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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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zu Hilfe kommen.
    »Hatte Ihre Freundin häufig so komplizierte Beziehungen?«
    »Sie tat sich schwer mit Typen. Die meisten ihrer Beziehungen waren nach kurzer Zeit schon wieder beendet.« Das konnte er womöglich falsch auffassen. Als wäre Caro leicht zu haben gewesen. »Sie suchte verzweifelt nach der Liebe ihres Lebens.«
    »Hat sie das so ausgedrückt?«
    Ich lächelte, als ich mir Caro vorstellte, wie sie über die Liebe geredet hatte. »Genau so. Und mit diesem Mann, davon war sie überzeugt, hatte sie diese Liebe gefunden.«
    »Sie war sich also sicher? Nur er zweifelte noch?«
    Ich nickte. Und fragte mich, warum er gezweifelt hatte. Er hatte ein ebenso schweres Leben hinter sich wie Caro, das hatte sie mir anvertraut. Da läuft man verständlicherweise nicht mit wehenden Fahnen auf einen anderen zu.
    Aber wenn der andere Caro gewesen war? Caro, die lieber zum hundertsten Mal auf die Nase fiel, bevor sie halbe Sachen machte?
    »Wo finde ich diesen Mann?«
    Gute Frage. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich längst bei ihm gewesen. Um mit ihm über Caro zu sprechen. Ihm Fragen zu stellen.
    »Ich weiߟ es nicht«, sagte ich. »Ich wollte, es wäre anders.«
    Der Kommissar stellte mir weitere Fragen. Er wollte wissen, wann ich Caro zuletzt gesehen hatte. Wann Merle ihr zuletzt begegnet war. Ob wir Kontakt zu Caros Familie hatten. Ob wir in den vergangenen Wochen merkwürdige Anrufe bekommen hatten. Ob uns vor dem Haus Fremde aufgefallen waren.
    Ich gab ihm Antwort, so gut ich konnte. Dann merkte ich, wie meine Hände vor Erschöpfung anfingen zu zittern. Er bemerkte es ebenfalls und verabschiedete sich. Die Holzstufen knarrten unter seinen Schritten, als er die Treppe hinunterging.
    Ich klopfte bei Merle an. Sie lag auf ihrem Bett und hörte Musik, das Kopfkissen zusammengedrückt in den Armen. »Ist er weg?«, fragte sie mit einer Stimme, die voller Tränen war.
    »Ja. Eben gegangen.«
    »Gut.« Sie entspannte sich ein wenig. »Tut mir Leid, dass ich dich allein gelassen habe, Jette.«
    »Schon in Ordnung.«
    »Hast du was Neues erfahren?«
    Das hatte ich. Den ungefähren Zeitpunkt von Caros Tod. Sie war zwischen Mitternacht und drei Uhr früh gestorben. Ich flüsterte es Merle zu. Laut hätten wir es beide vielleicht nicht ertragen.
    Und noch etwas hatte der Kommissar mir mitgeteilt.
    »Sie wird Montag beerdigt«, sagte ich leise.
    Merle drückte das Gesicht ins Kissen und weinte. Ich legte mich zu ihr und zog sie an mich. So blieben wir liegen.
    »Weiߟt du, was das Letzte war, das Caro zu mir gesagt hat?«, fragte Merle nach einer Weile. »Sie hat gesagt, ich sei ein Riesenrhinozeros.« Sie lachte und schniefte und lachte wieder. »Wegen Claudio, weiߟt du? Das alte Thema.« Ihr Lachen ging in Schluchzen über. »Dabei hat Caro es wirklich nötig gehabt, so zu reden, was?«
    »Ja. Ausgerechnet Caro.« Ich wünschte mir, wie Merle in Tränen ausbrechen zu können. Statt zu weinen, bekam ich Kopfschmerzen. Oder Magenschmerzen. Manchmal tat mir jeder einzelne Knochen weh.
    »Und was war das Letzte, das sie zu dir gesagt hat? Weiߟt du es noch?«
    »Sie hat sich... für unsere Freundschaft bedankt.«
    Merle starrte mich an. »Das klingt wie ein Abschied, Jette!«
    »Nein, es war einfach ein Augenblick dafür. Vorher hatte sie über diesen Typen geredet. Sie sagte, sie hätte sich rettungslos in ihn verliebt.«
    Bis dass der Tod uns scheidet.
    »Jette! Was hast du?«
    »Bis dass der Tod uns scheidet, Merle.«
    »Was?«
    »Das hat Caro gesagt. Als sie über ihre Liebe sprach. Bis dass der Tod uns scheidet.«
    Merle brach wieder in Tränen aus. »Meinst du, sie hatte eine Vorahnung?«
    Das glaubte ich nicht. Aber vielleicht hatte ihr Unterbewusstsein etwas wahrgenommen, vor dem sie die Augen verschlossen hatte.
    Bis dass der Tod uns scheidet.
    »Hör zu, Merle«, sagte ich. »Wir müssen versuchen, diesen Typen aufzutreiben.«
    Sie verkrampfte sich vor Entsetzen. »Glaubst du, dass er es gewesen ist?«
    Bei dieser Vorstellung kamen mir endlich die Tränen. Merle legte den Arm um mich und hielt mich fest.
    »Ich hoffe, er war es nicht«, sagte ich, nachdem ich mich einigermaߟen beruhigt hatte. »Aber bestimmt kann er etwas Licht ins Dunkel bringen.«
    Licht ins Dunkel. Allmählich redete ich schon wie die Romanfiguren meiner Mutter.
     
    Als Bert an diesem Abend nach Hause fuhr, war die Autobahn wegen eines Unfalls gesperrt und der dichte Verkehr wälzte sich stockend über die Landstraߟe und durch

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