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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zu deuten.
    » Er wird als der Antichrist kommen, um die Menschen in die lodernden Eingeweide der Verdammnis zu führen, zum blutigen Ende des Bösen, wenn der Stern unheilstrahlend am Himmel steht, wenn Galle die Eingeweide der Kinder zerfrißt, wenn der Schoß der Weiber Ungeheuer gebiert, wenn des Menschen Werke zu Blut werden…«
    »Ahhh…«
    »Ah, Gott…«
    »Gooooo…«
    Eine Frau fiel zu Boden, ihre Füße trampelten auf das Holz. Einer ihrer Schuhe flog davon.
    » Er ist es, der hinter jeglicher Fleischeslust steht… er ! Der Versucher!«
    »Ja, Herr!«
    Ein Mann sank auf die Knie, hielt sich den Kopf und kreischte.
    »Wenn ihr trinkt, wer hält die Flasche?«
    » Der Versucher !«
    »Wenn ihr euch an einen Pharo- oder Watch-Me-Tisch setzt, wer dreht die Karten um?«
    » Der Versucher !«
    »Wenn ihr im Fleisch eines anderen Leibes wütet, wenn ihr euch selbst befleckt, wem verkauft ihr dann eure Seele?«
    » Ver …«
    »Dem…«
    »O Jesus… Oh…«
    »… sucher …«
    »Ah… ah… ah…«
    »Und wer ist er?« schrie sie (aber ruhig im Inneren, er konnte die Ruhe, die Meisterschaft, die Beherrschung, die Überlegenheit spüren. Er dachte plötzlich mit Entsetzen und unerschütterlicher Gewißheit: Er hat einen Dämon in ihr gelassen. Sie ist besessen. Und er spürte durch seine Angst hindurch wieder das heiße Wallen sexuellen Verlangens).
    Der Mann, der sich den Kopf hielt, sprang auf und stolperte nach vorne.
    »Ich bin in der Hölle!« schrie er zu ihr hinauf. Sein Gesicht zuckte und wand sich, als würden Schlangen unter der Haut kriechen. »Ich habe die Ehe gebrochen! Ich habe gespielt! Ich habe Gras geraucht! Ich habe gesündigt ! Ich…« Aber seine Stimme schwoll zu einem gräßlichen, hysterischen Wimmern an, das die Artikulation zunichte machte. Er hielt sich den Kopf, als könnte er jeden Augenblick wie eine überreife Melone platzen.
    Das Publikum verstummte, als wäre ein Zeichen gegeben worden, sie erstarrten in ihren beinahe erotischen ekstatischen Haltungen.
    Sylvia Pittston griff hinab und berührte seinen Kopf. Die Schreie des Mannes hörten auf, als ihre weißen, makellosen und sanften Finger durch sein Haar strichen. Er sah benommen zu ihr empor.
    »Wer war bei dir, als du gesündigt hast?« fragte sie. Ihre Augen sahen in seine, sie waren so tief, so sanft, so kalt, daß man darin ertrinken konnte.
    »Der… der Versucher.«
    »Der wie genannt wird?«
    »Der Satan genannt wird.« Ein rauhes, triefendes Flüstern.
    »Wirst du entsagen?«
    Eifrig: »Ja! Ja! O mein Erlöser Jesus!«
    Sie wiegte seinen Kopf; er sah sie mit den leeren, glänzenden Augen eines Fanatikers an. »Wenn er durch diese Tür dort kommen würde…«, sie hämmerte einen Finger in den Schatten des Eingangs, wo der Revolvermann stand, »…würdest du vor seinem Angesicht entsagen?«
    »Beim Namen meiner Mutter!«
    »Glaubst du an die ewige Liebe von Jesus Christus?«
    Er fing an zu weinen. »Worauf du pissen kannst.«
    »Das vergibt er dir, Jonson.«
    »Lobet den Herrn«, sagte Jonson immer noch weinend.
    »Ich weiß, daß er dir vergibt, ebenso wie ich weiß, daß er die Reuelosen aus seinem Palast in den Ort der brennenden Dunkelheit verstoßen wird.«
    » Lobet den Herren .« Die ausgelaugte Gemeinde sprach es feierlich aus.
    »Ebenso wie ich weiß, daß dieser Versucher, dieser Satan, dieser Herr der Fliegen und Schlangen niedergeworfen und zerschmettert werden wird… wirst du ihn zerschmettern, wenn du ihn siehst, Jonson?«
    »Ja, und lobet den Herren!« weinte Jonson.
    »Werdet ihr ihn zerschmettern, wenn ihr ihn seht, Brüder und Schwestern?«
    »Jaa…« Befriedigt.
    »Wenn ihr ihn morgen die Hauptstraße entlangschlendern seht?«
    »Lobet den Herrn…«
    Gleichzeitig zog sich der beunruhigte Revolvermann von der Eingangstür zurück und machte sich auf den Weg in die Stadt.
    Der klare Geruch der Wüste hing in der Luft. Es war beinahe Zeit weiterzuziehen. Beinahe.
     
     

13
     
    Wieder im Bett.
    »Sie wird dich nicht empfangen«, sagte Allie. Sie klang ängstlich. »Sie empfängt niemanden. Sie kommt nur am Sonntagabend heraus, um allen eine Heidenangst zu machen.«
    »Wie lange ist sie schon hier?«
    »Seit zwölf Jahren oder so. Sprechen wir nicht von ihr.«
    »Woher kam sie? Aus welcher Richtung?«
    »Ich weiß nicht.« Sie log.
    »Allie?«
    » Ich weiß nicht !«
    »Allie?«
    »Also gut! Sie kam von den Grenzbewohnern! Aus der Wüste!«
    »Das dachte ich mir.« Er entspannte sich ein wenig. »Wo

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