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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Seele vorgedrungen und hatten sie übervoll gemacht mit Ekel und Widerwillen, die ununterscheidbar von Selbstabscheu blieben. Daraufhin hatte sie geschworen, die Pforten ihrer Wahrnehmung nie wieder irgendwelchen äußeren Eindrücken zu öffnen.
    Doch sie hatte diesen Schwur nicht gehalten. Die positive Kehrseite ihrer krassen Empfindsamkeit bestand aus einer merkwürdigen, aber zwangsläufig damit verbundenen Nützlichkeit. Dieselben Sinne, die sie in solchem Maße stärkstem Unbehagen auslieferten, hatten sie mit der Fähigkeit ausgestattet, mit Landläufer-Gift und Knochenbrüchen fertig zu werden. Diese Befähigung hatte eindringlich an ihre ärztlichen Empfindungen gerührt, ihr wieder eine Wertbestimmung ihrer Identität ermöglicht, die sie verloren zu haben geglaubt hatte, als sie jener Welt entrissen worden war, die sie verstand. Außerdem war sie dazu imstande gewesen, den Gefährten gegen die fürchterlichen Anschläge des Lauerers der Sarangrave-Senke beizustehen.
    Aus der Sarangrave-Senke waren die Gefährten zur Wasserkante geflohen, einem Küstenlandstrich, auf den das Sonnenübel keinen Einfluß ausübte. Umgeben von natürlich-gesundem Land, herbstlichem Wetter und Farben von der Unverfälschtheit im Anbeginn befindlichen Lebens sowie in der Gesellschaft von Riesen – insbesondere Pechnases, dessen ununterdrückbarer Humor wie ein Mittel gegen alles Finstere wirkte –, hatte Linden gespürt, wie ihr Fußknöchel durch den nachgerade unheimlichen Effekt des Diamondraught unglaublich schnell heilte. Sie hatte die greifbare Schönheit der Welt genossen, mit aller Deutlichkeit miterlebt, wie Covenant den Toten Herzeleids sein Geschenk darbrachte. In lebhaftester Weise hatte sie zu erkennen begonnen, daß ihre besonderen Sinne nicht nur dem Schlechten, sondern auch dem Guten offenstanden – so daß sie bezüglich des Unheils, das Gibbon ihr vorausgesagt hatte, vielleicht doch eine Möglichkeit der Einflußnahme besaß, eine Wahl. Das war ihre Hoffnung. Vielleicht war sie, wenn schon in keiner anderen, wenigstens in dieser Hinsicht dazu imstande, ihr Leben zu ändern. Bleib getreu! hatte der Greis, dem sie bei der Haven Farm das Leben gerettet hatte, ihr geraten. Es gibt auch Liebe in der Welt. Zum erstenmal flößten diese Worte ihr keine Furcht ein.
    Sie wendete kaum einmal den Blick von Covenant, während sie die von Riesen geschaffenen Treppen hinabstiegen. Er wirkte allem gewachsen. Dennoch war sie auch anderer Dinge gewahr. Des klaren Morgens. Der weiten, mit Salz verkrusteten Leere von Coercri . Der unversöhnlichen schwarzen Drohung Hohls. Und der Haruchai hinter ihrem Rücken. Die Art und Weise, wie sie das steinerne Pflaster der Stadt beschritten, widersprach ihrer charakteristischen Leidenschaftslosigkeit. Sie erweckten den Eindruck, als seien sie regelrecht begierig darauf, zusammen mit Covenant und den Riesen unbekannte Gegenden der Erde zu erkunden. Auf diese Einzelheiten konzentrierte sich Linden, als sie das Gefüge des neuen Lebens zu weben begann, das sie ersehnte.
    Doch als die Gefährten am Fuße der Stadt in den ersten direkten Sonnenschein traten, in dem am Hafen die Erste, Seeträumer und Pechnase mit Ceer und Hergrom warteten, fiel Lindens Blick, als zöge ein Magnet ihn an, ruckartig in die Richtung des Meers; Sternfahrers Schatz legte am Hafendamm an. Das Riesen-Schiff war ein zutiefst staunenswertes Fahrzeug. Es ragte hoch über Linden auf, seine Maße beanspruchten den Himmel, während Lindens Blick es zu erfassen versuchte. Der Kapitän, Grimme Blankehans, rief auf dem Achterkastell, das sich deutlich über das übrige Schiff erhob und auf dem sich das Steuerrad befand, seine Befehle, Riesen schwärmten durch die Takelage, um die Segel vollends zu reffen und zu verzurren, und unterdessen legte das Fahrzeug zügig, aber mit aller Genauigkeit in der ausgewählten Buchtung des Hafens an. Durchdachtheit der Konstruktion und seemännische Tüchtigkeit der Besatzung schienen mit der Wuchtigkeit des bräunlichen, gemaserten Granits, aus dem es gebaut war, irgendwie unvereinbar zu sein. Aus der Nähe gesehen, wirkte das bloße Gewicht des nahtlosen Rumpfs und der Masten der Dromond wie ein Widerspruch zu ihrer schwungvollen Form, der Ausdehnung der Decks, dem kühn geschnittenen Bug, dem ausgewogenen Gleichgewicht der Spieren. Aber nachdem sich Lindens Wahrnehmung auf die Größe des Schiffs eingestellt hatte, konnte sie erkennen, daß es voll und ganz so war, wie es für Riesen

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