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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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ihn gebetetwie für einen Liebsten. Doch wussten sie nun einander nichts zu sagen. Er fasste nach ihrem Bein und nahm all seine Kräfte zusammen. Er zog sich schneller, als sie reagieren konnte, mit Kopf und Brust in ihren Schoß und umklammerte mit beiden Armen ihre Taille. Nur kurz hob er noch einmal den Kopf und legte seine Hand auf ihren runden Bauch.
    »War ich das etwa?«, fragte er dumpf.
    »Ja«, flüsterte sie.
    Er stutzte, dann wusste sie, dass er lächelte. »Nenn das Kind Lily, wenn es so hübsch ist wie du.«
    Ein eigenartiger Schauer durchfuhr sie. Da war tatsächlich etwas, was sie beide vereinte und das wichtiger war als alle Worte, die sie niemals wechseln würden.
    »Lily – was für ein gewöhnlicher Name«, flüsterte sie. »Ich finde –«
    »Meine Mutter hieß Lily«, unterbrach Liam sie. Dann legte er ohne ein weiteres Wort den Kopf wieder in ihren Schoß. Sie schloss die Arme um ihn, und es fühlte sich alles richtig an.
    Selbst der Name »Lily« war richtig.
     
    In der Nacht durfte sie im Schutz des Verschlags schlafen, tagsüber musste sie nun wieder zu den Frauen, die sich über die Sonderbehandlung lustig machten. Penelope störte sich nicht daran. Der Doktor sorgte für sie, das allein zählte.
    »Du weißt, dass du dir so den goldenen Pass verdienen kannst?«, fragte Carrie sie eines Tages grinsend.
    »Den goldenen Pass …?« Penelope wischte sich den Schweiß von der Stirn und starrte auf ihren halb geleerten Holzteller. Der Koch hatte sich das Salz gespart, das Ergebnissah sehr unappetitlich aus. Klagen häuften sich über das Essen. Esther hatte schon gemutmaßt, dass der Koch krank war.
    »Oder vielleicht ist er auch tot«, hatte sie gewitzelt. »So schmeckt es nämlich.«
    »Was ist ein goldener Pass?« Penelope ließ nicht locker, das Essen war Nebensache.
    »Mit dem goldenen Pass entlässt man dich vor der Zeit aus deiner Strafe. Wenn du in Botany Bay einen guten Herrn findest, der dich heiratet, bekommst du den Pass. Oder wenn die Schiffsherren dir eine Empfehlung schreiben.« Sie lachte. »Dafür kann man schon mal was tun, nicht wahr?« Carrie schien auf dem Schiff nicht den Richtigen für sich gefunden zu haben, doch jede kannte ihren Plan, sich in Botany Bay den Reichsten und Mächtigsten zu angeln und es allen zu zeigen.
    »Und natürlich bekommt man den Pass nur als Frau«, fügte Carrie hinzu.
    »Als Mann musst du dich richtig gut benehmen.« Esther kicherte, was alle sehr zum Lachen fanden, denn es war ja kein Geheimnis, welcher Offizier sich lieber von hinten bedienen ließ. Penelope war froh, abends wieder in ihren abgeschiedenen Winkel kriechen zu dürfen, um dem Geschwätz zu entfliehen. Der Ire lag nur da. Sie hörte seinen schweren Atem und fürchtete sich davor, dass er sie ansprach. Doch das tat er nicht. Es gab nichts zu reden. Stumm kauerte Penelope sich auf ihre Decke.
    Die fürsorgliche Nähe des Doktors, der auch an diesem Abend nach dem Rechten schaute, bekam mit dem Wissen um diesen goldenen Pass einen anderen Charakter. Kein Wort brachte sie mehr heraus. Carrie hätte sie dafür ausgelacht, doch wie Penelope es auch drehte und wendete –ihr wollte nicht einfallen, wie sie sich bei dem Deutschen für einen goldenen Pass hätte empfehlen können. Erst recht nicht, nachdem er ihr so viel von sich offenbart hatte. Und so ließ er sie kopfschüttelnd alleine, nicht ohne ihr eine Apfelsine in die Hand gedrückt zu haben. Als sie hungrig in die Frucht hineinbiss und sich den Saft von den Armen leckte, kam ihr der Gedanke, ob ein goldener Pass wohl so begann …
     
    Esther hatte mit ihrem Witz recht gehabt. Der Koch lag im Fieber. Zwei Tage lang warf es ihn auf dem Lager hin und her, er schiss sich die Seele aus dem Leib, dann starb er ohne ein Wort, wie Howard zu berichten wusste. »Der Doktor hätte sich sein Laudanum lieber gespart«, raunte der Aufseher. »Wer weiß, was noch alles passiert. An so einen Koch verschwendet man nichts.«
    Es war einer jener seltenen Tage, an dem Dr. Reid an Deck schwankte. Sein Assistent hielt sich höflich im Hintergrund, aber allen war klar, dass es wieder einmal um das Essen ging. Die Frauen drehten an diesem Morgen ihre Runde an Deck, und Jenny, die ihre Gruppe anführte, wusste es einzurichten, möglichst nahe an den Herren vorbeizuwandern.
    »Es wäre viel einfacher, die Schiffsküche von der Sträflingsküche zu trennen, mit Verlaub«, mischte Kreuz sich in das Gespräch ein, das Dr. Reid und der Kapitän geführt

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