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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Spiegel hinauf.
    Die Tür war verschwunden… wie Roland aus seinen Gedanken verschwunden war.
    Guten Appetit, mein Freund, dachte Eddie. Aber war diese fremde Präsenz, die sich Roland nannte, wirklich sein Freund? Das war noch lange nicht bewiesen, oder? Sicher, er hatte Eddies Speck gerettet, aber das bewies noch lange nicht, daß er ein Pfadfinder war.
    Wie dem auch sei, er mochte Roland. Fürchtete ihn… aber er mochte ihn auch.
    Vermutete, daß er ihn mit der Zeit liebgewinnen konnte, so wie er Henry liebhatte.
    Guten Appetit, Fremder, dachte er. Iß gut, bleib am Leben… und komm zurück.
    In der Nähe lagen ein paar senfverschmierte Servietten, die ein anderer Kunde liegengelassen hatte. Eddie knüllte sie zusammen, warf sie auf dem Weg hinaus in den Papierkorb neben der Tür und kaute Luft, als würde er den letzten Bissen von etwas verschlingen. Es gelang ihm sogar, ein Rülpsen zustande zu bringen, während er sich auf dem Weg zu den Schildern GEPÄCK und BODENTRANSPORT dem Farbigen näherte.
    »Kein passendes Hemd gefunden?« fragte Eddie.
    »Bitte?« Der Farbige wandte sich vom Monitor der American Airlines ab, den er vorgeblich studierte.
    »Ich dachte mir, Sie suchen vielleicht nach einem mit der Aufschrift: BITTE FÜTTERT MICH, ICH BIN AGENT DER US-REGIERUNG«, sagte Eddie und ging weiter.
    Während er die Treppe hinunterging, sah er, wie die Handtaschenkramerin hastig ihre Handtasche zuklappte und auf die Beine sprang.
    Mann o Mann, das wird wie die Erntedank-Party der Macy’s werden.
    Es war ein verdammt interessanter Tag gewesen, und Eddie vermutete, daß er noch nicht vorbei war.
     
     

5
     
    Als Roland die Hummerwesen wieder aus den Wellen kommen sah (also hatte ihr Auftauchen nichts mit den Gezeiten zu tun; die Dunkelheit lockte sie heraus), verließ er Eddie Dean, um sich zu entfernen, bevor die Kreaturen ihn finden und fressen konnten.
    Die Schmerzen hatte er erwartet, auf sie war er vorbereitet. Er lebte schon so lange mit Schmerzen, daß sie ihm fast wie alte Freunde waren. Aber es erschreckte ihn, wie schnell das Fieber zugenommen hatte und seine Kraft abnahm. Hatte er bislang nicht im Sterben gelegen, jetzt tat er es eindeutig. Gab es in der Welt des Gefangenen etwas so Starkes, daß es den Tod verhindern konnte? Vielleicht. Aber wenn er nicht binnen der nächsten sechs bis acht Stunden etwas davon bekam, würde es wohl keine Rolle mehr spielen. Wenn es so weiterging, würde ihm keine Medizin oder Magie in dieser oder einer anderen Welt mehr helfen können.
    Zu gehen war unmöglich. Er mußte kriechen.
    Er wollte sich gerade aufmachen, als sein Blick auf die verschlungenen klebrigen Streifen und die Beutel mit dem Teufelspulver fielen. Wenn er das hierließ, würden die Monsterhummer die Beutel mit ziemlicher Sicherheit aufreißen. Der Meerwind würde den Stoff in alle vier Himmelsrichtungen verwehen. Genau dort gehört er auch hin, dachte der Revolvermann grimmig, aber das konnte er nicht zulassen. Wenn der Zeitpunkt gekommen war, würde Eddie Dean eine Menge Ärger bekommen, wenn er dieses Pulver nicht vorzeigen konnte. Es war kaum möglich, Männer zu bluffen, wie dieser Balazar seiner Meinung nach einer war. Er würde sehen wollen, was er bezahlt hatte, und bis er es sah, würden die Waffen einer kleinen Armee auf Eddie gerichtet sein.
    Der Revolvermann zog das zerknüllte Bündel Klebebänder zu sich und schlang es über den Nacken. Dann mühte er sich den Strand entlang.
    Er war zwanzig Meter gekrochen – fast so weit, daß er sich in Sicherheit fühlte –, als ihm die gräßliche (und doch auf kosmische Weise komische) Erkenntnis kam, daß er die Tür hinter sich zurück ließ. Wozu in Gottes Namen nahm er das alles auf sich?
    Er drehte den Kopf und erblickte die Tür nicht unten am Strand, sondern drei Schritte hinter sich. Roland konnte sie einen Augenblick nur anstarren und einsehen, was ihm die ganze Zeit über klar gewesen wäre, wären nicht das Fieber und der Lärm der Inquisitoren gewesen, die Eddie mit ihren endlosen Fragen bombardierten (Wo haben Sie, wie haben Sie, warum haben Sie, wann haben Sie – Fragen, die auf unheimliche Weise mit den Fragen der wuselnden Alptraumgestalten verschmolzen, welche aus den Wellen gekrochen und gekrabbelt kamen: Dad-a-chock? Dada-chum? Did-a-chick?), sowie das Delirium. So nicht.
    Ich nehme sie überallhin mit, wohin ich gehe, dachte er, und er auch. Sie begleitet uns jetzt überallhin, folgt uns wie ein Fluch, den man nicht mehr

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