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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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schlau von Faolan, sich von hinten anzuschleichen , dachte sie. Doch schon hatte auch Heep Faolan entdeckt. Mit wutschnaubender Stimme stieß er hervor: „Ah, Faolan, bist du zum Endspiel gekommen?“
    Er ist wahnsinnig , dachte Gwynneth. Irre. Der gelbe Wolf ist völlig übergeschnappt.
    „Ja, aber nicht zu meinem, sondern zu deinem.“
    „Nicht, wenn ich die Knochen deiner teuren Donnerherz in die Pfoten bekomme.“
    Gwynneth, die hoch über allem schwebte, hatte das Gefühl, aus ihrem Körper herausgeflogen zu sein. Wie in einem Traum verfolgte sie den sonderbaren Schattentanz im Mondlicht unter ihr. Die vier Wölfe bewegten sich im Kreis herum, knurrten und schnappten mit den Kiefern.
    „Gib sie auf!“, fauchte Heep. „Gib endlich die Knochen der Grizzlybärin auf!“
    „Niemals!“, knurrte Faolan.
    „Du hast Angst! Du fürchtest dich davor, ohne deine zweite Milchgeberin auf der Erde zu wandeln, was?“
    „Das sind ihre Knochen . Sie ist tot.“
    „Aber du bist nicht tot. Und ohne diese Knochen bist du nichts, hab ich Recht?“, zischte Heep.
    „Nein, da irrst du dich“, ertönte eine andere Stimme. Die vier Wölfe schreckten zusammen. Im nächsten Moment sprang die Sark den Hang herunter und stellte sich neben Faolan. Die beiden Clanlosen duckten sich drohend auf den Boden und zogen die Lefzen zu einer hässlichen Fratze zurück, doch Faolan ließ sich davon nicht beirren. Er hielt den Schwanz hoch erhoben, sein Blick war fest und ruhig. Er schwebte geradezu auf Heep und die beiden Clanlosen zu – wie ein silbriger Sternenschwarm im Mondlicht. Hinter ihm wallte ein Nebel auf und die drei Wölfe zitterten jetzt hemmungslos. Es war, als würde ihnen das Mark aus den Knochen gesaugt. Was hier auf sie zukam, war nicht nur Faolan, der neue Gardewolf, sondern ein ganzes Geisterheer – angefangen von dem kürzlich verstorbenen Duncan MacDuncan bis hin zum ersten Fengo, der die Wölfe in die Hinterlande geführt hatte.
    „Lasst die Knochen meiner Milchgeberin Donnerherz in Frieden und packt euch fort in die Frostlande. Ich will nicht, dass euer Blut an meinen Pfoten klebt.“
    Heep und die beiden Clanlosen ließen sich das nicht zweimal sagen. Sie hetzten davon, als sei der Teufel hinter ihnen her.
    Der Byrrgis kam zu spät. „Sie sind fort. Und Heep mit ihnen“, verkündete die Sark.
    „Fort?“, wiederholte Liam MacDuncan. „Und wohin?“
    „In die Frostlande“, erwiderte Faolan. „Verfolgt sie nicht. Sie werden nicht zurückkommen.“
    Liam MacDuncan legte den Kopf von einer Seite auf die andere. Schließlich blickte er zum Großen Wolf über ihren Köpfen auf. „Merkwürdig, ich spüre den Geist meines Vaters.“
    „Gut möglich“, sagte Faolan. „Gut möglich.“

Ein Gebet
    Gwynneth kehrte zu ihrer Schmiede zurück, während Faolan zum Carreg-Gaer-Rudel lief, um die Reise zum Kreis der Heiligen Vulkane anzutreten. Die Sark trottete in ihre Höhle zurück, nahm einen frisch gebrannten Erinnerungskrug aus dem Ofen und wisperte so leise hinein, dass ihre Worte kaum zu hören waren.
    „Ich bin ein vernünftig denkendes Wesen. Ich glaube nicht an Magie und auch nicht an Geistnebel – Lochin , wie die Wölfe es nennen, oder Geisterschnäbel , wie die Eulen sagen. Aber heute Nacht habe ich die Geister der verstorbenen Wölfe unter dem vollen Mond der Singenden Gräser gespürt. Ich glaube, sie wurden von dem künftigen Gardewolf Faolan heraufbeschworen. Er scheint sich seiner Macht jedoch noch nicht bewusst zu sein und er kennt auch nicht den Grund für das merkwürdige Spiralmuster am Fußpolster seiner gespreizten Pfote. Kann es sein, dass er eine Gyre -Seele ist – eine ‚Strudelseele‘, wie die Skrielin der alten Zeit es nannten?“
    Die Sark nahm die Schnauze aus dem Gedächtniskrug und stopfte einen Pfropfen Sumpflehm in die Öffnung, um den Krug luftdicht zu verschließen. Kein einziges Wort sollte sich verflüchtigen. Dann schürte sie das Feuer in ihrem Höhlenofen, kreiste dreimal eng um sich selbst und ließ sich zum Nachtschlaf auf den Fuchspelz fallen. Es war ein langer Tag gewesen. Die Sark war todmüde. Als sie das süße Klagelied der Singenden Gräser vom Sumpfmoor hörte, galt ihr letzter Gedanke nicht Faolan, sondern der Wölfin Morag. Wie stolz wäre sie auf diesen Sohn gewesen, den sie nie wirklich kennenlernen durfte und jetzt nicht vergessen konnte. Möge es ihr wohl ergehen. Und möge ihr Ende friedlich sein, wenn ihre Zeit gekommen ist .

Ich habe mich beim

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