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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seiner Aufrichtigkeit zweifle.
    »An welchem Tage fand die Schlacht von Krasnojarsk statt? fragte er.
    – Am 2. September.
    – Und jetzt sind alle tartarischen Truppen um Irkutsk concentrirt?
    – Alle.
    – Und Du schätzest diese …?
    – Auf 400,000 Mann.«
    – Diese Angabe beruhte wiederum auf einer zu demselben Zwecke vorgebrachten Uebertreibung Iwan Ogareff’s.
    »Und aus den westlichen Provinzen habe ich keinen Entsatz zu erwarten? fragte der Großfürst.
    – Nein, kaiserliche Hoheit, mindestens nicht vor Ausgang des Winters.
    – Nun wohl, so höre, Michael Strogoff. Sollte ich auch weder von Osten noch von Westen her Unterstützung bekommen, und zählten die Barbaren 600,000 Mann, ich werde Irkutsk niemals übergeben!«
    Das boshafte Auge Iwan Ogareff’s bedeckte sich ein wenig. Der Verräther schien sagen zu wollen, daß der Bruder des Czar seine Rechnung ohne Rücksicht auf Verrätherei machte.
    Der Großfürst hatte bei seinem nervösen Temperament alle Mühe, bei diesen Unglücksbotschaften seine Ruhe zu bewahren. Er ging im Salon auf und ab vor den Augen Iwan Ogareff’s, die ihm wie einer schon seiner Rache verfallenen Beute folgten. Er blieb an den Fenstern stehen, blickte nach den Wachtfeuern der Tartaren und suchte sich über ein Geräusch aufzuklären, das ja meist nur von den in der Angara dahintreibenden und aneinander prallenden Eisschollen herrührte.
    Eine Viertelstunde verging, ohne daß er eine weitere Frage stellte. Dann nahm er den Brief nochmals zur Hand und durchlas eine besondere Stelle desselben.
    »Du weißt, Michael Strogoff, daß hierin von einem Verräther die Rede ist, vor dem ich mich hüten soll?
    – Ja, Hoheit.
    – Er soll unter irgend einer Verkleidung nach Irkutsk einzudringen suchen und sich um mein Vertrauen bewerben, um zur gegebenen Zeit die Stadt den Tartaren zu überliefern.
    – Ich kenne das Alles, kaiserliche Hoheit, und weiß auch, daß Iwan Ogareff geschworen hat, persönlich an dem Bruder des Czar seine Rache zu nehmen.
    – Warum?
    – Man sagt, dieser Officier sei von dem Großfürsten zu einer entehrenden Degradation verurtheilt worden.
    – Ja, richtig, … ich entsinne mich … doch, er verdiente es, dieser Elende, der später gegen sein Vaterland diente, um einen Einfall der Barbaren zu organisiren.
    – Seiner Majestät dem Czar, fuhr Iwan Ogareff fort, kam es vor Allem darauf an, Sie, kaiserliche Hoheit, von den verbrecherischen Absichten gegen Ihre Person in Kenntniß zu setzen.
    – Ja, der Brief enthält die nöthigen Aufschlüsse ….
    – Und Seine Majestät haben das mir auch selbst mitgetheilt und mir vorzüglich eingeschärft, mich bei meiner Reise durch Sibirien ja vor diesem Verräther zu hüten.
    – Bist Du ihm begegnet?
    – Ja, Hoheit, nach der Schlacht von Krasnojarsk. Hätte er vermuthen können, daß ich der Träger eines an Eure kaiserliche Hoheit gerichteten Schreibens war, das seine abscheulichen Pläne enthüllte, so würde er mir keine Gnade gewährt haben.
    – Gewiß, dann wärst Du verloren gewesen, antwortete der Großfürst. Doch wie bist Du überhaupt entkommen?
    – Dadurch, daß ich mich in den Irtysch stürzte.
    – Und wie kamst Du nach Irkutsk herein?
    – Bei Gelegenheit eines an diesem Abende unternommenen Ausfalles, welcher der Vertreibung einer Tartarenabtheilung galt. Ich mischte mich unter die Vertheidiger der Stadt, es gelang mir, mich zu erkennen zu geben, und so führte man mich sofort vor Eure kaiserliche Hoheit.
    – Gut, Michael Strogoff, antwortete der Großfürst. Du hast bei Deiner schwierigen Reise Muth und Eifer gezeigt. Ich werde Dich nicht vergessen. Hast Du mir einen Wunsch vorzutragen?
    – Nein, außer dem, mich an der Seite Eurer kaiserlichen Hoheit schlagen zu dürfen.
    – Es sei, Michael Strogoff, ich nehme Dich von heute ab in meinen persönlichen Dienst und Du wirst auch in diesem Palaste Wohnung erhalten.
    – Und wenn nun Iwan Ogareff sich, wie er die Absicht haben soll, Eurer kaiserlichen Hoheit unter einem falschen Namen vorstellt? …
    – So wird er mit Deiner Hilfe, da Du ihn ja kennst, entlarvt werden, und soll den Tod unter der Knute erleiden. Geh!«
    Iwan Ogareff salutirte vor dem Großfürsten militärisch, indem er nicht vergaß, daß er Kapitän bei dem Corps der Couriere des Czar sei, und zog sich zurück.
    Iwan Ogareff begann seine Rolle also mit unleugbarem Erfolge zu spielen. Das Vertrauen des Großfürsten hatte er schnell und im vollsten Maße errungen. Er konnte

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