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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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Fehdehandschuh, und was sie mit ihren grässlichen Stimmen riefen, waren ihre Schlachtrufe. Sie riefen »Wackelburg« statt »Wackerburg«, das sollte witzig sein. (Okay, es
war
witzig. Warum soll fiesen kleinen Raubrittern nicht auch mal was Witziges einfallen?)
    Und genau dasselbe wie damals riefen genau dieselben Stimmen jetzt wieder: »Eins, zwei, drei, wir klopfen euch zu Brei!«, und: »Wackelzähne für die Wackelburg!«
    Robert, Wuschel und ich standen in dem dämmerigen Dickicht und hörten die schrecklichen Kerle so deutlich, als wären sie höchstens ein paar Schritte von uns entfernt.
    »Eins, zwei, drei, wir klopfen euch   …«
    »RATSCH!«
    Erst als es den lauten Ratsch machte, mit dem Wuschel mir die Hose zerriss, hörten wir sie nicht mehr. Und dann sagte eine der Stimmen: »Was war das?«
    |23| Auch die einzelne Stimme erkannte ich wieder: Es war die des Anführers der Wilden Wölfe.
    Robert und ich machten keinen Mucks, und ich hoffte nur, dass Wuschel auch keinen Mucks machte. Ich kraulte ihm den Nacken. Pssst!, sollte das heißen, und Wuschel ist zum Glück ein Wunderhund. Er gehorchte aufs Wort.
    »Was war
was
?«, fragte eine zweite Wilde-Wölfe-Stimme.
    »Da war was«, sagte der Anführer.
    »Ich hab nix gehört«, sagte eine dritte Wilde-Wölfe-Stimme.
    »Ich auch nicht«, sagte eine vierte.
    »Ich auch nicht«, sagte eine fünfte.
    Fünf Wilde Wölfe gab es, also waren sie alle da.
    »Weil ihr taube Tröten seid«, sagte der Anführer, und als Nächstes hörten wir Schritte.
    Das konnten nur seine Schritte sein (die von dem Anführer jetzt), und sie kamen näher. Mir wummerte das Herz bis zum Hals. So laut, wie es klopfte, musste es der Anführer der Wilden Wölfe auch hören, dachte ich noch, dann spürte ich wieder die Panik in mir aufsteigen und das Kribbeln in den Beinen.
    Jetzt raschelten schon Blätter. Der kam genau |24| auf uns zu! Ich machte die Augen zu und spürte was hinten an meinen Jeans. Wuschel hielt mich wieder fest (oder
noch
, und ich hatte es zwischendurch nur nicht gemerkt).
    Und dann donnerte plötzlich eine Männerstimme: »Wieso höre ich nichts mehr? Hab ich vielleicht was mit den Ohren! Kann man nicht mal kacken gehen, ohne dass ihr Unfug macht! Na wartet, bis ich gleich runterkomme, Himmeldonnerkeil noch mal!«
    Wir hörten wieder das Blätterrascheln, aber diesmal ein Stück rückwärts, wenn ihr versteht, was ich meine. Und dann wieder den Anführer, schon ein bisschen weiter entfernt:
    »Wir haben was gehört!«, rief er.
    »Ich nicht!«, rief die Donnerstimme. »ICH NICHT!«
    »Wir auch nicht!«, hörten wir die zweite Wilde-Wölfe-Stimme piepsen. »Nur er!«, piepste die dritte. »Stimmt genau!«, piepste die vierte. Nur die fünfte Stimme piepste nichts. Wahrscheinlich nickte der fünfte Wilde Wolf nur piepsig.
    »Feiglinge!«, flüsterte Robert mir ins Ohr, aber soll ich euch was sagen: Ich war froh, dass nicht |25| alle Wilden Wölfe so mutig waren wie ihr Anführer.
    »Wird’s bald, ihr Kackspechte?!«, rief jetzt wieder die Donnerstimme. »Ich will euch hören!«
    Und da gab zum Glück auch der Anführer klein bei. Wir hörten noch mal das Blätterrascheln, als er den endgültigen Rückzug antrat, dann ein verächtliches »Hosenscheißer!«, das er seinen Mitwölfen zuzischte, und gleich darauf ging es wieder mit den Schlachtrufen los:
    »Eins, zwei, drei, wir klopfen euch zu Brei!«
    »Wackelzähne für die Wackelburg!«
    »LAUTER, SONST WACKELT EUCH GLEICH AUCH WAS!«, rief die Donnerstimme.
    »Eins, zwei, drei, wir klopfen euch zu Brei!«
    »Wackelzähne für die Wackelburg!«
    Die Wilden Wölfe brüllten sich fast die Seele aus dem Leib. Vor dem Mann mit der Donnerstimme mussten sie ganz schön Muffe haben.
    »Eins, zwei, drei   …«
    »Wackelzähne   …«
    Die hörten überhaupt nicht mehr auf, aber so schrecklich es sich anhörte,
ein
Gutes hatte die Sache: Solange die sich die Seele aus dem Leib brüllten, konnten sie uns nicht auf die Pelle rücken. |26| Das war allerdings schon alles, was es Gutes über unsere Lage zu sagen gab. Falls ihr es über der ganzen Aufregung vergessen habt: Wir steckten in irgendeinem Dickicht in irgendeinem Wald, Robert hatte Ritterkleider in den Farben der fürchterlichen Raubritter von Wolfeck an, und nicht weit von uns entfernt studierten die Wilden Wölfe von Wolfeck ihre Schlachtgesänge gegen unsere Wackerburger Freunde ein.

    |27| »Eins, zwei, drei   …«
    »Wackelzähne   …«
    Und dann war da noch

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