noch leben und treiben.
Dort, inmitten eines von Menschenhand geschaffenen
Waldes, erwarteten Sturm und Mara die Druidin Ragnell.
Sie trat unter einem Blätterbaldachin hervor, nachdem
drei hübsche Mädchen ihr den Weg mit Lavendel und Fliederblüten bestreut hatten. Die alte Frau war völlig krumm,
ihr Gesicht so runzlig und dunkel wie eine Walnußschale,
ihr weißes Haar dünn und zerzaust. Sturm dachte an Meeresscheuchen, die spindelförmigen, lebensgroßen Puppen
aus Holz und Schlamm, die die Küsten von Kothas und
Mithas säumten, um von weitem den Eindruck zu erwecken, die Strände wären ständig bewacht.
Die alte Frau humpelte zu dem Weidenthron, wo sie sich,
gestützt von den jungen Mädchen, mit langem, lauten
Seufzen niederließ. So leise und rasch wie Vögel hasteten
die Mädchen davon. Ihre olivbraune Haut verschwamm im
Wald und im flackernden Fackelschein, so daß Sturm aus
einiger Entfernung schließlich höchstens noch ihre weißen
Kleider wie Geister durch den Wald huschen sah.
»Was bringst du mir, Hauptmann Duir?« fragte die Druidin, wodurch sie Sturms Aufmerksamkeit abrupt wieder
auf den Platz, das Licht und die häßliche, alte Frau da drüben auf dem Weidenthron lenkte.
»Einen Solamnier, Lady Ragnell«, gab der Hauptmann
bekannt. »Einen Solamnier und seine Gefährtin, eine Elfe.«
»Die Kagonesti sind bei uns willkommen«, entschied
Ragnell. »Das Mädchen darf sich im Dorf frei bewegen.«
Wachmann Oron trat höflich, ja, scheu, von Mara weg.
Das Elfenmädchen stand von bettelnden Kindern umringt
zwischen den Soldaten und wußte nicht recht, was es jetzt
tun sollte. Fragend blickte sie zu Sturm, der tonlos das
Wort »Geh!« formte. Beinahe widerstrebend bahnte sie sich
einen Weg durch die Menschen, bis sie am Rand des Feuerscheins und des Dorfplatzes einen Augenblick stehenblieb,
um dann in die Schatten zurückzuweichen.
Nachdem Sturm nun allein der Druidin gegenüberstand,
wandte er sich unsicher dem Weidenthron zu. Er wußte
nicht, was mit ihm geschehen würde, und noch nebulöser
wurde es durch die komischen Geschichten, die er über die
Druiden in dieser Gegend gehört hatte. Sturm haßte Unsicherheit und rüstete sich für jede Überraschung, mit der die
alte Frau vielleicht aufwarten würde.
Die meisten Ritter von Solamnia kannten Druiden nur
vom Hörensagen. Da sie sich am Rande von anderen Religionen bewegten, schien es angebracht zu sein, gegen sie
alle vorzugehen, denn vom solamnischen Klerus wurden
sie als »Heiden« und »Häretiker« eingestuft. In manchen
Teilen von Ansalon verehrten sie angeblich Bäume; andere
praktizierten eine merkwürdige, veränderliche Magie, die
mehr von den Jahreszeiten abhing als von den Monden der
Zauberer. Es gab noch unheimlichere Dinge, die der Junge
gehört hatte, aber als er jetzt am Dorffeuer stand, versuchte
er, diese furchterregenden Geschichten aus seinen Gedanken zu verdrängen.
Nervös blinzelte er das häßliche, alte Weib an. Sie hatte
eine Hakennase, und über ihre rechte Wange schlängelte
sich eine weißliche Narbe. Nur die Götter wußten, wie sie
dieses Ehrenmal erhalten hatte, und vielleicht kannten
nicht einmal diese die Bräuche der Druiden von Lemisch.
Diese runzlige, vernarbte Lady Ragnell war offensichtlich
eine Oberdruidin, was auch immer das bedeutete. Alle begegneten ihr mit ehrfürchtigem Respekt, so wie die Ritter
eine Edelfrau behandeln würden, doch sie hörten auch auf
ihre Ansichten und befolgten ihre Anordnungen. Jetzt blieb
Sturm nichts anderes übrig, als zuzuhören. Die alte Frau
beugte sich mit funkelnden, schwarzen Augen auf ihrem
Thron vor.
»Solamnier sind hier unerwünscht, Bursche. Oder wußtest du das nicht?«
»Ich habe eine wichtige Mission, die mich in den Wald
hinter Euch führt«, erklärte Sturm in bester Rittermanier. Er
trat vor und straffte die Schultern, denn ihm

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