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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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schüttelte den Kopf. Trotzdem munterte sie das Pferd auf. Mit ein bisschen Fahrtwind würde der Schweiß auf der Stirntrocknen. Am liebsten hätte sie ihre Haube ausgezogen, denn das Haubenband scheuerte auf der Haut. Unter ihrem braunen Kleid war sie nassgeschwitzt, sehnte sich nach den kühlen Wäldern von Parramatta zurück. Hinter dem Hügel könnten sie vielleicht schneller fahren. Mit Kängurus um die Wette. Und beten, dass es an der Zollstelle keine Schwierigkeiten geben würde. Doch Penelope ahnte, dass dies ein frommer Wunsch bleiben würde … »Lass uns zu Fuß nach Sydney gehen«, sagte sie stattdessen. »Dann können sie uns nicht anhalten. Wir könnten uns den Hügel hinunterschleichen, dann entgehen wir allen Wachen und Zolleintreibern.«
    »Unsinn! Es wird Zeit, dass Frauen sich etwas trauen.« Ann kramte die Rumkanne aus dem Korb hinter sich. Ein kräftiger Schluck stärkte die Glieder und den Geist und vor allem half er, davon abzulenken, dass sie seit vielen Stunden nichts mehr gegessen hatten. Trotz des gefüllten Proviantkorbs war ihnen beiden der Appetit vergangen. Der tote Heynes hatte in Gedanken bei ihnen gesessen. Furchtsam sah Penelope sich um. Doch auf der Ladefläche war niemand.
    »Na los! Mach schon!« Anns Stimme klang grob.
    Weil Ann sie in die Seite stieß, gab Penelope dem Pferd die Zügel, und es ging in hohem Tempo auf den roten Hügel zu, bis sich zum Hufgetrappel ein anderes Geräusch in den Morgen mischte. Das Pferd wurde langsamer, reckte den Hals, spitzte seine Ohren. Noch konnten sie nur ahnen, was vor ihnen lag. Penelope zügelte das Pferd zum Schritt und lenkte es um den Hügel herum. Eine Wolke aus dichtem rötlichem Staub umgab halbnackte Kettenkerle, die, nebeneinander auf den Knien liegend, grob behauene Steine in einen Graben rollten. Zwei Aufseher traten die,die sich aufrichten wollten, zurück in die Steine. Eine Peitsche zischte durch die Luft, im Takt mit den Rufen des Aufsehers: »Uund roll – uuund roll – uuund roll …«
    Das Pferd scheute. Dann rammte es die Vorderbeine in den Boden und blieb schnaufend stehen. Die Kettenkerle versperrten ihnen seitlich den Weg, und vor ihnen stand der Mann mit der Peitsche. Allenfalls würden sie am Rand der Baustelle vorbeifahren können – wenn sie mutige Kutscher gewesen wären, denn auf der Seite des Weges öffnete sich ein tiefer Graben.
    Ann holte tief Luft. »Setz dich gerade hin«, flüsterte sie. »Ich spanne den Sonnenschirm auf.«
    »Was? Was hast du vor?«, zischte Penelope nervös.
    »Nur feine Damen benutzen Sonnenschirme. Vielleicht denken sie –«
    »Sonnenschirm! Sie sehen dein braunes Kleid und wissen sofort, wer du bist, Ann Pebbles!« Ärger wallte in ihr auf. Andererseits – was war die Alternative? Der Aufseher ließ stirnrunzelnd die Peitsche sinken. Penelope fasste die Zügel fester und kniff die Augen zusammen, um die Kutsche zwischen der Männergruppe und dem Abgrund hindurchzumanövrieren. Vielleicht würde der Mann ihnen ja Platz machen. Vielleicht war es auch eine Falle, in die sie hineinfuhr. Es gab trotz des weiten Landes vor ihnen jedoch keinen anderen Weg in die Stadt.
    Lieber Himmel – was musste Ann ihren Sonnenschirm festhalten, noch niemals hatte sie eine Kutsche gesteuert! Penelope verzweifelte fast an ihren schlechten Augen, sie zügelte das ängstlich schnaubende Pferd, denn keiner der Kettenkerle hielt bei der Arbeit inne.
    »Wohin des Wegs, die Damen?« Ihr Herz stockte. Der Aufseher hatte sich der Kutsche zugewandt und das Pferdam Kopfstück gepackt. Aufgeregt stampfte es mit den Hufen, sein Atem kam stoßweise, von der Hitze, der Anstrengung, und nun all diese Menschen – es versuchte zu steigen.
    »Pass auf!«, rief Ann.
    Penelope sprang vom Kutschbock auf und merkte zu spät, wie töricht das war. Mit aller Kraft packte sie die für Männerhände geschaffenen Zügel, ein weiterer törichter Akt, denn so riss es das Pferd erst recht von der Vorhand. Das Tier schlug so zornig mit dem Kopf, dass die Mähne flog, und es ruderte mit den Vorderhufen in der Luft. Penelope kämpfte, die Zügel umklammernd, um ihr Gleichgewicht, und das Pferd wehrte sich nur noch mehr gegen den Zügelzug.
    Ein Huf traf dabei den Aufseher an der Brust. Der Mann schrie auf, das Pferd machte einen verzweifelten Satz und riss die Kutsche mit, die gefährlich in Schieflage geriet. Penelope wurde in hohem Bogen vom Kutschbock geschleudert. Sie fiel zwischen die Männer. Einer von ihnen drehte sich

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