Der Duft von Hibiskus
passiert wäre.«
Emma dachte an Krüger. Die zwei Jahre, die er von Antonia entfernt verbringen sollte, konnten noch nicht ganz vorüber sein. Vorsichtig fragte sie: »Wird Krüger Pagel begleiten?«
»Nein. Er will sich noch ein wenig in Australien umsehen. Vielleicht Melbourne, hat er gesagt. Aus unerfindlichen Gründen scheint es ihm wichtig zu sein, nicht nach Deutschland zurückzukehren, bevor genau zwei Jahre vergangen sind.«
Emma verkniff sich ein Grinsen. Geschah Krüger recht, dass er noch einige Zeit alleine ausharren musste. Das war die Strafe für seine Feigheit!
Danach soll er heim nach Hamburg und seine feurige Antonia heiraten, dachte Emma versöhnlicher. Hoffentlich werden sie glücklich miteinander.
»Wann werden die beiden das Lager verlassen?«, fragte sie laut.
»Heute Abend. Sie wollten nicht noch länger warten.«
Emma nickte. Dieser Abschied schmerzte sie nicht, auch wenn sie wieder einmal nicht Lebewohl hatte sagen können.
Eine Frau rief etwas in ihre Richtung, und die Kinder sprangen auf und liefen zu ihr hin. Schlafenszeit.
»Es ist schon dunkel«, sagte Emma. »Lass uns in unserer Hütte weiterreden.«
»Reden?«, fragte er, den Blick auf ihre Lippen geheftet.
»Reden!«, sagte sie und lächelte. »Unter anderem.«
Es war aufregend, schön und auch ein wenig beunruhigend, fand Emma, eng umschlungen mit Carl in der stockdunklen Hütte zu liegen und zu wissen, dass dies nur eine von vielen Nächten war, die sie hier noch mit ihm verbringen würde.
»Ob es richtig ist, im Regenwald zu bleiben?« Sie streichelte seine nackte Brust.
»Wir werden es nicht herausfinden, wenn wir es nicht ausprobieren«, sagte er unbekümmert. »Lass es uns einfach versuchen.«
»Wirst du es nicht bereuen?«
»Was denn?«
»Deine Pläne umgeworfen zu haben. Für mich. Schließlich änderst du deine berufliche Laufbahn, wenn du nicht mehr auf Expeditionen gehst. Wer weiß, ob du sie damit nicht ganz aufs Spiel setzt.«
Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wenn unsere Forschungsgelder bewilligt werden, ist das alles, was ich mir wünsche. Es geht mir nicht um persönlichen Ruhm und Ehre. Sondern darum, zu leben, wie es mir gefällt, und zu tun, was ich als sinnvoll empfinde. Das müsstest du doch inzwischen wissen, Emma.«
Mit einem Mal erschien ihr alles ebenso so leicht wie ihm. »Weißt du, dass dein Übermut ansteckend ist?«
»Das hoffe ich«, grinste er und zog sie auf sich.
Am nächsten Tag machte Purlimil ein langes Gesicht, als Emma ihr eröffnete, dass sie und Carl für kurze Zeit würden verreisen müssen. Sie hatten in der Nacht noch lange darüber gesprochen und waren zum Schluss gekommen, dass dieser letzte Aufschub ihres Lebens im Regenwald unvermeidlich war.
»Aber ihr bei uns bleiben!«, sagte Purlimil. »Ich mich gefreut!«
»Wir sind ja auch nicht lange weg«, beruhigte Emma die Freundin. »Aber wenn wir für einige Jahre bei euch bleiben wollen, müssen wir davor unsere Angelegenheiten regeln.«
»Angelegenheiten?« Purlimil sah sie verständnislos an.
Emma versuchte, es ihr zu erklären. »Wir müssen unser Hab und Gut hierherholen, das liegt ja noch alles in einem Gasthof in Brisbane. Wir müssen die Ochsen verkaufen, die jetzt, wo kein Forscher mehr in Mr. Hays Hütten lebt, ganz allein im Lager sind. Wir möchten einer lieben Freundin und ihrem Mann – sie heißen Mrs. und Mr. Dunnings – einen Besuch abstatten und ihnen erzählen, was wir vorhaben. Außerdem werde ich einen Brief an meinen Vater schicken. Vielleicht können wir uns ja doch noch versöhnen. Wenn auch nur aus der Ferne.«
Sie schluckte, doch bevor sie beim Gedanken an Herrn Röslin sentimental werden konnte, fuhr sie fort: »Tja, und natürlich brauchen Carl und ich neues Schreibzeug und all die anderen Dinge, die man für Forschungen benötigt. Ganz wichtig ist auch unsere Reise nach Sydney …«
Emma brach ab. Noch immer erfasste sie eine fieberhafte Erregung, wenn sie an den geplanten Besuch in Sydney dachte. Sie hatte Carl vorgeschlagen, die zuständigen Wissenschaftler persönlich aufzusuchen, um sie davon zu überzeugen, ihrem gemeinsamen Vorhaben eine Chance zu geben.
Carl hatte zugestimmt. Obwohl Emma in diesem Moment Angst vor der eigenen Courage bekommen hatte, war sie fest entschlossen, nicht zu kneifen. Sie hatte bislang so viel durchgestanden, da würde sie diese letzte Hürde vor der Verwirklichung ihres Traumes auch noch nehmen.
Hoffnungsvoll hob sie wieder an: »Wenn die
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