Der Dämonen-Gnom
er war stärker geworden, denn die vier Gestalten hinter ihm waren nichts anderes als seine Beschützer, die ihm auf allen Wegen folgen würden.
Bisher hatte Cäsar steif hinter dem trockenen Busch gehockt.
Nach dieser Entdeckung schrillte so etwas wie eine Alarmklingel in seinem Kopf, und er wußte, daß er verschwinden mußte.
Raus aus dieser Umgebung, die für ihn nichts, aber auch gar nichts war.
Der Farbige legte sich flach auf den Boden. Er bemühte sich, den Atem unter Kontrolle zu halten, und er rutschte deshalb sehr vorsichtig zurück.
Niemand sollte ihn sehen, gerade jetzt nicht, wo er etwas Wichtiges entdeckt hatte.
Dem Zwerg und seinen Leibwächtern gönnte er keinen Blick mehr. Sie waren für ihn uninteressant geworden. Er wußte jetzt Bescheid, das reichte ihm. Über die Hintergründe wollte er nichts herausfinden, das war nicht seine Sache, dazu fühlte er sich nicht berufen genug. Wenn möglich, wollte er alles vergessen und den Zwerg auch nicht mehr darauf ansprechen.
Vor ihm rührte sich nichts. Cäsar entkam, nur war ihm dabei komischerweise nicht wohl, da er einfach den Eindruck hatte, daß Pablo sehr wohl über ihn Bescheid wußte, aber bewußt nichts tat, um seinen Rückweg aufzuhalten.
Der Schwarze achtete auch nicht auf die spitzen Steine, die im knochenharten Boden festklemmten und mit ihren Kanten und Spitzen durch den Stoff seiner Hose drangen. Die Handflächen scheuerten über den rauhen Untergrund. Daß er sie sich dabei aufriß, störte ihn auch nicht. Er wollte nur weg aus dieser verfluchten Umgebung.
Zum erstenmal atmete Cäsar auf, als er gegen die Wand der Kapelle fiel, weil er ausgerutscht war. In diesem tiefen Schatten blieb er für einige Sekunden hocken und genoß das tiefe Durchatmen.
Er schwitzte. Es war mehr die innere Hitze der Angst, die für den Schweiß auf seinem Gesicht sorgte. Hinter seiner Stirn tuckerte es.
Kopfschmerzen, bedingt durch die Furcht, peinigten ihn. Möglicherweise eine Folge der Nacht. Nie in ihrem bisherigen Leben hatte er eine derart unruhige Nacht erlebt, und Cäsar wußte auch nicht, ob diese Nacht schon vorbei war oder ihr Grauen noch weiter ausbreiten würde.
Geduckt umrundete er die kleine Kapelle. Er kam auch an den schmalen Fenstern vorbei und zog den Kopf ein, aus Furcht, von einem unheimlichen Atem gestreift zu werden. Nichts war mehr so wie sonst.
Überall lauerten und warteten sie auf ihn. Gespenster und Geister des alten Friedhofs, die hier bereits seit Jahrhunderten lauerten und den Menschen an Leib und Seele Schaden zufügen wollten.
Erst als die Kapelle und damit auch der Bergfriedhof in seinem Rücken lagen, atmete er auf. Jetzt ging es ihm besser, denn unter ihm lag das Tal, da leuchteten vereinzelt die Lichter in den Wohnwagen wie ferne Gestirne. Cäsar rannte.
Und er war froh, als er die Tür seines Wagens aufriß, um in dieser kleinen Welt zu verschwinden.
***
Ruhe fand er trotzdem nicht.
Cäsar hatte sich auf das Bett geworfen, er lag dort mit offenen Augen und starrte gegen eine Decke, die mehr zu ahnen, als zu sehen war, denn er hatte darauf verzichtet, Licht zu machen.
Die Finsternis zwischen den Wänden umgab ihn wie eine dichte, schwarze Pappe. Nur sein heftiges Atmen war zu hören, aber es klang so begrenzt, als hätte man ihn bei lebendigem Leib in einen Sarg gesteckt und begraben.
Diese Vorstellung allein reichte aus, um Cäsar den Schweiß aus allen Poren strömen zu lassen. Er gab zu, daß er sich fürchtete, und es wäre eigentlich lächerlich gewesen, hätte er sich im Spiegel betrachten können. Dann hätte er eine mächtige Gestalt gesehen, breitschultrig, muskulös. Nicht grundlos war er als der stärkste Mann bekannt, der die Ketten zerriß und den Stahl verbog.
Das zählte in dieser Nacht nicht. In den Stunden der Finsternis fühlte er sich klein und schwach, viel kleiner als der teuflische Gnom, der in dieser Nacht zu seiner wahren Größe erwacht war.
Cäsar war nicht dumm. Nur gab er zu, daß er die Vorgänge nicht begriff.
Sie waren verstandesgemäß nicht zu erfassen. Eigentlich war es unmöglich, daß irgendwelche Gestalten die Tiefe der Erde verließen. Er hätte es noch akzeptiert, wenn es Leichen gewesen wären, die von einer schrecklichen Voodoo-Magie beherrscht wurden, aber es waren keine lebenden Toten, die den Gnom schützten. Das mußten andere Wesen sein, von denen er noch nie gehört hatte. Geister, die ihr Reich verlassen hatten, die Seelen der Toten, und sie standen nun auf
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