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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Moskau.
    – Und hast Moskau verlassen?
    – Am 15. Juli.
    – Dein Name …?
    – Michael Strogoff.«
    Es war Iwan Ogareff. Er hatte den Namen und Charakter Desjenigen angenommen, den er unschädlich gemacht zu haben glaubte. In Irkutsk kannte ihn weder der Großfürst, noch irgend Jemand Anderes, so daß er sein Gesicht nicht einmal zu entstellen brauchte. Da er in der Lage war, seine etwa angezweifelte Identität zu beweisen, hatte er keine Entdeckung zu fürchten. Er schickte sich jetzt also an, nachdem er das Ziel durch seinen eisernen Willen erreicht hatte, durch Verrath und Meuchelmord das Drama des feindlichen Einfalles zu krönen.
    Nach der Antwort Iwan Ogareff’s gab der Großfürst seinen Officieren ein Zeichen mit der Hand, worauf sich diese zurückzogen.
    Der falsche Michael Strogoff und er blieben allein in dem Salon zurück.
    Der Großfürst betrachtete Iwan Ogareff einige Augenblicke mit scharfer Aufmerksamkeit. Dann begann er:
    »Du hast Moskau am 15. Juli verlassen?
    – Ja, Hoheit, und habe Seine Majestät den Czaren in der Nacht vom 14. zum 15. Juli im Neuen Palais gesprochen.
    – Du hast einen Brief des Czaren?
    – Ja, hier ist er.«
    Iwan Ogareff übergab dem Großfürsten das kaiserliche Schreiben, das er auf das kleinste Format zusammengebrochen hatte.
    »Dieser Brief ist Dir in diesem Zustande übergeben worden?
    – Nein, Hoheit, doch mußte ich das Couvert zerstören, um ihn vor den Soldaten des Emirs besser verbergen zu können.
    – Warst Du Gefangener der Tartaren?
    – Ja, kaiserliche Hoheit, wenigstens einige Tage lang. Daher kommt es auch, daß ich trotz meiner Abreise am 15. Juli von Moskau, wie sie dieser Brief auch angiebt, erst am 2. October in Irkutsk eingetroffen bin, d.h. also, nach einer Reise von neunundsiebenzig Tagen.«
    Der Großfürst nahm den Brief. Er faltete ihn auseinander, erkannte die Signatur des Czar, nebst der von dessen eigener Hand geschriebenen Eingangsformel. An der Authenticität dieses Schreibens, wie an der Identität des Ueberbringers konnte also kein Zweifel sein. Hatte sein wildes Antlitz auch erst einiges Mißtrauen in dem Großfürsten erweckt, so schwand dieses doch jetzt vollständig.
    Einige Augenblicke verhielt sich der Großfürst schweigend. Er durchlas langsam den Brief, wie um seinen Sinn recht scharf zu fassen.
    Endlich nahm er wieder das Wort.
    »Michael Strogoff, sagte er, Du kennst den Inhalt dieses Schreibens?
    – Ja, Hoheit, ich konnte in die Lage kommen, dasselbe vernichten zu müssen, um es nicht den Tartaren in die Hände fallen zu lassen, und war für diesen Fall bedacht, dessen Text Eurer kaiserlichen Hoheit möglichst genau mittheilen zu können.
    – Du weißt also, daß dieser Brief uns auferlegt, eher in Irkutsk zu sterben, als die Stadt auszuliefern?
    – Ich weiß es.
    – Und weißt auch, daß er mir die Bewegungen der Truppen mittheilt, welche aufgeboten worden sind, den Einfall zu bekämpfen?
    – Ja, Hoheit, aber diese Bewegungen sind verunglückt.
    – Wie so?
    – Nun Ichim, Omsk, Tomsk, um nur von den bedeutendsten Städten Sibiriens zu sprechen, sind den Soldaten Feofar-Khan’s nach und nach in die Hände gefallen.
    – Ohne daß es zu Gefechten gekommen wäre? Sollten unsere Kosaken nicht auf die Tartaren getroffen sein?
    – Mehrmals, kaiserliche Hoheit.
    – Und sie sind zurückgeschlagen worden?
    – Sie verfügten nur über ungenügende Kräfte.
    – Wo haben die Treffen, von denen Du sprichst, stattgefunden?
    – Bei Kolywan, Tomsk …«
    Bis hierher hatte Iwan Ogareff nur die Wahrheit gesagt, um aber die Vertheidiger von Irkutsk zu entmuthigen, übertrieb er die durch die Truppen des Emirs erlangten Vortheile und fügte hinzu:
    »Und ein drittes Mal vor Krasnojarsk.
    – Und das letzte Treffen? … fragte der Großfürst, über dessen Lippen kaum die Worte kamen.
    – Das war mehr als ein Treffen, Hoheit, das war eine Schlacht.
    – Eine Schlacht?
    – Zwanzigtausend Russen, die aus den Grenzprovinzen und dem Gouvernement Tobolsk heranzogen, stürzten sich 150,000. Tartaren entgegen und wurden trotz ihres verzweifelten Muthes fast aufgerieben.
    – Du lügst, rief der Großfürst, der vergeblich seinen Zorn zu bemeistern suchte.
    – Ich spreche die Wahrheit, Hoheit, antwortete frostig Iwan Ogareff. Ich war selbst bei der Schlacht von Krasnojarsk gegenwärtig und gerieth eben da in Gefangenschaft!«

    Der Großfürst ward wieder ruhiger und gab Iwan Ogareff durch ein Zeichen zu erkennen, daß er nicht an

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