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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jetzt also eine Wasseransammlung, tief genug daß der Hund sich darin ganz eintauchen konnte. Und als der Kapitän Hardigan und seine Begleiter hierher gekommen waren, hatten sie sich doch über eine halbflüssige Meergellage durcharbeiten, nicht aber wirkliches Wasser durchwaten müssen.
    Hatte sich hier also vielleicht der Erdboden weitergesenkt, damit aber das Wasser aus seinen untern Schichten austreten lassen und dadurch das Tell zu einer Insel verwandelt?
    Mit welcher Ungeduld, welcher Besorgnis erwarteten die Flüchtlinge nun das Grauen des Tages! An Schlaf war natürlich nicht mehr zu denken. Die unterirdischen Erschütterungen nahmen obendrein noch mehr zu. Es gewann den Anschein, als ob hier plutonische und neptunische Naturkräfte miteinander unter dem Schott im Kampfe lägen und dessen Boden mehr und mehr veränderten. Zuweilen erfolgten so heftige Stöße, daß die Bäume sich wie bei starkem Sturm bogen und entwurzelt zu werden drohten.
    Der Brigadier, der sich einmal nach dem Fuße des Tell hinunterbegeben hatte, kam von da zurück mit der Meldung, daß dessen unterster Teil schon überschwemmt sei und das Wasser dort eine Tiefe von zwei bis drei Fuß habe.
    Woher kam dieses Wasser? War es infolge der Veränderungen des Erdbodens durch die Mergelschicht darin nach der Oberfläche des Schotts herausgequollen, und war es außerdem nicht möglich, daß diese Oberfläche sich unter der Einwirkung des außergewöhnlichen Naturereignisses noch weiter und vielleicht tief unter das Niveau des Mittelländischen Meeres gesenkt hätte?
    Diese Frage warf Herr von Schaller auf; wenn erst die Sonne den Horizont heraufstieg, würde es vielleicht möglich sein, darauf Antwort zu geben.
    Bis zum ersten Tagesscheine hörte das scheinbar von Osten herkommende Getöse keinen Augenblick auf. In fast regelmäßigen Zwischenräumen wiederholten sich auch so starke Stöße, daß die ganze Masse des Tell davon erzitterte und an seinen Fuß das Wasser so heftig anschlug, wie bei steigender Flut die Brandung an ein Felsenufer prallt.
    Als dann gerade alle mit Hilfe des Gehörs zu erkunden suchten, was sie – wenigstens jetzt – nicht sehen konnten, stellte Kapitän Hardigan die Frage:
    »Wäre es wohl gar möglich, daß das aus der Tiefe aufgestiegene Wasser gleich das ganze Melrir überschwemmt hätte?
    – Das ist kaum anzunehmen, erwiderte von Schaller. Ich glaube, dafür aber eine annehmbarere Erklärung gefunden zu haben…
    – Und die lautet?
    – Es wird Wasser aus dem Golf sein, das die Überschwemmung hervorgebracht hat, indem es von Gabes aus über diesen Teil des Djerid hereinströmte.
    – Dann, rief der Brigadier, dann können wir uns nur noch auf eine Weise retten: wir müssen hindurchschwimmen!«
    Endlich wurde es allmählich Tag. Der im Osten des Schotts aufdämmernde hellere Schein war aber sehr fahl, es sah aus, als verhüllte ein dichter Dunstschleier den ganzen Horizont.
    Alle standen, den Blick nach dieser Seite hinausgerichtet, am Fuße der Bäume und warteten ungeduldig, daß es heller würde, um die Sachlage übersehen zu können… leider sollten sie sich aber in ihrer Erwärmung getäuscht sehen.
Siebzehntes Kapitel.
Schluß.
    Eine Art Nebel schwebte über und rings um die Düne… eine so dichte Dunstmasse, daß die ersten Strahlen der Sonne sie nicht aufzulösen vermochten. Man konnte kaum vier Schritte weit sehen, und die Äste der Bäume verschwanden gänzlich in dem feuchten Dunste.
    »Entschieden hat hier der Teufel die Hand im Spiele! rief der Brigadier.
    – Das möchte ich wahrlich auch glauben!« antwortete François.
    Immerhin konnte man hoffen, daß die Sonne nach einigen Stunden, wenn sie am Himmel höher stand. Kraft genug haben würde, das Nebelmeer aufzulösen, so daß dann das Melrir auf weite Strecken zu übersehen wäre.
    Vorläufig hieß es aber, sich in Geduld zu fassen, und obgleich es dringend geboten erschien, mit dem Proviant, der ja nicht mehr erneuert werden konnte, recht sparsam umzugehen, mußte jetzt ein Teil davon verzehrt werden, wobei dann nur ein Rest für zwei Tage übrig blieb. Ihren Durst stillten die Flüchtlinge wohl oder übel mit dem Brackwasser am Fuße des Tell.
    So verflossen drei Stunden unter diesen Verhältnissen. Die Geräusche waren nach und nach verstummt. Jetzt sprang auch ein ziemlich kräftiger Wind auf, der die Zweige der Bäume schüttelte, und es war nicht länger zu bezweifeln, daß der Nebel unter Mithilfe der Sonne in kurzer Zeit zerstreut

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