Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse
weil irgendeine Vorrichtung kaputtgeht,
haben, greifen wir ungeniert zum Telefon und rufen einen Nachbarn, Freund oder
Handwerker zu Hilfe. Stellen sich aber bei unserem Sexualleben Probleme ein, so
verschließen wir sie nur zu gern in uns selbst und verdrängen sie so lange, bis
sich das Problem zu einer Krise ausgewachsen hat. Erst dann entschließen wir
uns, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, und kommen uns wie totale
Versager vor, daß dieser Schritt nun notwendig geworden ist.
Als Psychotherapeutinnen, die
sich auf weibliche Sexualprobleme spezialisiert haben, sind wir mit diesem
kulturellen Syndrom besonders vertraut. Im Laufe der Jahre haben wir vieles
gelernt über die Faktoren, die für die Frau zum Genuß ihrer Sexualität
erforderlich sind. Wir hielten vororgastische Gruppentherapie für Frauen,
Therapiegruppen, ausschließlich dazu bestimmt, solchen Frauen zu helfen, die
noch zu keinem Orgasmus gelangt waren. Viele der dabei gewonnenen Erkenntnisse
wurden in dem Buch »For Yourself«: »Die Erfüllung weiblicher Sexualität« von
Lonnie Barbach verarbeitet. Noch ganz intuitiv stellten wir dabei fest, daß da
noch weit mehr zu lernen blieb — kleine Kniffe, die eine Sexualbeziehung mit
mehr Freude und Genuß zu erfüllen vermögen.
Dieses Buch entstand aus der
Summe unserer Erfahrungen bei der Gestaltung unseres Unterrichts und unserer
Therapieveranstaltungen für Frauen. Innerhalb dieser Aktivitäten erkannten wir
immer mehr, wieviele Informationen die Teilnehmerinnen unserer Kurse sich
gegenseitig zu vermitteln hatten und wie wenig Platz in unserer Kultur noch für
den Austausch solch wichtiger Erfahrungen vorhanden ist. Viele Frauen nahmen an
unseren Arbeitsgruppen bar jeglicher Neugierde, ohne jegliches Interesse, teil,
ihre eigenen Sexualbeziehungen zu vervollkommnen und zu bereichern. Andere
wiederum kamen mit Fragen oder Problemen, die sie selbst nicht zu lösen
vermochten. Manche fürchteten, daß ihr Wunsch nach clitoraler Stimulanz
ausschweifend sei, andere fühlten nicht, daß sie den Orgasmus früh genug
erlebten, wieder andere hatten Scheu, ihre Kinder könnten mitten während des
Geschlechtsaktes ins Zimmer treten. Oftmals gab die Gruppe ihnen erstmals im
Leben die Möglichkeit, mit anderen Frauen in klaren Worten über ihre Sexualität
und ihre sexuellen Probleme offen zu sprechen. Die Arbeitsgruppen bildeten eine
Art Forum für die Lösung von Schwierigkeiten, unter denen manche Frauen oft
jahrelang gelitten hatten, nur weil hier in der Gruppe das notwendige Wissen
und die entsprechenden Informationen zu bekommen waren.
So kamen wir zu der Erkenntnis,
daß einer solchen Informationsfülle, wie sie in einem Zwei-Stunden-Programm
einer kleinen Gruppe von Frauen entstehen kann, eine Riesenmenge von Ideen
entsprechen müßte, wenn eine große Zahl von Frauen verschiedenster Herkunft,
unterschiedlichen Alters und mit der ganzen Breite möglicher Erfahrungen auf
dem Gebiet der Beziehungen interviewt würden. Würden wir diese Informationen in
Form eines Buches herausgeben, so müßten wir damit unendlich viel mehr Frauen
erreichen können, als es uns in unseren Arbeits- und Therapiegruppen jemals
möglich wäre.
Einen weiteren Anreiz bildete
für uns die Erkenntnis, daß wir mit einem solchen Buch helfen könnten, jene
kulturellen Schranken einzureißen, die den freien Austausch von Informationen
auf dem Gebiet weiblicher Sexualität behindern. Sowohl Männer als auch Frauen
sind sich oftmals nicht im klaren über die Bedeutung
sexueller Vorlieben und Praktiken für die Frau. Unsere Gesellschaft hat den
Mann in die Rolle des Sex-Lehrers gestellt. Die meisten Frauen lernen
Sexualität durch ihren ersten männlichen Partner kennen. Sogar Lesbierinnen
erwerben ihre ersten Sexualerfahrungen mit Männern. Meist nur mit Informationen
ausgestattet, die aus Büchern oder von Gleichaltrigen stammen, ist der Mann
schlicht überfordert mit der Aufgabe, den Geschlechtsakt harmonisch zu
gestalten, die verschiedenen sexuellen Aktivitäten richtig einzusetzen und so
die Partnerin und sich selbst wirklich zufriedenzustellen. Von ihm erwartet man
die Lösung dieser Aufgabe ohne jegliche Mithilfe der Frau, die als zu rein und
daher zu unerfahren betrachtet wird, als daß sie auch eigene sexuelle Wünsche
haben könnte. Frauen erfahren lediglich, ob sie gute Liebende sind oder ob ihre
Reaktionen normal oder abnormal erscheinen und welche Sexpraktiken bei ihrem
männlichen Partner auf Antwort und
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