Der digitale Daemon
nutzen.
Zweifel an der Sicherheit ist dementsprechend eines der Hauptbedenken, wenn nach der Bereitschaft zur Nutzung von Cloud Computing gefragt wird. Firmen und private Nutzer befürchten, die Kontrolle über ihre Daten und Prozesse zu verlieren. 8
Im Allgemeinen ist es dem Cloud-Betreiber möglich, die Daten seiner Kunden zu lesen. Verschlüsselung der Daten schon beim Nutzer würde dies zwar verhindern, doch eine solche Verschlüsselung findet selten statt und ist derzeit auch nur für reine Speicherdienste vorstellbar, nicht aber für komplexere Aufgaben wie etwa eine Personalverwaltung in der Cloud. 9 Wie weiß der Nutzer, ob der Cloud-Betreiber seine Daten ausreichend vor dem Zugriff durch andere Nutzer und die eigenen Angestellten schützt? Wie weiß er, wo die Daten physisch gespeichert sind und ob dabei alle rechtlichen Vorgaben eingehalten werden? Bei außereuropäischen Betreibern werden die Daten womöglich außerhalb der EU gespeichert und ohne Wissen der Nutzer fremden Behörden zugänglich gemacht. Die rein technischen Probleme hinter diesen Fragen stellen sich in gleicher Weise auch in herkömmlichen Rechenzentren, insbesondere im Outsourcing, und können im Cloud Computing auch auf dieselbe Art gelöst werden. Die Nutzer können allerdings nicht direkt kontrollieren, ob und wie ein Betreiber diese Probleme gelöst hat. Stattdessen müssen sie auf seine Versprechungen und auf Auditierungen und Zertifizierungen Dritter vertrauen. Die direkte Auditierung durch einzelne Nutzer wird meist nicht zugelassen und ist auch nur selten praktisch durchführbar.
Die an sich bekannten technischen Probleme werden dadurch verschärft, dass die verwendeten Virtualisierungs- und Managementlösungen sehr neu und daher noch relativ fehleranfällig sind. Dasselbe gilt für die Techniken zum Programmieren von Anwendungen für die Cloud. 10 Neue Ressourcen können meist durch die Nutzer selbst dynamisch angefordert werden, ohne Zutun eines Administrators, was diesen Nutzern völlig neue Zugriffsmöglichkeiten auf die Cloud eröffnet.
Auch Kriminelle und Saboteure können Clouds nutzen, z. B. indem sie in der Cloud ein Angriffstool installieren und von dort beliebige Ziele im Internet angreifen. Fälle dieser Art traten in der Anfangszeit des Cloud Computing häufiger auf, sind mittlerweile aber durch sorgfältigere Registrierungsverfahren und entsprechende Kontrollen durch die Cloud-Betreiber eher selten.
Generell besteht die Angst, sich an einen bestimmten Betreiber zu binden: Wie kann man den Anbieter je wieder wechseln? Was geschieht, wenn der Betreiber Bankrott macht oder aus anderen Gründen nicht mehr verfügbar ist? Was passiert dann mit den Daten? Sind dann alle Investitionen in die nun verschwundene Cloud verloren? Auf Dauer werden sich Standards herausbilden, die den Wechsel zwischen Clouds erleichtern. Noch aber existieren nur sehr wenige solcher Standards.
Diesen Risiken stehen hohe Erwartungen gegenüber. Clouds bieten meist nur wenige standardisierte und automatisierte Dienstleistungen an, die dafür aber sehr effizient und damit kostengünstig erbracht werden können. Die Dienstleistungen reichen von Rechnern und Festplatten in der Cloud ( infrastructure as a service ) bis hin zu komplexen Dienstleistungen wie Dokumentenverwaltung ( software as a service ). Die Abrechnung erfolgt meist nach Verbrauch (CPU-Stunden, Speicherverbrauch, Lizenzen o. Ä.), und die Nutzer können ihren Verbrauch meist nach Bedarf unkompliziert und schnell nahezu beliebig erhöhen oder senken. Kommerzielle Nutzer erhoffen sich deutliche Kosteneinsparungen. Insbesondere kleinere Unternehmen und Privatleute finden in der Cloud aber auch Angebote, die für sie bis dahin überhaupt nicht realisierbar gewesen wären.
Ob Nutzen oder Risiken überwiegen, hängt davon ab, wofür genau eine Cloud dienen soll. Manche Anwendungen sind risikoarm, z. B. viele Test- und Schulungssysteme. Solch risikoarme Anwendungen dominierten dementsprechend auch den Anfangsmarkt im Cloud Computing. Mit der zunehmenden Erfahrung, Reife und Standardisierung der Cloud-Technologie wandern mehr und zusehends auch sensitivere Daten und Anwendungen in die Cloud.
Mittlerweile hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass man die Sicherheit einer Cloud nicht absolut, sondern nur im Vergleich zu den realistisch denkbaren Alternativen betrachten kann. Man darf vermuten, dass die meisten Unternehmen ohne eigene IT-Abteilung und die meisten privaten Nutzer mit
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