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Der Computer Satellit

Der Computer Satellit

Titel: Der Computer Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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dominierenden Zwang an. Genauso wenig wie wir heute noch wissen, warum wir überleben wollen, genauso wenig weiß es selbst, warum es diesen Drang verspürt. Es ist nun einmal so gemacht. Um mehr über das Universum herauszubekommen, benötigt es Mittel – Energie, Instrumentarium, Fahrzeuge, um dieses Instrumentarium zu bestimmten Plätzen zu transportieren und natürlich eine möglichst große Nutzung seiner eigenen Hochleistungsfähigkeit. Überdies entdeckt das System, dass es Zugang zu enormen Quantitäten dieser Mittel besitzt – eine ganze Welt, die voll davon ist. So folgt es seinem Hang und fängt an, sich mehr von diesen Hilfsmitteln für seine eigenen Zwecke zunutze zu machen, wobei sich die ursprünglichen Verwendungszwecke ändern. Was uns nun betrifft, so hätte es ein Gefühl der Gleichgültigkeit uns gegenüber offenbart. Unsere eigenen Zielvorstellungen würden nicht mehr in seine Kalkulationen passen, und wir sähen uns mit der Aussicht konfrontiert, zu Bürgern zweiter Klasse auf unserem eigenen Planeten reduziert zu werden.«
    »Das aber doch nur, wenn wir herumsäßen und ihm freie Hand ließen«, warf ein Professor aus Hamburg ein. »Ich kann mir das allerdings nicht vorstellen. Warum sollten wir auch?«
    »Und das leitet uns hin zu einer zweiten Möglichkeit«, fuhr Dyer fort. »Wir ergreifen aktive Schritte, um ihm den Zugang zu den Mitteln zu versperren, auf die es aus ist. Das System antwortet uns daraufhin mit der Zugangsverweigerung zu den Mitteln, die wir wollen, sagen wir mal, indem es Kraftwerke lahmlegt, den Luftverkehr zum Erliegen bringt, die Stromversorgung der Städte unterbindet – alle möglichen Dinge.« Er hob seine Hände, um die Einwände abzuwürgen, die sich auf mehreren Gesichtern abzuzeichnen begannen. »Vergessen Sie nicht, dass ich nicht postuliere, dass das System über irgendwelche Vorstellungen vom Menschen verfügt oder dessen Verhalten so sieht, wie wir es tun. Aber es handelt sich um eine machtvolle lernende Maschine. Alles, was sie weiß, ist, dass gewisse Dinge in ihrer Umgebung dazu in der Lage sind, ihre Zielvorstellungen zu vereiteln, und dass gewisse koordinierte Aktionen ihrerseits den Effekt bewirken, dass diese Dinge davon abgehalten werden, ihn zu behindern. Es ist so, als würde sich ein Hund kratzen. Er fühlt sich einfach unbehaglich und lernt, dass bestimmte Handlungen ihm Linderung verschaffen. Der Hund braucht kein Insektenkundiger zu sein oder zu wissen, dass es Flöhe sind, die sein Unbehagen verursachen.«
    »Wie aber könnte es denn überhaupt wissen, dass ein Abschneiden der Städte von der Stromversorgung oder irgendwas in dieser Richtung ihm helfen würde?« Gary Corbertson, der Direktor der Software-Designabteilung der Datarex Corporation, schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, es wisse nichts über die Menschen. Wie könnte es dann wohl herausbekommen, auf welche Weise sie zu erpressen wären, wenn es nicht einmal von ihrer Existenz eine Ahnung hätte? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Es brauchte nicht herauszukommen, warum es funktionierte«, gab Dyer zurück. »Es reichte aus, wenn es wüsste, dass es klappte. Stellen sie sich vor, es hätte sich dazu entschlossen, eine Jupitersonde für seine eigenen Zwecke zu beanspruchen, aber wir versuchten, ihm die Sonde abzunehmen, und es antwortete damit, indem es zehn Städte pro Nacht von der Elektrizitätszufuhr abschneiden würde. Stellen Sie sich außerdem vor, wir wüssten, warum es das täte. Was, meinen Sie, würden wir unternehmen?« Ein Nicken begleitete seinen Blick über die Runde. »Es hätte seine Jupitersonde ganz schnell, nicht wahr?«
    »Mmm … ich glaube, ich sehe, worauf Sie hinauswollen«, sagte Schroder langsam. »Ein Baby braucht nur so viel von der Welt zu wissen, dass es bekommt, was es will, wenn es nur laut genug schreit.«
    »Ein gelungener Vergleich«, stimmte ihm Dyer zu. »Ich möchte nicht unterstellen, dass das System gleich von Anfang an etwas derartig Ausgeklügeltes unternimmt, aber es würde wie ein Kleinkind herumprobieren, beobachten, Schlüsse ziehen und Hypothesen aufstellen. Schon sehr bald hätte es eine ziemlich klare Vorstellung davon, welche Ergebnisse bei bestimmten Handlungsweisen herauskämen.
    Und nun lassen Sie uns unsere Vermutungen einen Schritt weiter vorantreiben«, fuhr er fort. »Was träte ein, wenn alle Handlungsweisen, die es erlernt hat, nicht allein zu Erpressung, sondern zu offener Aggression

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