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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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schlugen ihre Herzen im Uebermaß des Glückes.
    Der Angriff der Tartaren auf die Stadt schlug gänzlich fehl. Wassili Fedor hatte mit seiner kleinen Truppe die ersten Anstürmenden niedergemacht, die vor dem Thore von Bolchala in der Meinung, dasselbe schon offen zu finden, erschienen, während Jener mit instinctivem Vorgefühl darauf drang, hier zur Vertheidigung zurück zu bleiben.
    Gleichzeitig mit der Zurückweisung der Tartaren gelang es den Belagerten auch, die Feuersbrunst zu bewältigen. Die Naphtha auf der Oberfläche der Angara war bald verbrannt, und die auf die Häuser längs des Flusses concentrirten Flammen verschonten die übrigen Theile der Stadt.
    Noch vor Tagesanbruch zogen sich die Truppen Feofar-Khan’s, unter Zurücklassung einer großen Anzahl auf den Wällen umherliegender Todter, in ihr Lager zurück.
    Zu den Gefallenen gehörte auch die Zigeunerin Sangarre, welche sich vergeblich mit Iwan Ogareff in Verbindung zu setzen versucht hatte.
    Die beiden folgenden Tage wagten die Belagerer keinen erneuerten Angriff. Iwan Ogareff’s Tod hatte sie entmuthigt. Dieser Mann war die Seele des ganzen Kriegszuges, und er allein besaß durch seine unausgesetzten Agitationen Einfluß genug auf die Khans und deren Heerhaufen, um sie zu dem Versuch einer Eroberung des asiatischen Rußlands zu verleiten.
    Inzwischen blieben die Einwohner und die Besatzung von Irkutsk angesichts der noch andauerndern Einschließung, stets gleichmäßig wachsam und kampfbereit.
    Am 7. October aber donnerte beim ersten Tagesgrauen der eherne Mund von Geschützen auf den umgebenden Höhen der Stadt.
    Es war der Gruß der Hilfsarmee, die unter der Führung des Generals Kisselef heranrückte und dem Großfürsten ihr Eintreffen anmeldete.
    Die Tartaren bedachten sich nicht lange. Sie wollten nicht Gefahr laufen, unter den Mauern von Irkutsk eine Schlacht annehmen zu müssen, und hoben daher das Lager im Thale der Angara eiligst auf.
    Endlich konnte Irkutsk befreit wieder aufathmen.
    Mit den ersten russischen Truppen waren aber auch zwei Freunde Michael Strogoff’s in die Stadt eingezogen, – die unzertrennlichen Collegen Harry Blount und Alcide Jolivet. Es war ihnen gelungen, über den Eisschutz das rechte Ufer der Angara zu erreichen und mit den übrigen Flüchtlingen zu entkommen, bevor die brennende Angara das Floß ergriffen hatte. In Alcide Jolivet’s Notizbuch fand sich hierüber die lakonische Bemerkung:
    »Beinahe umgekommen wie eine Citrone in der Punschbowle!«
    Sie freuten sich herzlich, Nadia und Michael Strogoff heil und gesund wieder zu treffen, vorzüglich als sie erfuhren, daß ihr muthiger Gefährte nicht blind sei. Harry Blount fühlte sich veranlaßt, als eigene Beobachtung zu notiren:
    »Rothglühendes Eisen scheint unzureichend zu sein, die Sensibilität des Sehnerven zu zerstören. Das Verfahren bedarf der Modification.«
    Nachdem sie in Irkutsk ein behagliches Unterkommen gefunden, gingen sie an’s Werk, ihre Reiseerlebnisse in Ordnung niederzuschreiben. Nach London und nach Paris flogen dann zwei hochinteressante Berichte über den Einfall der Tartaren, welche sich wunderbarer Weise kaum in den untergeordnetsten Punkten widersprachen.
    Der ganze Feldzug verlief übrigens höchst unglücklich für den Emir und seine Verbündeten. Dieser ebenso nutzlose Einfall, wie alle anderen gegen den russischen Koloß gerichteten Angriffe, sollte ihnen sehr verderblich werden. Bald sahen sie sich von den kaiserlichen Truppen abgeschnitten, welche in rascher Folge alle eroberten Städte wieder in ihre Gewalt brachten. Dazu trat der Winter mit ungewöhnlicher Strenge auf, so daß von den durch die Kälte decimirten Horden nur ein schwacher Bruchtheil die Steppen der Tartarei wieder erreichte.
    Die Straße von Irkutsk nach dem Uralgebirge war wieder frei. Den Großfürsten drängte es, nach Moskau zurückzukehren, doch er verschob seine Abreise, um einer rührenden Ceremonie beizuwohnen, die sich wenige Tage nach dem Einzuge der russischen Truppen vollzog.
    Michael Strogoff befand sich an Nadia’s Seite und sagte zu ihr in Gegenwart ihres Vaters:
    »Nadia, noch immer meine Schwester, hast Du bei Deiner Abreise von Riga nach Irkutsk einen anderen Kummer zurückgelassen, als die Trauer um Deine Mutter?
    – Nein, antwortete Nadia, gar keinen anderen.
    – Kein Stückchen Deines Herzens ist dort zurückgeblieben?
    – Keines, Bruder.
    – Dann, Nadia, glaube ich nicht anders, als daß es Gottes Absicht war, uns nicht nur

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