Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
kleinen Kniff hätten durchgehen lassen, aber das ist sozusagen der Unterschied zwischen Spiel und w-wahrem Leben, Meister: Bei Letzterem gibt es keinen Schiedsrichter!«
    Undeutlich nahm Hippolit die glühende Klinge wahr, die nicht mehr als eine Armeslänge über ihm in der Luft schwebte. Er spuckte erneut aus, brabbelte die erstbesten thaumaturgischen Silben, die ihm gerade in den Sinn kamen.
    Prompt begannen die Glutglobuli im Hintergrund heiter zu tanzen und ihre Farbe zu wechseln, wie eine miniaturisierte Ausgabe des alljährlichen Sonnenwende-Feuerwerks.
    »Sehr hübsch«, höhnte Salm und hob den Säbel. »Eigentlich ein Jammer, ein so brillantes Hirn wie das Ihre auf dem Boden verteilen zu müssen, noch dazu an einem historisch so b-bedeutsamen Ort. Tragischerweise lässt es sich nicht vermeiden. Sie oder ich, M-Meister Hippolit – sozusagen!«
    »Sie … Sie sind völlig irr«, stieß Hippolit zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sein Körper schmerzte an einem Dutzend verschiedener Stellen, doch er wusste, dass dies nichts war gegen den eisigen, alles verzehrenden Schmerz, der in wenigen Sekunden folgen würde. »Man wird Sie festnehmen, sobald die Kunde meines Todes das IAIT erreicht! Das heißt …« Er wandte benommen den Kopf in der Hoffnung, einen letzten Blick auf den Altar mit Jorge werfen zu können. Doch von seiner Position auf dem Boden war der Troll nicht zu erkennen. »Sie müssten auch meinen Assistenten beseitigen, immerhin hat er Sie in den Erinnerungen des toten Elbs mit Sicherheit erkannt!«
    »Natürlich. Falls er Ihr abwegiges Ritual überlebt haben sollte. Was ich nicht g-glaube!«
    Hippolit schüttelte den Kopf, hörte jedoch sofort wieder auf, weil ihm schwindelig wurde. »Wie wollen Sie Geheimrat Karliban unsere zerstückelten Leichname erklären? Und der Königin?«
    »Wer redet von zerstückelten Leichen?« Prinz Salm machte ein verblüfftes Gesicht. »Man wird überhaupt nichts von Ihnen beiden f-finden! Sobald ich mit Ihnen fertig bin, wird dieses Gewölbe in einer einzigen, gigantischen Explosion in sich zusammenstürzen. Einige s-subtil gewirkte Spuren thaumaturgischer Energie werden es den Ermittlern Ihres Instituts naheliegend erscheinen lassen, dass bei dem uralten, kaum erprobten Ritual, das ein g-gewisser Meister Hippolit hier unbedingt wirken wollte, sozusagen etwas entscheidend schiefgelaufen ist!« Er lachte schallend, ein abgehackter, tierhafter Laut, dessen Echo von den Wänden des Saales widerhallte wie Hammerschläge auf einem Amboss. »Und jetzt, Meister H-Hippolit, verabschieden Sie sich vom Diesseits! Bereiten Sie sich darauf vor, K’talmar dem Gerechten gegenüberzutreten. Leider ist es Ihrem neuen K-Körper nicht vergönnt, ähnlich alt zu werden wie der vorher …«
    Ein dumpfes Krachen unterbrach den Prinzen mitten im Satz.
    Hippolit beobachtete verwirrt, wie sein Gegner einen Moment lang starr über ihm stand. Dann kam Bewegung in Salms Körper: Träge zunächst, dann immer schneller, kippte er rückwärts wie ein gefällter Baum. Zugleich lösten sich seine Finger vom Griff des Säbels. Die glühende Klinge stürzte senkrecht zu Boden, schlug klirrend kaum eine Handbreit neben Hippolits Gesicht auf.
    Als ihm dämmerte, dass von der Waffe keine Gefahr mehr ausging, wandte er den Blick keuchend von dem schimmernden Stahl ab und sah erneut in die Höhe.
    Dort, wo eben noch der Prinz gestanden hatte, kam ein zweiter Umriss in Sicht, unsicher, taumelnd, dabei bedeutend massiger als Salm.
    »Jorge?«
    Ein raues Grunzen beantwortete Hippolits Frage. Er musste mehrmals blinzeln, bis er im hektischen Flackern der noch immer wild umeinanderhüpfenden Glutglobuli die Gestalt seines Assistenten ausmachen konnte.
    Jorge sah aus, als hätte er die letzten Jahre in einem lichtlosen Sarg tief unter der Erde zugebracht. Selbst die kunterbunten Lichtexplosionen vermochten nicht über die leichenartige Blässe seiner Haut hinwegzutäuschen. Um seine Schläfen lag wie ein Stirnband der thaumaturgische Silberfaden, das ehemals mit dem Elbenleichnam verbundene Ende baumelte lose über seiner Schulter. Schwer stützte er sich auf eine der Stahlstangen des Pendeldreibeins, in der freien Hand hielt er das massive Schwunggewicht selbst, mit dem er soeben sämtliche Zukunftspläne des irren Thronanwärters zunichtegemacht hatte.
    Eine heiße Welle der Erleichterung brandete über Hippolit hinweg, als er begriff, was geschehen sein musste: Die exakt auf eine Stunde

Weitere Kostenlose Bücher