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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Einige Stunden vorher
    Monica Peters aalte sich am Pool von Tendyke's Home auf einer Liege. Tagsüber hatte das Thermometer Werte von fast 28 Grad erreicht und selbst jetzt, wo die Sonne Richtung Horizont sank, kühlte es nur unwesentlich ab. Florida trug seinen Beinamen als Sunshine State nicht zu Unrecht.
    Eiswürfel klirrten in dem Glas, als Uschi ihr einen Cocktail auf das Tischchen neben das zerlesene Buch stellte. Ein knallroter Strohhalm und ein Schirmchen ragten aus einer appetitlich aussehenden orangefarbenen Flüssigkeit.
    »Ich hab dir auch einen gemacht!«
    »Danke.« Monica schnappte sich das Glas und nahm einen Schluck.
    Uschi ließ sich auf ihre Liege sinken. Wie Monica trug auch sie ihr Pool-Outfit, das lediglich aus einer Sonnenbrille mit großen, runden Gläsern bestand. Ihr gemeinsamer Lebensgefährte Robert Tendyke zog sie immer auf, dass sie damit aussähen wie Stubenfliegen. Wenn er seinen Blick dann über ihre aufregenden und nur selten von überflüssigen Textilien verschandelten Rundungen gleiten ließ, revidierte er diesen Eindruck sofort.
    Im Moment konnte Rob den Anblick jedoch nicht genießen, weil er sich in El Paso, Texas, herumtrieb. Wie so oft in den letzten Monaten seit Lucifuge Rofocales verheerendem Angriff auf Tendyke Industries war er vor Ort, um sich um den Wiederaufbau zu kümmern. Soweit die Peters-Zwillinge wussten, war der inzwischen nahezu abgeschlossen. Die Baukräne hatten das Feld geräumt, die Innenausstatter waren auf den Plan getreten und der Betrieb lief fast wie früher. Zwar knirschte ab und zu noch etwas Sand im Getriebe, aber das war unter den Umständen nichts Ungewöhnliches.
    Uschi zeigte zu dem zerfledderten Roman auf Monicas Tischchen. »Schon wieder Stephen Kings The Stand ? Von dem Schmöker bekommst du auch nicht genug, oder?«
    Monica lachte auf. »Nein. Ich liebe dieses Buch. Ich kann es gar nicht oft genug…«
    Sie verstummte und ihre Miene verzog sich zu einer Grimasse des Schmerzes. Das Glas glitt ihr aus der Hand und zerschellte auf dem Boden. Ein leichter Windstoß erfasste das Schirmchen und wehte es in den Pool.
    Ihre Schwester konnte das Glas gerade noch abstellen, da überschwemmte die mentale Welle auch sie. Ein stimmenloser Schrei, der nur im Bewusstsein der Zwillinge erklang. Dort aber so laut, kraftvoll und schmerzerfüllt, wie sie es selten erlebt hatten. Uschi stöhnte auf und Monica presste die Hände gegen die Schläfen. Die aufgewühlten Wogen eines Meeres aus Pein, Trauer und Wut klatschten von innen gegen ihre Schädel. Und dann…
    ... war es vorbei. Genauso schnell und unerwartet, wie das Empfindungschaos sie überfallen hatte, brach es ab.
    Uschi fand als Erste die Sprache wieder. »Was war das?«
    »Ich weiß es nicht.« Monica stand auf und achtete darauf, mit den nackten Füßen nicht in die Splitter des Glases zu treten. »Ein Schmerzensschrei? Ein Hilferuf?«
    »Aber von wem?«
    Für einige Sekunden schwiegen sie. Monica nahm die Sonnenbrille ab und warf sie auf die Liege. »Ich kann es nicht erklären, aber es fühlte sich an, als käme der Ruf von weit weg. Aus Europa vielleicht?«
    »Den Eindruck hatte ich auch. Frankreich womöglich? Zamorra?«
    Natürlich wussten die Zwillinge, wie es um den Dämonen jagenden Professor stand, seit seine langjährige Lebens- und Kampfgefährtin Nicole Duval ihn verlassen hatte. Auch wenn sie sich schon länger nicht mehr gesehen hatten, telefonierten sie hin und wieder miteinander, oder Robert Tendyke berichtete ihnen davon, wenn er mit Zamorra zusammengetroffen war. Andrerseits waren seit dem Beziehungsaus einige Monate vergangen. Der erste Schmerz müsste inzwischen einer inneren Taubheit gewichen sein. Warum also dieser fürchterliche Schrei? Warum hatten sie ihn überhaupt hören können? Wegen Zamorras geistiger Abschirmung hätte das unmöglich sein müssen. Aber vielleicht hatte er in seiner Qual den mentalen Block unbewusst abgesenkt.
    Monica zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber jetzt, wo du es sagst: Trotz des Schmerzes hatte ich das Gefühl von Sicherheit, als ob mich eine M-Abwehr umgäbe. Das würde zu Château Montagne passen. Das Beste ist,…«
    »… wir rufen ihn an«, vollendete Uschi den Satz.
    Sie betraten den anderthalbstöckigen Bungalow. Scarth, der kahlköpfige Butler mit dem hageren, eingefallenen Gesicht, ging wortlos an ihnen vorbei. Den Anblick der nackten Haut im Doppelpack war er inzwischen gewöhnt, sodass er nicht einmal mehr einen

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