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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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hatten. »Jeder könnte sich auf seine Aufgaben konzentrieren, und der Ärger bliebe in den jeweiligen Abteilungen.«
    Der Kapitän musterte den Deutschen finster. »Konzentrieren – Abteilung – was für ein deutsches Gequatsche!«, brummte er.
    Jenny verlangsamte ihre Schritte, nun schlichen sie beinahe an ihnen vorbei.
    »Aber zum Henker, Kreuz, wo Sie recht haben …«, schnarrte der Kapitän weiter. »Je weniger man von dem Pack hört, desto besser. Ich bin die ewigen Meckereien wirklich leid.« Er rief nach Haddock, seinem Ersten Offizier, und wies ihn an, den Schiffszimmermann an Deck etwas bauen zu lassen, was einer Kochstelle Schutz auch bei schlechtem Wetter geben würde.
    »Wer von euch kann kochen?«, blaffte er dann die Weiber in seiner Nähe an.
    Penelope fuhr vor Schreck zusammen. Der goldene Pass war vergessen, sie dachte nur noch daran, wie locker ihm die neunschwänzige Katze in der Hand saß und dass er nicht zögern würde, sie auch auf Weibern tanzen zu lassen.
    »Ich kann für die Leute kochen.« Mary war vor dem Kapitän stehengeblieben.
    »Ich war Köchin!«, rief da eine andere, doch zu spät. Der Kapitän starrte Mary an, erst streng, dann freundlicher. »Du – du machst es. Du siehst ordentlich aus«, schnarrte er.
    Dann rannten Männer kreuz und quer übers Deck, schleppten Holz und Nägel und hämmerten unter Aufsicht des Schiffszimmermanns einen halben Tag lang herum. Sie spannten schließlich Leinwände, um die Kochstelle vor der Sonne zu schützen, und am Abend konnte Mary mit Proviantkisten, einer Waage und von Dr. Reid errechneten Rationsplänen in die Hütte einziehen, um die Mahlzeiten der Gefangenen zuzubereiten. Eine Weile überwachte man sie scharf bei dieser Arbeit und drohte immer wieder mit Strafe, dann verloren die Aufseher das Interesse an ihr, weil es einfach nichts auszusetzen gab – und auch nichts abzugreifen, wie sich mancher vielleicht erhofft hatte. Maryhielt ihre Kisten genauso verschlossen wie ihren Rock, und schließlich ging die Mär im Schiff um, dass sie das Feuer am Abend allein mit ihrem eisigen Blick löschen konnte. Dem Feuer eines Mannes hingegen würde es noch schlechter ergehen, ihm würden gar der Schwanz abfallen, da müsse man nur den Koch fragen, doch leider sei der ja tot.
    Wie auch immer man zu den Geschichten stehen mochte – nach Anbruch der Dunkelheit wagte sich von der Besatzung niemand mehr in ihre Nähe, und Mary genoss ihre Ruhe.
    Sie konnte jedoch nicht verhindern, dass die Essensrationen weiter eingeschränkt wurden. Ein Vertrauter des Kapitäns kam und hantierte an der Waage.
    »Nicht in Ordnung«, murmelte er. »Dass du ja die Finger davon lässt!«
    Da wusste Mary, dass er an der Waage gedreht hatte und dass das Essen, das für die Sträflinge vorgesehen war, einem anderen Zweck dienen würde.
    »Wird ein hübsches Geld einbringen, wenn man’s verkauft, was?«, raunte sie ihm von hinten ins Ohr und stellte es so an, dass ihre Brüste über seinen Rücken rieben. Der Kerl fuhr herum. Sie fixierte ihn. Sie hatte seit Jahren keinen Kerl mehr verführt, aber sie konnte es noch immer. »Besser, du kommst noch mal, die Leute merken sonst was. Du weißt, wie sehr der Kapitän Meuterei fürchtet.«
    Er griff ihr an die Brust. Sie nahm seine Hand weg und packte ihn stattdessen hart im Schritt an. Ihr eisiger Blick hielt ihn auf Abstand, und genau das schien richtig zu sein. Er brauchte nicht lange. Ihre kleine Hand kannte das Geschäft. »Mehr«, keuchte er.
    Mary schob ihn ein Stück von sich, damit er ihre Verachtung nicht spürte. »Komm einfach wieder«, sagte sie. Alser fort war, wanderte sie ein wenig hin und her und dachte nach. Sie würde verfolgen, wie er die Waage manipulierte – auf Geheiß des Kapitäns –, und das Essen entsprechend verlängern. Mit langsamen, gleichmäßigen Bewegungen zerstampfte sie die Kartoffeln für den Offizierstisch – die hohen Herren hatten recht schnell herausgefunden, dass sie wirklich kochen konnte, und ihr die Zubereitung des feinen Essens ebenfalls übertragen. So eilte sie bald zwischen den beiden Küchen hin und her, beaufsichtigte unter Deck in der Offiziersmesse einen Küchenjungen, sah und hörte dies und das und verschmolz so mit der Einrichtung des Schiffes, dass man sie vergaß. Niemand bemerkte, dass ihr Haar ein wenig kürzer wurde, weil sie es Stück für Stück abschnitt und die feinen Haarspitzen sorgfältig unter den Kartoffelbrei des Kapitäns mischte. Die Spitzen würden in

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