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Der Computer Satellit

Der Computer Satellit

Titel: Der Computer Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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hinführten? Soweit es die Maschine betrifft, gäbe es keinen Unterschied – gewisse Aktionen haben einfach zur Folge, dass sich Unbequemlichkeiten verflüchtigen oder sich die Annehmlichkeiten erhöhen. An dieser Stelle wird der Umstand, dass das System über keinerlei menschliche Werte oder Vorstellungen verfügt, zu einer ausgesprochen bedrohlichen Sache. Und noch eine weitere Möglichkeit – es entdeckt, dass es weitaus schnellere und weitaus positivere Resultate erzielt, wenn es die Sache nicht bei Drohungen belässt; es führt sie aus. Nun zeigt es also uns gegenüber offene Feindseligkeit, aber es weiß nichts davon.
    So haben wir also, ohne auch nur irgendwelche menschlichen Eigenschaften mit einzubeziehen, den Bereich aller Möglichkeiten – von Gleichgültigkeit bis hin zu Feindschaft – abgegrast. Und es handelt sich dabei um eine absolut einleuchtende Simulation eines Verhaltens, von dem wir angenommen hatten, dass wir uns nicht damit zu belasten brauchten, da das System nicht die Gefühlsregungen entwickeln könne, die es normalerweise begleiten. Jetzt hingegen stellen wir fest, dass es dergleichen Gefühlsregungen nicht zu entwickeln braucht.«
    Als Dyer Platz nahm, beugte sich Richter, der inzwischen weniger ungehalten aussah, zu ihm herüber.
    »Du lieber Himmel, Ray«, übertönte er das Stimmengewirr, das überall losbrach. »Ist FISE tatsächlich dazu in der Lage, derartig weit zu gehen?«
    »Kein Einzelstück in einem Labor«, erwiderte Dyer. »Aber was geschieht, wenn man Tausende von ihnen miteinander verbindet? Würden Sie dafür Ihre Hand ins Feuer legen?«
    Richter ließ sich zurücksinken, schüttelte langsam den Kopf und verzog sein Gesicht. Die Versammlung versank wieder in Schweigen, als Campbell Roberts, Mullers Vertreter für Australien und Neuseeland, zu sprechen begann.
    »Ich bin immer noch der Ansicht, dass wir die ganze Sache übertreiben«, erklärte er mit erhobener Stimme. »Na, dann gibt es eben Risiken. Niemand hat jemals das Gegenteil behauptet. In allen Phasen der Geschichte haben die Menschen Risiken in Kauf genommen, wenn sie durch den zu erwartenden Nutzen gerechtfertigt waren. Aber wie wir bereits vorher bemerkten: Wenn das System anfängt, uns Schwierigkeiten zu bereiten, können wir jederzeit den Stecker rausziehen. Wenn es sein muss, können wir das gottverdammte Ding wieder in seine Einzelteile zerlegen. Warum in drei Teufels Namen lassen wir uns von einer elenden Maschine fertigmachen, die ihr eigenes Bewusstsein entwickelt? Zum Teufel, wir haben schließlich auch eins, und uns gibt es schon eine ganze Zeit länger. Wenn Sie Überlebensspielchen abziehen will, dann denke ich doch, dass wir ihr ein oder zwei Tricks voraushaben. Ich sage: Schaltet FISE ein, und sorgt knallhart dafür, dass er niemals vergisst, wer der Herr ist. Darin hat der Homo sapiens doch jede Menge an Erfahrung!«
    »Vielleicht lässt er Sie nicht so einfach den Stecker rausziehen«, argumentierte Fierney.
    »Das ist doch einfach lächerlich!«
    »Ich bin mir da nicht so sicher«, merkte Muller kritisch an. »Bereits jetzt kontrolliert TITAN seine eigene Energieversorgung und die Produktion nahezu aller seiner Teile. Wenn man von der Gültigkeit aktueller Prognosen ausgeht, wird er bald alles unter Kontrolle haben, was mit seiner Lebensfortdauer etwas zu tun hat – angefangen von der Begutachtung von Rohstoffproben über die selbst vorgenommene Kapazitätserweiterung bis hin zu einer hundertprozentigen Selbstreparatur. Darüber hinaus kontrolliert es andere Maschinen jeglicher Art und Weise. Es wird vermutlich nicht das Stadium erreichen, indem man nicht mehr in der Lage sein wird, es abzuschalten, aber es wäre denkbar, dass dieses Abschalten zu einer ausgesprochen schwierigen und vermutlich auch kostspieligen Unternehmung wird.«
    »Aber warum sollte es überhaupt dieses Stadium erreichen wollen, wenn es über keinen Überlebenstrieb verfügt?« warf Roberts ein.
    »Was haben Sie dazu zu sagen, Dr. Dyer?« ermunterte ihn Schroder.
    »Das gleiche wie vorhin«, sagte Dyer ohne Zögern. »Falls das System eine sich über alles hinwegsetzende Absicht entwickeln sollte, die ihm von seinem Datenspeicher aufgenötigt würde, benötigte es keinen langen Zeitraum, um herauszufinden, dass die Fortsetzung seiner eigenen Existenz eine grundlegende Voraussetzung für die Erlangung dieser Absicht bedeutet. Aus seinen eigenen Beobachtungen würde ihm klar, dass seine Existenz beim gegenwärtigen Stand

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