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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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der zu oft getreten worden ist.
    »Es ist versorgt«, sagte er, und bevor der Revolvermann antworten konnte, wandte sich Kennerly seiner Tochter zu: »Geh ins Haus, Soobie! Mach zum Teufel, daß du ins Haus kommst!«
    Soobie schleppte ihren Eimer mürrisch auf den an die Stallung angrenzenden Schuppen zu.
    »Sie meinten das Maultier«, sagte der Revolvermann.
    »Ja, Sir. Ich habe schon eine ganze Weile kein Maultier mehr gesehen. Gab ‘ne Zeit, da wuchsen sie wild, soviel man haben wollte, aber die Welt hat sich weiter gedreht. Hab’ nur ein paar Ochsen und die Kutschenpferde gesehen, und… Soobie, bei Gott, ich prügle dich windelweich!«
    »Ich beiße nicht«, sagte der Revolvermann freundlich.
    Kennerly wand sich ein wenig. »Hat nichts mit Ihnen zu tun. Nein, Sir, das hat nichts mit Ihnen zu tun.« Er grinste anzüglich. »Sie ist nur von Natur aus einfältig. Sie hat den Teufel im Leib. Sie ist wild.« Seine Augen wurden dunkel. »Die letzten Tage brechen an, Mister. Sie wissen, wie es in der Schrift geschrieben steht. Kinder werden ihren Eltern nicht mehr gehorchen, und eine Seuche wird über die Massen kommen.«
    Der Revolvermann nickte, dann deutete er nach Süden. »Was ist dort drüben?«
    Kennerly grinste erneut und entblößte Zahnfleisch und ein paar lockere gelbe Zähne. »Grenzbewohner. Gras. Wüste. Was sonst?« Er kicherte, und sein Blick maß den Revolvermann kalt.
    »Wie groß ist die Wüste?«
    »Groß.« Kennerly bemühte sich, ernst dreinzuschauen. »Vielleicht dreihundert Meilen. Vielleicht tausend. Kann ich Ihnen nicht sagen, Mister. Dort draußen gibt es nichts, abgesehen von Teufelsgras und möglicherweise Dämonen. Der andere Bursche ist dorthin gegangen. Derjenige, der Norty wiederhergestellt hat, als er krank war.«
    »Krank? Ich habe gehört, daß er tot war.«
    Kennerly grinste weiter. »So, so. Vielleicht. Aber wir sind erwachsene Menschen, nicht?«
    »Aber Sie glauben an Dämonen.«
    Kennerly sah beleidigt drein. »Das ist etwas ganz anderes.«
    Der Revolvermann nahm den Hut ab und wischte sich über die Stirn. Die Sonne war heiß und brannte unablässig herunter. Kennerly schien es nicht zu bemerken. Im dünnen Schatten der Stallung schmierte sich das Baby ernst Schmutz ins Gesicht.
    »Sie wissen nicht, was nach der Wüste kommt?«
    Kennerly zuckte die Achseln. »Irgend jemand wird es schon wissen. Vor fünfzig Jahren ist die Kutsche durch einen Teil hindurchgefahren. Hat mein Papa gesagt. Er sagte, dort seien Berge. Andere sprechen von einem Ozean… einem grünen Ozean mit Monstern. Und manche sagen, dort sei das Ende der Welt. Dort sei nichts anderes als Lichter, die einen Menschen blind machen, und das Antlitz Gottes mit offenem Mund, um sie aufzufressen.«
    »Dummes Zeug«, sagte der Revolvermann kurz angebunden.
    »Sicher«, heulte Kennerly eilfertig. Er katzbuckelte erneut, haßte, fürchtete, wollte gefällig sein.
    »Kümmern Sie sich darum, daß mein Maultier versorgt ist.« Er schnippte Kennerly eine weitere Münze zu, die Kennerly im Flug auffing.
    »Klar. Bleiben Sie noch eine Weile?«
    »Könnte sein.«
    »Diese Allie ist verdammt nett, wenn sie es sein will, was?«
    »Haben Sie etwas gesagt?« fragte der Revolvermann geistesabwesend.
    Plötzlich dämmerte Entsetzen in Kennerlys Augen, gleich Zwillingsmonden, die über dem Horizont aufgehen. »Nein, Sir, kein Wort. Und es tut mir leid, falls doch.« Er erblickte. Soobie, die sich aus dem Fenster herauslehnte, und wirbelte zu ihr herum. »Jetzt prügle ich dich windelweich, du kleine Schlampe! Bei Gott! Ich…«
    Der Revolvermann ging davon; er wußte, daß sich Kennerly umgedreht hatte, um ihm nachzusehen, und er wußte, daß er jetzt herumwirbeln und einige wahre und unverhohlene Empfindungen auf das Gesicht des Stallknechts destilliert sehen konnte. Er ließ es sein. Es war heiß. Die einzige Gewißheit der Wüste war ihre Größe. Und in dieser Stadt war nicht alles überstanden. Noch nicht.
     
     
    11
     
    Sie lagen im Bett, als Sheb die Tür auftrat und mit dem Messer hereinkam.
    Es war vier Tage her, und sie waren wie hinter einem blendenden Dunst vergangen. Er aß. Er schlief. Er machte Sex mit Allie. Er fand heraus, daß sie die Fiedel spielte, und er ließ sie für sich spielen. Sie saß im milchigen Licht des Tagesanbruchs am Fenster und spielte stockend etwas, das gut gewesen wäre, wenn sie mehr Übung gehabt hätte. Er verspürte eine wachsende (wenn auch seltsam geistesabwesende) Zuneigung für sie und

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