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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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lauschte dem gedämpften Pochen und erkannte, daß es ein Boot war. Wenn er die metallenen Glieder ausreichend bewegen konnte, um an die Oberfläche zu steigen, war er vielleicht in der Lage, sich an dem Boot festzuhalten und das Drachenherz zu retten.
    Lethe fand heraus, daß der Körper seinem Willen gehorchte, weil Burnout bewußtlos war. Er stieß sich vom Grund ab, und tatsächlich gelang es ihm, sich an dem düsengetriebenen Boot festzuhalten. Sie fuhren in weniger als einer Stunde fast fünfundvierzig Kilometer flußaufwärts. Als das Boot anlegte, war es dunkel, und Burnouts Vorrat an komprimierter Luft ging rapide zur Neige.
    Lethe hatte den Körper auf einen Kiesstrand wanken lassen und ihn zwischen einem Wirrwarr größerer Felsbrocken versteckt. Ein paar Stunden später ging der Mond auf - ein aufgeblähtes blutfarbenes Ding, das wie ein bösartiges Geschwür am Horizont klebte.
    Burnout hatte langsam das Bewußtsein wiedererlangt, doch als der Geist des Mannes erwachte, verlor Lethe die Kontrolle über die Maschine. Er wurde wieder zu einem gefangenen Passagier, einem Insassen im Körper einer verchromten Tötungsmaschine. In den ersten Minuten nach seinem Erwachen schien Burnout verwirrt und irgendwie verloren zu sein. Er hatte keine Ahnung, wo er war und wie er dorthin gekommen war.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Lethe erkannte, daß der Cyberzombie damit gerechnet hatte, daß der Fall ihn töten würde. Zwar hatte Burnout sich immer auf die praktische Unzerstörbarkeit seiner Metallhülle verlassen, aber er fand es dennoch unvorstellbar, daß irgend etwas, selbst ein Wesen wie er, diesen Absturz hatte überleben können.
    Bei diesem Gedanken registrierte Lethe ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung in Burnout, als sei ihm eine schwere Last von den Schultern genommen worden. Doch dann wurde Burnout sich seiner Umgebung bewußt, riß sich zusammen und rief einen internen Mechanismus auf, den er bei sich als GPS bezeichnete - Globales Positionssystem.
    Binnen weniger Sekunden kannte Burnout seine genauen Koordinaten, erfaßte die gesamte Situation und formulierte die Umrisse eines Plans. Erst jetzt registrierte er die Anwesenheit des Drachenherzens, das sich immer noch in den Überresten von Burnouts zusammengekrampften Teleskopfingern befand.
    Einen Moment lang verhielt Burnout sich ganz still, dann fing er an zu lachen. Es begann als leises Kichern und steigerte sich allmählich zu einem jubelnden Kreischen, bis Lethe nicht mehr wußte, ob es ein Lachen oder ein Schmerzensschrei war. Es hielt so lange an, daß Lethe sich fragte, ob der Absturz den labilen Verstand Burnouts nicht doch unwiderruflich durcheinandergebracht hatte.
    Lethe wäre fast wieder in Panik geraten. Gefangen zu sein, war schon Folter genug, aber zusammen mit einem wahnsinnigen Tier eingesperrt zu sein... Es war entsetzlich. Lethe konzentrierte sich und versuchte die Kontrolle über den Körper zu übernehmen. Tatsächlich gelang ihm ein zögernder Schritt, bevor Burnouts Gelächter nachließ und in ein trockenes Kichern überging.
    Der Mann schien seine unfreiwillige Bewegung gar nicht bemerkt zu haben, sondern hob einfach das Drachenherz und hielt es auf Armeslänge vor sich. Das blutige Licht des Mondes beschien die herzförmige Kugel aus goldenem Orichalkum. »Also habe ich doch noch gesiegt, Ryan Mercury«, sagte Burnout leise. »Das eine muß ich dir lassen - du warst seit Jahren die größte Herausforderung, aber am Ende habe ich dir deine Magie doch gestohlen.«
    Dann veränderte sich etwas in ihm. Lethe konnte eine Kälte in der Aura des Mannes spüren, ein Gefühl rasender Wut. »Nein. Ich habe dir zwar die Beute entrissen, aber du hast mich trotzdem besiegt, nicht wahr?«
    Lethe konnte den eisigen Haß nicht verstehen, der von Burnout ausging. Schließlich hatte Burnout über Ryan triumphiert und sich unterm Strich in Besitz des Drachenherzens gebracht. Plötzlich kam ihm die Erleuchtung, als könne er die intensiven Gedanken in Burnouts Verstand lesen. Burnout hatte diesen Sieg den Klauen der Niederlage entrissen, und der Mann kannte keine Niederlage im Kampf, seit er zu diesem Alptraum von einem magisch-metallenen Widerspruch geworden war. Für ihn war der Sieg fast noch wichtiger als der Besitz des Drachenherzens.
    Außerdem begriff Lethe noch etwas, von dem er vermutete, daß es Burnout soeben zu Bewußtsein kam. Ryan war immer noch dort draußen und verfügte über Ressourcen, Waffen und Personal, denen

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