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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Die Erzählung von Don Roderich.
    Viele in dieser Sage enthaltenen Thatsachen sind aus einer alten Chronik genommen, welche in zierlicher und veralteter spanischer Handschrift geschrieben und angeblich eine Uebersetzung aus der arabischen Geschichte des Mauren Rasis ist, die Mohammed, ein moslemitischer Schriftsteller, und Gil Parez, ein spanischer Priester, gefertigt haben. Man betrachtet sie als eine literarische Mosaik-Arbeit, aus arabischen und spanischen Chroniken zusammengesetzt; die meisten spanischen Geschichtschreiber haben jedoch aus diesem Werke ihre Einzelnheiten in Bezug auf die Schicksale Don Roderich’s entnommen.
    Der Verf.
Erstes Kapitel.
    Von den alten Bewohnern Spaniens. – Von Witiza des Gottlosen schlimmer Regierung.
    Spanien, oder, wie es in den alten Zeiten genannt wurde, Iberien, war ein von den frühesten Perioden her durch Eindringlinge vielfach bedrängtes Land. Die Celten, die Griechen, die Phönizier, die Karthaginenser brachen wechselsweise oder zu gleicher Zeit in seine Gebiete ein, trieben die eingebornen Iberier aus ihren heimischen Sitzen und gründeten Kolonien und bauten Städte in dem eroberten Lande. Später fiel es in die nach Allem greifende Gewalt Rom’s und war eine Zeitlang eine unterjochte Provinz; und als dies riesenhafte Reich in Trümmer zerfiel, überströmten die Sueven, die Alanen und die Vandalen, diese Barbaren des Nordens, das arme Land, verwüsteten es und theilten seine Gebiete unter sich.
    Ihre Herrschaft war nicht von langer Dauer. Im fünften Jahrhundert unternahmen die Gothen, welche damals Rom’s Verbündete waren, die Eroberung Iberiens, und nach einem dreijährigen verzweifelten Kampfe blieben sie Sieger. Sie trieben die barbarischen Horden, ihre Vorgänger, vor sich her, verbanden sich durch Zwischenheirathen und verschmolzen sich mit den alten Eingebornen des Landes und bildeten ein mächtiges, glänzendes Reich, welches die Iberische Halbinsel, das alte Narbonesische, später
Gallia gothica
oder Gothisches Gallien genannt, und einen Theil der afrikanischen Küste, Tingitania geheißen, in sich begriff. Durch diese Mischung der Gothen und Iberier wurde gewissermaßen auch ein neuer Volksstamm erzeugt. Einer Verbindung kriegerischer Stämme entsprungen und inmitten des Waffengetöses gesäugt und herangewachsen, waren die Gothischen Spanier, wenn man sie so nennen darf, ein kriegerisches, ruheloses, aber hochsinniges und heldenmüthiges Volk. Ihre einfache, enthaltsame Lebensweise, ihre Verachtung körperlicher Mühseligkeiten und Leiden und ihre Liebe zu kühnen Unternehmungen machten sie ganz für das Kriegerleben geeignet. Auch waren sie dem Kriege so zugethan, daß sie, wenn es ihnen an Feinden von außen fehlte, mit denen sie sich messen konnten, sich unter einander bekämpften, und wenn sie im Handgemenge waren, konnten, wie ein alter Chronikenschreiber sagt, selbst die Donnerschläge und Blitze des Himmels sie nicht trennen. [Fußnote:
Florian de Ocampo. lib. III. cap. 12. – Justin . Abrev Trog. Pomp, lib. XLIV. Bleda , Chronica. lib. II. cap. 3.
– Der Verf. ]
    Zwei und ein halbes Jahrhundert hindurch blieb die Herrschaft der Gothen unerschüttert, und fünf und zwanzig Könige hatten während dieser Zeit in ununterbrochener Reihenfolge den Thron inne. Die Krone war der Wahl eines Rathes von Palatinen (Kronbeamten), der aus den Bischöfen und Edeln zusammengesetzt war, anheim gegeben; während diese Palatine dem neu gewählten Herrscher Treue schworen, verpflichteten sie ihn seinerseits durch einen Eid zu treuer Erfüllung seiner Pflichten. Sie wählten unter dem Volke, und ihre Wahl war nur einer einzigen Bedingung unterworfen – der König mußte reinen Gothischen Geblütes sein. Obgleich aber die Krone, dem Grundsatze nach, wählbar war, wurde sie durch den Gebrauch allmählich erblich, und die Macht der Könige stieg so, daß sie fast eine unbeschränkte war. Der König war Oberbefehlshaber der Heere; die Verleihung aller Stellen des Königreichs war in seinen Händen; er rief die Nationalberathungen zusammen und lös’te sie auf; er gab Gesetze und nahm sie zurück, wie er es für gut fand; und da er auch in Kirchensachen unbeschränkte Gewalt ausübte, herrschte er selbst über das Gewissen seiner Unterthanen.
    Die Gothen waren, zur Zeit ihres Einfalls, dem Arianismus auf das Eifrigste zugethan; nach einiger Zeit aber gingen sie zu der katholischen Lehre über, welche durch die eingebornen Spanier in vielfacher Hinsicht von den

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