Der Deal
meine, man sieht immerzu, wie sich die Jugendlichen bei Fouls darüberlehnen. Sie sollten Netze oder irgend etwas anbringen.«
Drei Männer hoben den Leichensack an und trugen ihn über die Sitze fort. Eine andere Gruppe wartete auf der Betontreppe. Der Leichenwagen stand oben an der Rampe.
»Ich bin irgendwie überrascht, daß du dir die Mühe machst herzukommen, um dich darum zu kümmern.«
Hardy zog ein wenig seine Schultern hoch. »Paraden«, sagte er. »Ich kann nicht genug davon bekommen.« Ein Block Sitze trennte sie vom Rest der Gruppe. Hardy fragte Abe, warum er gekommen war, wenn es kein Mord war.
Glitsky preßte die Lippen zusammen und dachte einen Augenblick nach. »Eine lange Geschichte«, sagte er schließlich. »Politik.«
»Du? Ich dachte, damit hättest du nichts zu tun.«
Glitsky verzog das Gesicht. »Ich war früher der Ansicht, daß man die Politik braucht, um voranzukommen. Jetzt braucht man sie, um an derselben Stelle zu bleiben.«
Hardy trank von seiner vorletzten Dose Bier. »Man kommt an den Punkt, an dem es zuviel Streß wird.«
»So leben die Menschen, Diz«, antwortete Glitsky. »So bleibst du am Leben.«
Hardy nahm ohne Hast einen langen Schluck. »Wirklich?«
Glitskys Nasenflügel weiteten sich. Sie waren am abgesperrten Bereich angekommen, waren aber immer noch nicht bei den anderen, beim Leichenwagen. »Ja, wirklich. Ich habe eine Frau und drei Kinder. Was soll ich machen?«
Die heftige Reaktion erschreckte Hardy. »So sehr fühlst du dich eingeengt, Abe?«
»Ich weiß nicht, wie ich mich fühle. Ich versuche, meine Arbeit richtig zu machen und nicht das zu verlieren, was ich habe.«
»Und das ist dein Problem«, sagte Hardy und versuchte, das Gespräch etwas aufzulockern. »Du hast etwas, das dir am Herzen liegt.«
Der Leichenwagen fuhr vorbei. Deecks und der Jaguar folgten ihm und unterhielten sich leise. Einer der Spezialisten kam herauf und sagte etwas zu Glitsky. Er hörte zu, nickte einmal und ging wieder weiter.
»Aber um deine Frage zu beantworten«, sagte er, »nein, dies war kein Mord. Das liebenswürdige Opfer hat sich am Geländer ein bißchen zu sehr begeistert. Deecks wird einen Bericht schreiben. Ende der Geschichte.«
»Und warum bist du dann rausgekommen?«
Glitsky sog mit zusammengepreßten Zähnen Luft ein. »Weil ich wie du, Diz, von allen Aspekten der Polizeiarbeit fasziniert bin.« Er wies mit einem Finger auf Hardys Dose. »Gibst du mir was davon ab?«
Hardy nahm das Bier, das er in Reserve hatte, aus seiner Tasche. »Pfadfinderausbildung. Sei allzeit bereit.«
Sie verließen das Stadion und gingen den Cardiac Hill hinunter, beide tranken ihr Bier. »Ist die Politik wirklich so schlimm?« fragte Hardy.
»Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich nur ein bißchen durcheinander heute abend. Müde. Als dieser Anruf reinkam, wollte ich gerade nach Hause gehen.«
»Dann geh jetzt nach Hause.«
»Ja.«
Sie erreichten Glitskys grünen Plymouth. Hardy kippte seine Dose. »Ist dir schon mal aufgefallen, daß Bier hier nie warm wird? Das ist das Tolle an diesem Stadion.«
Glitsky kniff die Augen zusammen und schaute durch den Nebel auf die Bucht. »Nichts wird hier warm.« Er stand bewegungslos da und wartete vielleicht auf ein Zeichen. »Ich werde mich noch mal auf der Wache melden«, sagte er plötzlich.
Hardy setzte sich auf die Motorhaube, wartete und überlegte. Warum meldete sich Abe noch mal auf der Wache, wenn er schon vor fünf Stunden zu Hause bei seiner Frau und den Kindern hätte sein sollen? Hardy glaubte nicht, daß irgend jemand so eifrig sein mußte.
Aber als Glitsky in den Wagen stieg, lächelte er sein mattes Lächeln, das seine Narbe breiter machte. »Geschieht dem Hund ganz recht«, sagte er.
»Wem?«
»Dem Kerl, dem ich das hier zu verdanken habe.« Er wies hinter sich auf das Stadion. »Zwei Minuten, nachdem ich weg war, hat er selbst einen richtigen Mord bekommen. Wird ihn wohl die ganze Nacht auf den Beinen halten.« Das Lächeln wurde noch verkniffener. »Weißt du, Diz, ich denke, ich schau’ mal besser, was er macht.«
»Das klingt grausam, Abe.«
»Ja, muß es wohl.«
Sie saßen auf den Vordersitzen und warteten ab, bis Glitsky durchgestellt wurde. »Carl? Abe hier. Was liegt an?«
»Warum willst du das wissen?«
»Ich bin hier fertig. Ich dachte, du willst vielleicht Hilfe.«
Hardy hörte, daß sich die Stimme auf der anderen Seite veränderte. »Ich brauche keine Hilfe, Abe.«
»Ich sagte ›wollen‹, Carl. Nicht
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