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Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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Werkzeug, eine abgebrochene Messerklinge oder eine gebrochene Achse, ein geborstenes irdenes Gefäß: er vermochte die Bruchstücke wieder zusammenzufügen - ohne Naht, ohne Einbuße an Festigkeit. Und so sandte sein Herr ihn denn aus, verschiedene Zaubersprüche des Wiederherstellens und Flickens zu suchen; er fand diese größtenteils bei den Hexen des Eilandes, und er arbeitete mit ihnen und allein, um die Kunst des Zusammenfügens zu erlernen.
    »Das ist eine Art Heilkunst«, sagte Sperber. »Keine geringe Gabe, kein leichtes Handwerk.«
    »Es bereitete mir Freude«, sagte Erle mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht. »Die Zauberformeln zu entwickeln und herauszufinden, wie man eines der Wahren Worte bei der Arbeit gebraucht ... Ein Fass wieder zusammenzufügen, das ausgetrocknet ist, bei dem die Dauben sich alle von den Reifen gelöst haben - das ist ein echtes Vergnügen; zu sehen, wie es wieder neu entsteht und sich in der richtigen Krümmung wölbt und ausbaucht und schließlich dort auf seinem Boden darauf wartet, den Wein aufzunehmen ... Es war einmal ein Harfner aus Meoni, ein großartiger Harfner, oh, der spielte wie ein Sturm hoch oben auf den Hügeln, wie ein Gewitter auf dem See. Er verlangte den Saiten seines Instruments alles ab, er zupfte und zog an ihnen mit all der Leidenschaft und Inbrunst seiner Kunst, sodass sie auf dem höchsten Gipfel der Musik rissen. Und so verdingte er mich, da zu sein, bei ihm zu sein, wenn er spielte, und wenn eine Saite riss, flickte ich sie so flugs wie der Ton selbst, und er konnte weiterspielen.«
    Sperber nickte mit der Wärme eines Fachkollegen, der wusste, worum es ging. »Hast du auch schon einmal Glas geflickt?«, fragte er.
    »Ja, aber es ist ein langwieriges, heikles Stück Arbeit«, antwortete Erle, »mit all den winzig kleinen Splittern und Scherben, in die Glas zerbirst.«
    »Aber ein großes Loch in der Ferse eines Strumpfes kann schlimmer sein«, sagte Sperber, und sie diskutierten noch eine Weile weiter übers Flicken, bevor Erle zu seiner Geschichte zurückkehrte.
    Er war danach Ganzmacher geworden, ein Zauberer mit einer bescheidenen Praxis und einem lokalen Ruf für seine Gabe. Als er um die dreißig war, reiste er mit dem Harfner nach Meoni, der Hauptstadt der Insel, wo dieser auf einer Hochzeit spielte. Dort suchte ihn in ihrer Unterkunft eine Frau auf, eine junge Frau, die keine Ausbildung als Hexe hatte; aber sie habe eine Gabe, erklärte sie, die gleiche wie er, und sie wolle, dass er sie unterweise. Tatsächlich war ihr Talent größer als seines. Obwohl sie nicht ein Wort aus der Alten Sprache kannte, konnte sie einen geborstenen Krug flicken oder ein gerissenes Seil wieder zusammenfügen - und zwar allein mittels der Bewegungen ihrer Hände und eines wortlosen Liedes, das sie ganz leise, fast im Flüsterton, sang; und sie heilte gebrochene Glieder von Tieren und Menschen, etwas, das Erle nie zu versuchen gewagt hatte.
    Und so fügte es sich denn, dass - statt dass er sie unterrichtete - sie sich zusammentaten und einander mehr beibrachten, als sie allein je vermocht hätten. Sie kam nach Elini und wohnte bei Erles Mutter Brombeere, die sie verschiedene nützliche Dinge lehrte, um Kunden zu beeindrucken, wenn auch freilich nicht viel eigentliches Hexenwissen. Sie hieß Lily; sie und Erle arbeiteten dort und in all den nahe gelegenen Städten und Flecken zusammen, und ihr Ruf mehrte sich.
    »Und ich verliebte mich in sie«, sagte Erle. Seine Stimme hatte sich verändert, seit er begonnen hatte, von ihr zu erzählen. Sie war nicht mehr so stockend, hatte an Eindringlichkeit und Wohlklang gewonnen.
    »Ihr Haar war dunkel, mit einem rotgoldenen Schimmer«, sagte er. Er hatte seine Liebe vor ihr nicht zu verbergen vermocht, und sie wusste es und erwiderte sie. Ob sie nun eine Hexe sei oder nicht, das kümmere sie nicht, meinte sie. Sie und er seien füreinander geschaffen, in ihrer Arbeit und in ihrem Leben; sie liebe ihn und werde ihn heiraten.
    Und so heirateten sie und lebten in großem Glück für ein Jahr und für die Hälfte eines zweiten Jahres.
    »Nichts fehlte, alles war gut, bis die Zeit kam, da das Kind geboren werden sollte«, berichtete Erle. »Es war über die Zeit, und es wollte und wollte nicht kommen. Die Hebammen versuchten, die Geburt mit Kräutern und Zaubersprüchen herbeizuführen, aber es war, als wollte das Kind nicht, dass sie es gebäre. Als wollte es nicht von ihr getrennt werden. Als wollte es nicht geboren werden. Und

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