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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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wie  immer der leidgeprüfte Ben. Chris, selbst ernannter Kapitän des ersten Teams hatte also die Qual der Wahl.
    „Na wenn's sein muss, nehm ich halt den Pickel-Markus, der ist immerhin fast zwei Meter groß. Den stellen wir einfach ins Tor.“
    Das mit der Körpergröße war zwar ein wenig übertrieben, jedoch nicht völlig von der Hand zu weisen; allerdings war Markus auch schon fünfzehn und somit zwei Jahre älter als der Rest der Klasse. Vermutlich ein weiterer Grund, aus dem Chris den groben Klotz für seine Mannschaft erwählt hatte, war der, dass Markus ihn ansonsten durch den Fleischwolf gedreht hätte. Und das nicht einmal unbedingt nur bildlich gesprochen.
    „Verdammt soll ich sein!“, zeterte schließlich Udo, der andere selbst ernannte Spielführer und deutete zu dessen Verdruss auf Ben. „Dann komm du halt her, Loser. Vielleicht taugst du ja wenigstens was als Aushilfstorpfosten.“
    Alles lachte, nur Ben schnaubte, enthielt sich jedoch sicherheitshalber jedweder Erwiderung. Er hatte ja erst am Mittwoch schmerzvoll erfahren müssen, wohin einen so etwas meistens brachte.
    Die Spieler der beiden Mannschaften verteilten sich also mehr oder weniger chaotisch auf dem eingezäunten, betonierten Sportplatz der Schule. Wie nicht anders erwartet, wurde Ben von Beginn des Spiels an kein einziges Mal von seinen Mitstreitern angespielt, obwohl er durchaus hier und da in aussichtsreicher Position vor dem gegnerischen Tor freistand. Immerhin beteiligte man ihn insofern doch indirekt am Spielbetrieb, da er ein paar ziemlich grobe Fouls gegen sich einstecken musste, obwohl kein Ball in der Nähe war. Gegen Ende der verhassten Doppelstunde stand es 3:3 und Ben mit blutigen Knien und einen leicht geprellten Ellbogen da. Missmutig humpelte er schließlich in Richtung Zaun, rieb sich seinen Arm und wollte eigentlich nur noch abwarten, bis endlich der erlösende Abpfiff durch Herrn Bauer ertönen würde. Auf dem Weg zum Spielfeldrand entdeckte er nicht weit entfernt zwei offensichtlich am knüppelharten Match brennend interessierte Zaungäste. Seltsam, dachte er, wer schaut sich denn freiwillig das plumpe Gekicke von ein paar verschwitzten, grobmotorischen Halbwüchsigen an? Na, falls die beiden da von Beruf Talentsucher einer Profiliga waren, so war ihr Weg heute wohl völlig umsonst gewesen. Keiner der Schüler seiner Klasse hatte nach Bens Dafürhalten überdurchschnittliches fußballerisches Geschick und Ben selbst schon gar nicht. Aus welchen Grund auch immer sie wohl dort draußen vor dem Zaun herumlungerten; die Beiden sahen schon ein wenig seltsam aus: Alle zwei um die  vierzig Jahre alt, nicht größer als einssechzig und ganz eindeutig Zwillinge. Das gleiche verschmitzte Gesicht mit dem dünnen Oberlippenbärtchen, die kurzen Beine, das leicht verfilzte schwarze Haar; ja sogar die Klamotten der Männer waren identisch, wenn auch nicht unbedingt ein optisches Highlight. Welcher Vierzigjährige rennt schon freiwillig mit grünen Sportschuhen, weißer Turnhose und gelbem Shirt - Aufschrift „Hero“ - durch die Gegend? Und um dem Ganzen sozusagen die Krone aufzusetzen, trugen beide noch knallrote Baseball-Caps mit dem sinnfreien Schriftzug „I Y Nichts!“ darauf. Die Männer grinsten den vor sich hin blutenden Ben ungeniert an und deuteten abwechselnd mit ihren Fingern auf ihn. Wie es Ben scheinen wollte, amüsierten sich beide köstlich über den ramponierten Jungen jenseits des Zauns.
    „He, ihr!“, rief er ihnen nach einer Weile zu. „Was glotzt ihr denn so? Wollt ihr ein Autogramm von mir?“
    „J-j-jetzt noch nicht.“, stotterte der eine.
    „Aber später ganz sicher“, meinte der andere, der zwar nicht stotterte, aber im Gegensatz zu seinem Zwilling neben ihm ziemlich heftig schielte. Die Männer lachten wieder und hatten offenbar einen Heidenspaß an der seltsamen Situation.
    „Ach, verzieht Euch bloß!“, maulte Ben und vernahm endlich den Schlusspfiff durch Schiedsrichter Bauer hinter seinem Rücken.
    Die beiden seltsamen Zaungäste schritten immer noch lachend von dannen, und auch Ben machte sich auf den Weg zum letzten Drama der Schulwoche: Die Umkleide der Jungs.
    Wer schon einmal seine Zeit in einer Jungenumkleide verbracht hat, kennt den Geruch: Eine Mischung aus altem und neuem Schweiß, einem Hauch Desinfektionsmittel, Dampfschwaden von schon sehr lange verstorbenen Socken und so weiter und so fort. Genau sowas erwartete die bedauernswerten Besucher auch hier und heute. Demzufolge

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