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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Fingern und segelte in hohem Bogen durch das Gewölbe davon.
    »Bei Lorgon!«
    Hippolit rollte sich herum, sah den Umriss seines Gegners turmartig über sich aufragen, den flammenden Säbel über den Kopf erhoben wie eine Unheil verkündende Fahne.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah er sein Leben an seinem inneren Auge vorbeiziehen, Hunderte, Tausende Sequenzen aus einem beeindruckend langen Dasein blitzten auf und verloschen wieder. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie alt er war – und dass er nun sterben würde, ein Greis am Ende einer ereignisreichen Karriere.
    Aber halt! Er war nicht alt! Schlagartig kam ihm zu Bewusstsein, wozu sein junger, geschmeidiger Körper fähig war, mochte er auch unreif und kindlich sein.
    Mit einem Aufschrei rollte er sich abermals zur Seite, bevor noch der Säbel des Prinzen Gelegenheit fand, auf ihn niederzufahren. Er kam auf die Beine – strauchelnd, aber immerhin! -und hastete von seinem Gegner fort, Richtung Tür.
    »Erbärmlich!«, hörte er die spöttische Stimme des Prinzen hinter seinem Rücken. »Sie versuchen zu f-fliehen? Ich hatte Ihnen mehr Charakterstärke zugetraut, Meister. Es ist vorbei, sehen Sie es ein!« Das hämmernde Stakkato genagelter Stiefelsohlen erfüllte das Gewölbe.
    Vielleicht auch nicht, pochte es zwischen Hippolits Schläfen. Er taxierte den vor ihm liegenden Saal, versuchte, Winkel und Entfernung abzuschätzen. Im Vorüberlaufen riss er eine der stählernen Stangen vom Boden hoch, an denen vor einer gefühlten Ewigkeit das silberne Pendel befestigt gewesen war, und beschleunigte sein Tempo. Er hielt jedoch nicht direkt auf das große Doppelportal zu, sondern schlug einen leichten Bogen, hin zu einem Punkt mehrere Schritte links davon.
    Die Schritte und das wütende Keuchen des Prinzen kamen schnell näher – der Plan ging auf! Denn natürlich hielt Salm in gerader Linie auf die Tür zu, was dazu führen musste, dass sie beide fast gleichzeitig dort ankommen würden. Und das war quintessenziell.
    Mit wehenden Haaren, verzweifelt bemüht, nicht über seine eigenen, stelzenartigen Beine zu stolpern, näherte sich Hippolit von links der Tür. Dicht hinter sich vernahm er, wie der Prinz zwischen zusammengebissenen Zähnen die Worte eines Stasis-Spruchs mittlerer Stärke hervorstieß. Doch es war ihm gleich, ob Salm die Tür versiegelte oder nicht.
    Er hatte nicht die Absicht hindurchzulaufen!
    Er erreichte den linken Türpfosten zwei, höchstens drei Schritte vor Salm. Ohne nachzudenken, holte er mit der Stahlstange aus und ließ sie in vollem Lauf gegen das Stativ mit der kopfgroßen Glasphiole krachen. Augenblicklich begann der Ständer zu taumeln, dann stürzte er um – dem Prinzen vor die Füße!
    Hippolit vernahm das befriedigende Bersten von Glas, gefolgt von dem noch wesentlich befriedigenderen geisterhaften Aufheulen, als sich das befreite Rauchelement aus den Scherben seines Gefängnisses erhob. Er hastete weiter, ohne anzuhalten, um das zornige Geisterwesen nicht in Versuchung zu führen, jemand anderen zu attackieren als den sechsfachen Mörder in seiner unmittelbaren Nähe.
    Und dann, Hippolit hörte schon den erstickten Schrei Salms, als sich körperlose Nebelarme unnachgiebig um dessen Leib schlangen, machte er einen dummen, völlig vermeidbaren Fehler!
    Ein metallisches Scheppern übertönte für einen kurzen Augenblick seinen eigenen, keuchenden Atem. Dann barst dicht neben ihm erneut Glas auf dem Boden.
    Noch während er irritiert den Kopf herumriss, hörte er ein zweites schrilles Heulen, beinahe identisch mit dem ersten. Aus dem Augenwinkel erahnte er etwas Graues, Formloses, das rasend schnell an Größe gewann. Ein entsetzlicher Druck, stärker als eine Schraubzwinge, legte sich urplötzlich um seinen Brustkorb, presste ihm die Arme an die Seiten und die Luft aus den Lungen. Rauch schien vor seinen Augen emporzuwölken, nahm ihm die Sicht. Als inmitten der wirbelnden Masse zwei gelb glühende, schmale Augen aufblitzten und ihn mit einer Bosheit anstarrten, wie sie keinem stofflichen Wesen Lorgonias eigen war, wurde ihm schaudernd klar, was passiert war.
    Die Eisenstange in seiner Hand hatte bei seinem unkontrollierten Spurt vorbei an den geschlossenen Türflügeln versehentlich das zweite Stativ touchiert! Auch diese nicht sehr standfeste Konstruktion war sogleich gekippt, und das austretende Rauchelement hatte sich, ganz wie es in der von Hippolit angelegten thaumaturgischen Zwinge festgelegt war, auf jenes Lebewesen

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