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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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gehörte nicht dazu.
    Und da war noch etwas anderes. Nun, da er nichts mehr besaß - er verfügte weder über Geld noch über Wertgegenstände oder einen Ruf -, konnte er endlich wieder sehen. Wie Schuppen war es ihm von den Augen gefallen. All das Böse, das er getan, die Verbrechen, die er begangen hatte, sein Egoismus, seine Gier - all dies sah er so deutlich, als sei er wieder zum Kind geworden. Nun konnte er mit absol u ter Klarheit nachvollziehen, wie er, um im Geschäftsleben erfolgreich zu sein, ethisch immer mehr gesunken war. Es war so einfach, die Dinge durcheinander zu bringen, Pr e stige mit Ehrlichkeit, Macht mit Verantwortung, Speiche l leckerei mit Loyalität, Gewinn mit Verdiensten zu verwec h seln. Man musste schon ein außerordentlich heller Kopf sein, um in einem solchen System anständig zu bleiben.
    Als Skiba lächelnd über die spiegelglatte Oberfläche des Sees blickte, sah er alles im abendlichen Zwielicht ve r schwinden: alles, wofür er gearbeitet hatte; alles, was ihm früher wichtig gewesen war. Irgendwann würde er auch dieses Holzhaus nicht mehr haben. Dann würde er nie wi e der einen Blick auf den See werfen.
    Es machte ihm nichts aus. Er war gestorben und neu g e boren. Jetzt konnte er ein neues Leben beginnen.
     

87
     
    Officer Jimmy Martinez von der Polizei von Santa Fe lehnte sich in seinen Stuhl z u rück. Er hatte den Telefonhörer gerade aufgelegt.
    Die Blätter der Pappel vor dem Fenster hatten eine üppige goldgelbe Farbe ang e nommen, und ein kalter Wind wehte von den Bergen herab. Er warf einen kurzen Blick auf se i nen Partner Willson.
    »Schon wieder der Landsitz der Broadbents?«, fragte Willson.
    Martinez nickte. »Yeah. Man sollte eigentlich annehmen, dass die Nachbarn sich mittlerweile dran gewöhnt hätten.«
    »Tja, reiche Leute ... Wer versteht die schon?«
    Martinez schnaubte zustimmend.
    »Was glaubst du, wer der Typ da oben wirklich ist? Hast du so einen schon mal gesehen? Ein tätowierter Indianer aus Mittelamerika, der in den Anzügen des Alten rumsto l ziert, Pfeife raucht, mit seinen Gäulen auf seiner Fünfhu n dert-Hektar-Ranch rumreitet, bei den Angestellten den Chef raushängen lässt, den Landadeligen spielt und darauf besteht, dass alle Sir zu ihm sagen?«
    »Der Landsitz gehört ihm«, sagte Martinez. »Das wurde überprüft. Es ist alles l e gal.«
    »Klar gehört ihm der Landsitz. Aber ich frage mich: Wie, zum Teufel, ist er ihm in die Hände gefallen? Die Anlage ist zwanzig oder dreißig Millionen wert. Und sie in Betrieb zu halten, kostet locker ein paar Millionen im Jahr! Glaubst du wirklich, ein Typ wie der hat Geld?«
    Martinez lächelte. »Yeah.«
    »Was soll das heißen, yeah? Der Typ hat angespitzte Zähne, Jimmy. Er ist ein Wi l der, verdammt noch mal.«
    »Nein, ist er eben nicht. Er ist ein Broadbent.«
    »Hast du einen an der Waffel? Meinst du wirklich, ein Indianer mit Ohrläppchen, die ihm bis zum Boden runterhängen, ist ein Broadbent? Jetzt mal ehrlich, Jimmy - was hast du geraucht?«
    »Er sieht seinen Brüdern ähnlich.«
    »Bist du ihnen je begegnet?«
    »Ich kenne zwei der Söhne. Ich sag dir, der ist auch ein Sohn von dem Alten.«
    illson musterte ihn verblüfft.
    »Der Alte hatte den entsprechenden Ruf. Die anderen Söhne haben seine Kuns t werke gekriegt, und der da oben das Haus und einen Riesenhaufen Kohle dazu. Ganz ei n fach.«
    »Broadbent hat 'nen indianischen Sohn?«
    »Klar. Ich wette, der Alte hat auf einer seiner Expediti o nen in Mittelamerika i r gendeine Frau genagelt.«
    Willson lehnte sich schwer beeindruckt in seinen Stuhl zurück. »Irgendwann bringst du's bestimmt noch zum Li e utenant, Jimmy. Ist dir das eigentlich klar?«
    Martinez nickte bescheiden. »Ich weiß.«
      
      
      
    Danksagung
     
    Es gibt jemanden, dem ich mehr als allen anderen für die Existenz dieses Romans danken will, nämlich meinem Freund Forrest Fenn, dem unschätzbaren Sammler, Geisteswissenschaftler und Verleger. Nie werde ich das Essen ve r gessen, das wir vor vielen Jahren im Dragon Room des Pink Adobe einnahmen; damals hast du eine merkwürdige Geschichte erzählt und mir damit die Idee für diesen Roman geliefert. Hoffentlich hast du das Gefühl, dass ich dieser Idee auch Gerechtigkeit habe wide r fahren lassen.
    Nach der Erwähnung Forrests ist es wohl nötig, eines deutlich zu machen: Die R o manfigur Maxwell Broadbent ist zu hundert Prozent eine fiktive Gestalt. Was ihre Persö n lichkeit und Ethik, ihren Charakter und

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