Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
Turms wäre dann mein letztes Wort in dieser Angelegenheit gewesen. Dann wurde mir klar, dass ich noch etwas zu sagen hatte, dass es tatsächlich etwas gab, das gesagt werden musste. Es hängt mit meiner Rolle in meinem eigenen Roman zusammen.
Dafür gibt es einen öligen pseudowissenschaftlichen Ausdruck: »Metafiktion«. Ich mag ihn nicht. Mir ist die Anmaßung, die darin liegt, zuwider. Ich komme in dem Roman nur vor, weil ich nun schon seit längerer Zeit weiß (bewusst, seit ich 1995 Schlaflos geschrieben habe; unbewusst, seit ich Father Donald Callahan in der Schlussphase von Brennen muss Salem eine Zeit lang aus den Augen verloren habe), dass viele meiner Erzählungen einen Bezug zu Rolands Welt und Rolands Geschichte aufweisen. Da ich es bin, der sie alle geschrieben hat, erschien es nur logisch, in mir einen Bestandteil vom Ka des Revolvermanns zu sehen. Meine Idee war, die Dunkle-Turm -Romane als eine Art Zusammenfassung zu verwenden, als eine Methode, möglichst viele meiner früheren Erzählungen unter dem Mantel irgendeines Über-Romans zu vereinigen. Das sollte niemals anmaßend sein (und ich hoffe, dass es das nicht ist), sondern nur als Mittel dienen, um zu zeigen, wie das Leben die Kunst beeinflusst (und umgekehrt). Wenn Sie die letzten drei Dunkle-Turm- Romane gelesen haben, werden Sie erkennen, so glaube ich wenigstens, dass mein Gerede von einem Rückzug in diesem Zusammenhang eher einen Sinn ergibt. In gewisser Weise gibt es nichts mehr zu sagen, nachdem Roland nun sein Ziel erreicht hat … und mit der Entdeckung des Horns des Eld wird der Leser hoffentlich sehen, dass der Revolvermann vielleicht endlich den Weg zur Auflösung des eigenen Dilemmas betreten hat. Vielleicht sogar zu seiner Erlösung. Alles hat sich darum gedreht, den Turm zu erreichen – meinen ebenso wie Rolands –, und das ist endlich verwirklicht. Was Roland im Obergeschoss des Turms gefunden hat, mag Ihnen vielleicht nicht gefallen, aber das steht auf einem völlig anderen Blatt. Und schreiben Sie mir bitte keine wütenden Briefe dazu, ich werde sie nämlich nicht beantworten. Zu diesem Thema gibt es nichts mehr zu sagen. Ich war von dem Ende auch nicht gerade hellauf begeistert, wenn Sie’s genau wissen wollen, aber es ist das richtige Ende. Eigentlich sogar das einzige Ende. Sie sollten dabei berücksichtigen, dass ich diese Dinge nicht erfinde, nicht so richtig jedenfalls; ich schreibe nur nieder, was ich sehe.
Manche Leser werden sich fragen, wie »echt« der Stephen King ist, der auf diesen Seiten erscheint. Die Antwort lautet »nicht sehr«, obwohl der eine, den Roland und Eddie in Bridgton aufsuchen (Susannah), dem Stephen King, der ich meiner Erinnerung nach damals war, recht ähnlich ist. Was den Stephen King in diesem abschließenden Band betrifft … nun, drücken wir’s mal so aus: Meine Frau hat mich gebeten, so freundlich zu sein, Fans dieser Serie keine zu detaillierten Hinweise darauf zu geben, wo wir wohnen und wer wir wirklich sind. Damit habe ich mich einverstanden erklärt. Nicht, weil ich das eigentlich wollte – diese Geschichte verdankt ihre Dynamik zum Teil dem Gefühl, glaube ich, dass die fiktive Welt in die reale durchbricht –, sondern weil dies nicht nur mein Leben, sondern zufällig auch das meiner Frau ist und sie nicht darunter leiden sollte, dass sie mich liebt oder mit mir zusammenlebt. Deshalb habe ich die Geografie des Westens von Maine großzügig frei gestaltet und vertraue darauf, dass meine Leser die Absicht dieser Fiktion begreifen und verstehen werden, weshalb ich meinen Part so dargestellt habe, wie ich es getan habe. Und falls Sie das Bedürfnis verspüren, vorbeizukommen und Hallo zu sagen, überlegen Sie es sich bitte noch einmal. Meine Familie und ich führen ein im Vergleich zu früher wesentlich eingeschränktes Privatleben und möchten nicht auf noch mehr davon verzichten, wenn’s beliebt. Meine Bücher sind mein Mittel, Sie zu kennen. Lassen Sie sie Ihr Mittel sein, mich zu kennen. Das genügt. Und im Namen von Roland und seinem gesamten Ka-Tet – jetzt überallhin verstreut, sage mein Beileid – danke ich Ihnen dafür, dass Sie uns begleitet und dieses Abenteuer mit uns bestanden haben. Ich habe mein Leben lang an keinem Projekt härter gearbeitet, und ich weiß – niemand besser als ich, leider! –, dass es kein uneingeschränkter Erfolg ist. Welche erfundene Geschichte ist das jemals? Und trotz alledem möchte ich auf keine einzige Minute der Zeit verzichten,
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