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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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versuchte jeder von ihnen, so schnell wie möglich wieder ins Freie zu gelangen, zumal draußen endlich das Wochenende lockte. Daher lautete für alle das Motto des Nachmittags: Sportklamotten in die Ecke pfeffern, duschen, ratzfatz abtrocknen und schnell wieder hinein in die Alltagskluft. Und spätestens bei dieser Gelegenheit begannen Bens Probleme mit seinen Mitschülern. Diese ließen nämlich meist keine Gelegenheit aus, um dem Jungen aus eher ärmlichen Familienverhältnissen eine Abreibung oder zumindest ein paar boshafte Kommentare zu verpassen. Bens Sportschuhe waren alt, abgewetzt und hatten ganz eindeutig die falsche Anzahl von Zierstreifen an den Seiten. Man kennt das ja. Während die anderen mit ihren unverschämt teuren Markenschuhen protzten (Kauften die sich eigentlich jede Woche ein Paar neue?), reichte es bei Ben nur für die absoluten Billigtreter aus dem Supermarkt. Und seine jetzigen hatten ihre besten Zeiten auch schon wieder lange hinter sich. Von seinem restlichen Outfit ganz zu schweigen: Wo bei anderen Krokodile, Wildkatzen und andere Markenlogos prangten, langte es bei Ben bestenfalls zu einem T-Shirt vom Discounter oder einer namenlosen Jeans vom Wühltisch. Mehr war halt bei ihm und seiner Familie nicht drin. Das hielt seine markentreuen Mitschüler jedoch Woche für Woche nicht von ihrer üblichen Häme ab.
    „Schließt vor dem Duschen bloß Eure Nikes weg, bevor Loser-Ben auf die Idee kommt, heimlich die Schuhe zu tauschen“, stichelte etwa Udo, der Kapitän des Fußballteams.
    „Da würde ich lieber barfuß heimgehen, als in Losers verlauste Treter zu steigen“, behauptete ein zweiter sogenannter Klassenkamerad.
    Ben nahm auch diese Nackenschläge äußerlich unbeeindruckt hin. Dennoch rumorte es chon ziemlich übel in  ihm. Er stellte sich ohne eine Erwiderung unter die Brause, doch das Rauschen des Wassers konnte die weiteren Kommentare seiner Kollegen leider nicht übertönen.
    „Sieht aus, als würde er die alten Klamotten seines Vaters auftragen!“, meinte zum Beispiel ein weiterer von ihnen und betrachtete naserümpfend Bens bescheidenen Kleiderhaufen auf der Holzbank der Umkleide. „Hast wohl auch in deinen Lumpen geschlafen, wette ich!“
    „Du kommst hier ja endlich mal unter eine richtige Dusche, du Loser. Ein echter Luxus für Dich, oder?“, gab schließlich Pickel-Markus noch zum Besten, obwohl Ben jeden Tag daheim duschte und nicht etwa in einem öffentlichen Badezuber tauchte, wie Markus offensichtlich unterstellte.
    Eilig drehte der Angesprochene das Wasser ab und begann sich zu trockenzurubbeln. Was sollte Ben gegen diese Anfeindungen auch schon sagen oder gar tun? Alle gegen einen, da hat der Eine doch gar keine Chance. Blieb ihm nur, sein restliches Umkleidepensum so schnell wie möglich abzuspulen und, ohne ein Wort zu verlieren, die Kabinen zu verlassen. Mehr oder weniger so endete eigentlich jede Sportstunde, wenn er es genau bedachte.
    Ben kehrte kurze Zeit später, untergetaucht im großen Strom der wochenendhungrigen Schülerschar, dem Schulgelände den Rücken und marschierte in Richtung Bushaltestelle. Die befand sich knapp zwei Kilometer von der Schule entfernt, gleich gegenüber vom Hauptbahnhof der Kleinstadt. Von dort aus waren es noch weitere sieben oder acht Kilometer bis zu dem kleinen, bescheidenen Stadtteil, in dem Bens Familie wohnte. Auf dem Weg zum Busbahnhof gingen Ben wieder einmal die nach solchen Schulstunden üblichen Fragen durch den Kopf: Warum hackten die anderen in der Klasse immer auf ihm herum? Weshalb hatte er keine Freunde? Sind schicke Klamotten wirklich das Maß aller Dinge? Die entsprechenden Antworten hatte er auf Anhieb parat: Die Anderen konnten ihm gestohlen bleiben, Freunde brauchte er keine, und Markenkleidung war ohnehin nicht sein Ding. Im selben Atemzug musste er aber zugeben, dass er sich dabei selbst ein kleines bisschen belog. Hätte er das Geld für Adidas, Nike und Co. gehabt, so hätte er, genau wie die anderen, vermutlich jeden neuen Modetrend mitgemacht und wäre beliebter gewesen als Udo und Chris und die ganze lausige Truppe zusammen, ganz bestimmt sogar. Doch Geld war ein knappes Gut in Bens Familie, seit der Vater vor Jahren einen ziemlich üblen Arbeitsunfall erlitten hatte. Nun war dessen rechtes Bein steif und für keine nennenswerte Arbeit mehr zu gebrauchen. So war er unverschuldet arbeitslos geworden und musste auf jeden einzelnen Euro acht geben. Bens Mutter arbeitete vormittags für kleines

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