Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
Prolog
Ängstlich blickte Amber sich um. Bisher war ihr der Wald immer wie ein Freund vorgekommen, doch jetzt wirkten die riesigen Bäume bedrohlich, ihre Blätter verdeckten die Sonne und ließen alles düsterer erscheinen. Die Büsche schienen näher zu rücken, und überall raschelte es. Amber hatte das Gefühl, als wären von allen Seiten Augen auf sie gerichtet. Sie wollte nach Hause! Mit einem kläglichen Laut setzte sie sich auf den weichen Waldboden und versuchte sich zu erinnern, aus welcher Richtung sie gekommen war. Aber es sah überall gleich aus.
Noch nie hatte sie sich so weit vom Lager der Berglöwenwandler entfernt, schon gar nicht ohne ihre Eltern oder ihren älteren Bruder Coyle. Eigentlich hatte ihre Mutter Coyle gebeten, auf sie aufzupassen, aber er wollte sich lieber mit seinem besten Freund Finn treffen und hatte ihr gesagt, sie sollte im Haus bleiben. Aber dazu hatte sie keine Lust gehabt und war stattdessen zum Spielen nach draußen gegangen. Sie liebte die Natur, es gab immer so viele aufregende Dinge zu entdecken. Diesmal war es ein Reh gewesen, bei dem sie ihre Anschleichtechnik geübt hatte. Amber war ihm gefolgt, bis es sie entdeckte und mit großen Sprüngen zwischen den Bäumen verschwand. Erst da hatte sie gemerkt, dass sie nicht mehr wusste, wo sie war.
Sie war so in ihr Elend vertieft, dass sie die Stimmen erst hörte, als sie schon ganz nah waren. Abrupt setzte sie sich auf, voller Hoffnung, dass einer der Berglöwenwandler zufällig in der Nähe war und sie mit zum Lager nehmen konnte.
„Ich sage dir, ich habe eben etwas gehört. Es muss hier irgendwo gewesen sein.“
„Wenn du uns wieder stundenlang nach etwas suchen lässt, das es gar nicht gibt, gehen wir nie wieder mit dir auf die Jagd.“
Furcht kroch über Ambers Rückgrat. Die Männer waren keine Wandler, sondern Menschen! Ihre Eltern hatten sie vor ihnen gewarnt. Sie durften sie auf keinen Fall finden. Hastig rappelte Amber sich auf und begann, vorsichtig in Richtung eines Dickichts zu pirschen. Sie musste sich irgendwo verkriechen und abwarten, bis die Männer verschwunden waren. Danach würde sie dann einen Weg nach Hause finden.
„Da ist es wieder. Los, kommt!“ Aufregung klang in der Stimme des Mannes mit.
Amber schob sich tiefer in das Dickicht, bemüht, so leise wie möglich zu sein. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie nichts anderes mehr hören konnte. Als sie nicht weiterkonnte, presste sie sich so dicht auf den Boden, wie es ging, und kniff die Augen zu. Vielleicht würden sie einfach weitergehen, wenn sie sie nicht sehen konnten. Bitte. Bitte. Der Geruch der Männer wurde immer intensiver, er war irgendwie … falsch. Die Wandler rochen nach einer Mischung aus Berglöwe, Mensch und Natur, doch diese Menschen stanken. Die Zweige über ihr knackten, und Amber hatte Mühe, ein Wimmern zu unterdrücken.
„Ah, wen haben wir denn da? Ein Pumajunges.“
Amber riss die Augen auf und starrte ängstlich nach oben. Einer der Männer hatte die Zweige zur Seite geschoben und blickte sie nun an.
„Los, schnell, fangt es ein!“
Panik durchzuckte Amber, und sie rannte blindlings los. Damit überraschte sie die Männer und schaffte es, ihnen zu entgehen. Amber hörte, wie sie etwas riefen, aber sie konnte sie nicht verstehen. Die Angst ließ das Blut in ihren Ohren rauschen, als sie einen Haken schlug und versuchte, durch dichteres Buschwerk zu entkommen. Die Flüche hinter ihr ließen sie für einen Moment hoffen, dass sie noch einmal davonkommen würde. Sie blickte im Laufen hinter sich und stieß unerwartet gegen etwas Hartes. Benommen versuchte sie, wieder auf die Füße zu kommen, und erstarrte, als sie über sich einen der Menschen erblickte. Er lehnte einen langen Gegenstand aus Holz und Metall an einen Baumstamm und beugte sich zu ihr hinunter.
„Hab ich dich.“ Zufriedenheit lag in seiner Stimme. Er sah seinen Kumpanen entgegen. „Ein schönes Exemplar, das wird uns jede Menge einbringen.“
Was immer er damit meinte, es hörte sich nicht gut an. Amber versuchte sich aufzurichten, aber der Mann stellte seinen Fuß auf ihren Rücken.
„Du bleibst schön hier.“ Er wandte sich an einen der Männer. „Gib mir einen Sack.“
Nein! Verzweifelt versuchte Amber zu entkommen, doch der Druck wurde immer stärker, bis sie glaubte, ihr Rücken würde durchbrechen. Sie fauchte schwach und schlug mit der Pfote nach dem Bein.
Der Mann lachte nur. „Wie niedlich, unser Kätzchen hat Krallen.“ Er
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