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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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dort oben mit, sie tauchte sie tief in das Rumfass, und es tat verdammt gut, sie gemeinsam zu leeren – draußen vor dem Haus, wo sie die Leichen nicht anschauen mussten.
    »Man sollte das wohl nicht tun«, meinte Ann.
    »Egal. Jetzt geht’s mir besser«, murmelte Penelope. Das Rumfeuer weckte ihren Geist und ließ sie vergessen, dass die Welt um sie herum so undeutlich war. Das Licht der Laterne war eine Perle, der Boden ein weiches Kissen. Sie genoss, wie der Rum brennend ihre Kehle hinunterfloss und kurz darauf zuverlässig die Glieder lockerte. Er zauberte Mut herbei, den sie verdammt brauchen würde. Mut für diese Reise und Mut, sich dem zu stellen, was kommen würde. Leicht angetrunken kicherten sie über die Nachtaugen ringsum, die nur Penelope wahrnahm, über feige Dingos und was der Wald wohl mit dem Haus machen würde, wenn ihn niemand mehr in Schach hielt. Ob er in das Haus hineinwachsen würde?
    »Lass uns aufbrechen«, schlug Penelope schließlich vor. Es tat gut, in Anns gelöste Züge zu schauen. Am Ende wog der Proviantkorb so schwer, dass sie ihn zu zweit aus dem Haus schleppen mussten. Kurz bevor sie die Kutsche erreichten, hielt Ann an und drehte sich noch einmal um.
    »Fahr wohl, James Heynes«, sagte sie mit dunkler Stimme. »Möge Gott dir jeden deiner Schläge einzeln vergelten.«
    »Reverend Marsden würde dir jetzt sagen, dass Heynes gar nicht in die Nähe Gottes kommen wird, weil er schon lange in der Hölle schmort.« Penelope rieb sich nachdenklichden Arm. Wo sich Ann in Marsdens himmlischer Hierarchie befand, darüber mochte sie nicht nachdenken.
    »Heynes ist nicht in Marsdens Hölle, er ist ja kein Sträfling.« Ann zog die Nase hoch. »Und ich wünsche ihm, dass Gottes strafende Nähe schlimmer ist als alle Höllen zusammen.«
    Ihre Worte verklangen in der Nacht.
     
    Das Pferd hatte geduldig gewartet. Offenbar war keiner der Schwarzen mehr in der Nähe, und auch die Dingos hatten sich verzogen. Ein wenig benebelt vom Rum wuchtete Penelope den Korb alleine auf die Ladefläche. Ann schaute immer noch auf das Haus. Die Laterne, die sie mitgenommen hatte, schlug leise gegen ihren Rock und beleuchtete von unten ihr Gesicht. Tränen tropften auf ihre Brust. Der Abschied von ihrem Märchenschloss schien schwer für sie zu sein.
    »Komm!« Penelope fasste sie am Arm. »Wir fahren und tun das, was wir uns vorgenommen haben. Egal, was geschieht. Das Schlimmste liegt hinter uns.«
    Das Knurren der Dingos folgte ihnen, als sie durch das weiße Tor des Heynes’schen Besitzes in den Wald rollten, beide voller Hoffnung, das Pferd würde den Weg nach Parramatta schon finden und sie von dort aus nach Sydney bringen, irgendwo weit unten im Süden.
    Sie waren die ganze Nacht durchgefahren. Hatten Pausen gemacht, vom Trockenfleisch gegessen, hatten die Rumkanne geleert und sich großartig gefühlt. Hatten sich in der Monotonie der undurchdringlichen Eukalyptuswälder verirrt und sich gefürchtet, an düsteren Hütten haltzumachen, wo vielleicht jemand mit einer Waffe im Dunkeln auf der Lauer lag.
    Das Pferd hatte schließlich den Weg gefunden. Das Pferd kannte sich nach zahllosen Fahrten mit seinem ehemaligen Besitzer aus. In der Morgendämmerung fanden sie sich auf einem ausgefahrenen Weg wieder, und die Zollstelle vor Sydney kam weiter unten in Sicht. Sanft neigte sich der Hügel, und als Penelope sich anstrengte, konnte sie ein Häuschen erkennen, aus dem Rauch in den Morgenhimmel stieg.
    »Guck mal, das Haus der Halsabschneider. Überall wollen sie Geld von einem«, brummte Ann.
    »Was für Geld?
    »Das ist die Zollstelle. Du musst bezahlen, wenn du die Straße nach Sydney benutzen möchtest.«
    »Geld? Hast du Geld?«, fragte Penelope erschrocken, denn sie hatte keines. Hätte sie doch mal gehäkelt und sich ein paar Münzen dazuverdient! Stattdessen hatte sie ihre Freizeit mit Nichtstun verbracht.
    »Na, ein paar Münzen sind wohl noch in seinem Beutel.« Ann kramte darin herum.
    »Was mag es kosten?« Penelope war müde. Sie hatten sich an den Leinen abgewechselt, und ihre ungeübten Hände schmerzten. Vorsichtig rieb sie sie an ihrem Rock. Das Haus war nur ein Schemen. Es verschwamm in der flirrenden Hitze vor ihr.
    »Und wenn wir einfach durchpreschen? Ob er schnell genug ist, uns anzuhalten?« Ann grinste. Die Inspektion der Heynes’schen Börse hatte offenbar nichts Brauchbares ergeben.
    »Durchpreschen! Und du machst dir Sorgen, dass sie dich wegen Mordes suchen, Ann Pebbles.« Penelope

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