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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gemeiner Lauch,
    Fortwuchernd rings nach niedern Unkrauts Brauch;
    Die Klette wäre Kön’gin solcher Flur.
     
    XI
    Nein! karg und stumpf, der Boden höchst unersprießlich,
    Fratzengleich in seiner Art, dies Schicksal trug der Ort.
    »Bald Rettung zu erhoffen ist vergebens.« Die Natur ergriff das Wort.
    »Einerlei, mir selbst kann ich nicht helfen«, sagt’ sie verdrießlich.
    »Erst des Jüngsten Gerichtes Flammen werden schließlich
    brennend die Gefangnen befreien, dann endet all der Tort.«
     
    XII
    Hob sich ein Distelstengel aus den Reih’n
    Der Brüder war der Kopf ihm abgerissen:
    Des Ampfers rauhe Blätter schau! zerschlissen,
    Durchlöchert, daß der letzte grüne Schein
    Verschwunden war. Drang wohl ein Tier hier ein,
    Das fühllos sie zertreten und zersplissen?
     
    XIII
    Spärlich das Gras, wie Aussatzkranker Haar;
    Im Kote, der mit Blut verknetet schien,
    Stak hier und da ein kläglich Hähnchen drin.
    Ein blindes Pferd, des Glieder steif und starr,
    Stand staunend, wie’s hierher verschlagen war:
    Alt und verbraucht hieß es der Teufel ziehn.
     
    XIV
    Ob es noch lebt’? Es stand vielleicht seit Stunden,
    Den roten hagern Hals weit vorgereckt,
    Von rost’ger Mähne dicht das Aug verdeckt;
    War je solch Graun mit solchem Leid verbunden?
    So tiefen Abscheu hatt’ ich nie empfunden:
    Es war verdammt, sonst hätt’ es Weh geweckt!
     
    XV
    Ich schloß die Augen, kehrend sie nach innen.
    Wie Wein der Krieger fordert vor dem Streiten,
    Rief ich nach einem Trunke froh’rer Zeiten,
    Daß Kraft mir sei zu kühnlichem Beginnen.
    Dem Kämpfer ziemt’s, bevor er ficht, zu sinnen:
    Ein Schmack des alten Glücks hilft fürder schreiten.
     
    XVI
    Jung Cuthberts blühend Antlitz rief ich wach,
    Um das die goldnen Locken fröhlich wallten;
    Mir war’s, als legt’ er, um mich festzuhalten,
    Zärtlich den Arm in meinen, wie er pflag,
    Der liebe Bursch … Ach, eine Nacht der Schmach! …
    Die Glut erlosch, mein Herz fühlt’ ich erkalten.
     
    XVII
    Der Ehre Seele, Julius, sah ich dann,
    So frank, wie da man ihn zum Ritter schlug.
    Was Helden wagten, wagt’ er, kühn wie klug …
    Ein Wandel! Pfui! Der Henker hängt den Bann
    Ihm vor die Brust. Die Mannen spei’n ihn an,
    Und den Verräter trifft des Volkes Fluch!
     
    XVIII
    Besser dies Heut als solch vergangner Graus.
    Zurück zum Pfad, den schon die Nacht umgraute!
    Nichts regte sich, soweit das Auge schaute.
    Traut auch der Schuhu nicht, die Fledermaus
    Sich her? Da – aus dem Sinnen riß heraus
    Ein Etwas mich mit unheimlichem Laute.
     
    XIX
    Ein kleiner Fluß durchkreuzte jäh den Pfad,
    Wie eine Schlange plötzlich dich umzischt;
    Kein Bach, der träum’risch sich der Dämmrung mischt:
    Er schoß dahin, dem glüh’nden Huf ein Bad
    Des höllischen Feinds, der flockenschäum’ge Gischt
    Des schwarzen Strudels raste früh und spat.
     
    XX
    So klein, und doch so giftig! Rings am Rande
    Knieten verhärmte Erlen im Verscheiden,
    Kopfüber stürzten sich zerzauste Weiden
    Verzweifelnd in die Flut vom sichern Lande,
    Doch er, der sie versenkt in Weh und Schande,
    Stürmte vorbei, nicht achtend ihrer Leiden.
     
    XXI
    Wie ich hindurchritt, wähnt’ ich immerdar
    Auf eines Toten weiche Wang zu treten.
    Ich stieß den Speer zum Grund in brünst’gem Beten
    Und traf, so schien’s, der Leiche Bart und Haar …
    Vielleicht, daß es nur eine Ratte war,
    Doch klang’s, als schrie’ ein Kind in Todesnöten.
     
    XXII
    Aufatmet’ ich, wie ich das Ufer fühlte –
    Ein besser Land! Vergebliches Verlangen!
    Wer waren sie, die hier so wild einst rangen,
    Daß ihr Gestampf den feuchten Grund zerwühlte
    Zum Sumpf da ihre Wut schier nie verkühlte,
    Wie wilder Katzen hinter glühn’den Stangen?
     
    XXIII
    Der Kampf hat scheint’s getobt in diesem öden Kreis,
    Aber was bei all dem weiten Land ringsum hielt sie nur hier?
    Eine Fährte nicht führt hinein noch gar hinaus aus dem Revier.
    Ein toller Trank bracht’ sie wohl zum Rasen, und das mit Fleiß,
    So wie einst Galeerensklaven auf eines Wüterichs Geheiß,
    Ob Christen oder Juden, miteinander kämpften wie Getier.
     
    XXIV
    Doch kommt’s noch schlimmer, ein Stück des Wegs nur, seht!
    Welch schändlichem Tun wohl diente dieses Rad?
    Eher Flachsbreche noch als Scheibe – ist es ein Apparat
    Mit dem man Menschenleichen auf eine Spindel dreht?
    Einem Wetzstein gleich wurde dieses Werkzeug des Tophet
    Auf Erden gebracht, um rostige Stahlzähne zu spitzen für üble Tat.
     
    XXV
    Alsbald kam ich an

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