Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
dreiviertel Pfund Zucker, zwei Teelöffeln Ingwer und einem gestrichenen Teelöffel Backpulver. Dann siebe man ausreichend Mehl in die Masse und knete einen festen Teig daraus, rolle ihn je nach Belieben dünn oder dick aus und backe ihn im Ofen bei starker Hitze.
– Rezept für Ingwerbrot aus dem Kochbuch der Emily Barrow –
A ls Emily aus der Kutsche stieg, bot sich ihr der wohlvertraute Anblick des grauen Londoner Himmels. Nigel hatte darauf bestanden, dass sie ihn bei seiner Reise in die Stadt begleitete. Auch wenn Stephen deswegen sicherlich erzürnt sein würde, wollte Emily auf keinen Fall allein auf Nigels Anwesen zurückbleiben.
Ihr Onkel ergriff ihre Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. „Kopf hoch, meine Liebe. Denk daran, dass du die Tochter eines Barons und die Gattin des Earl of Whitmore bist. Es gibt keinen Grund dreinzuschauen, als würdest du dich am liebsten verkriechen.“
Ermutigt durch sein warmherziges Lächeln, straffte Emily die Schultern und folgte Nigel ins Haus. Seine Londoner Stadtresidenz wirkte in jeder Beziehung genauso eindrucksvoll wie das Anwesen auf dem Lande.
Die Kinder waren bei ihnen, denn um keinen Preis hätte Emily sie zurückgelassen. Anfangs hatte Royce gequengelt und ein Gesicht gezogen, doch seine Laune war augenblicklich besser geworden, als Emily ihm versprochen hatte, dass er Stephen wiedersehen würde.
Die Dienerschaft hieß sie willkommen, und ein Hausmädchen brachte Emily zu ihrem Schlafgemach, das in erlesenen Creme- und Blautönen gehalten war. Ein dicker, wertvoller Teppich schmückte den Boden, und Emily machte es sich in einem Sessel vor dem Kamin gemütlich, um sich ein wenig von der anstrengenden Reise zu erholen. Sie blätterte in der Rezeptsammlung von Stephens Großmutter, doch es wollte ihr nicht gelingen, sich zu konzentrieren. Nach einem Moment sprang sie wieder auf und begann, unruhig auf und ab zu laufen.
Beklommen dachte sie an Stephens Reaktion, wenn er von ihrer Ankunft in London erfuhr. Er würde außer sich sein vor Wut, wenn sie versuchte, einen Fuß in die Gesellschaft zu setzen, wie Nigel es von ihr erwartete.
Weil er um ihre Sicherheit besorgt war? Oder schämte er sich für sie? Die altbekannten Selbstzweifel plagten sie und verstärkten sich mit jeder Stunde, die verstrich.
In den vergangenen Wochen war Nigel darum bemüht gewesen, ihr Selbstvertrauen aufzubauen. Trotz seines schmerzenden Knies hatte er mit ihr Tanzen geübt und sich abends lange mit ihr unterhalten, ihr Mut zugesprochen und ihr zugehört, wenn sie ihm ihre Ängste gestanden hatte.
Sie war zu dem Schluss gekommen, dass er wirklich nur ein einsamer alter Mann war, der seinen Lebensabend mit den Kindern verbringen wollte. Trotzdem war sie nicht bereit, Royce und Victoria aufzugeben, gleichgültig, was Daniels Testament vorsah.
Als Nigel gehört hatte, dass Lord Rothburne sich weigerte, Emily als seine Schwiegertochter anzuerkennen, war er aufrichtig empört gewesen. Er hatte geschworen, den Marquess dazu zu bringen, ihre rechtmäßige Stellung zu akzeptieren.
Er plante, sie am morgigen Abend zu Lady Thistlewaites Ball zu begleiten. Aus zuverlässiger Quelle wusste er, dass auch Stephen daran teilnehmen würde. Emily verzehrte sich förmlich danach, ihren Mann endlich wiederzusehen, gleichwohl erwog sie ernsthaft, eine Krankheit vorzutäuschen, um einer weiteren Begegnung mit Lady Thistlewaite aus dem Weg zu gehen.
Wie würde der Earl reagieren, wenn sie auf dem Ball auftauchte? Stephen wollte sie nicht in London, das hatte er unmissverständlich klargemacht. Dasselbe galt für den Marquess. Beide Gentlemen waren völlig unvorbereitet auf ihr Erscheinen.
Sie beschloss, ihrem Ehemann einen Besuch abzustatten, um ihn vorzuwarnen. Dann würde er zwar immer noch verärgert sein, aber das erschien Emily besser, als ihm erst auf dem Ball zu begegnen. Sie nahm ihre Pelerine und ihren Hut und war gerade im Begriff, das Haus zu verlassen, als sie Nigel in die Arme lief.
„Emily, was hast du vor?“
„Nichts.“ Sie sah zur Tür. „Ich wollte jemanden besuchen.“
„Nicht alleine, will ich hoffen.“
„Nein, selbstverständlich nicht. Ich lasse mich von einem der Diener eskortieren.“
Das schien ihren Onkel zu beruhigen. „Also gut. Aber du nimmst natürlich die Kutsche. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir auf den Londoner Straßen etwas geschähe. Zumal wir uns doch gerade erst richtig kennengelernt haben.“ Er rief einen Bediensteten
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