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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Giles
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sie dann nicht einfach in dem Gewächshaus aufgeknüpft?«
    »Sie musste genauso enden wie David«, erklärte ich.
    »Warum hast du sie dann nicht erhängt? Zettel an ihr festgepinnt?«
    Ein Schauder überlief meine Schultern. Der Typ musste krank sein.

CASS
    »Mehr hast du nicht drauf?«
    Die Stimme kam von meiner rechten Hand. Ich schrie auf. Wo war er? Meine Hand knallte gegen den Deckel der Kiste. Er war nicht hier drinnen. Konnte er mich hören? Konnte er mich sehen?
    »Was treibst du da unten? So still?« Seine Stimme klang gedämpft und überheblich. Er flüsterte.
    Eine Woge der Panik stieg in mir hoch. Der Albtraum. Die Stimme in meinem Ohr. Die kräftigen Arme, die mich festhielten. Der Stich in meinen Arm, der kreisförmig, heiß in meinen Muskel ausstrahlte, und das warme Gefühl, das meine Brust durchströmte und mich in den Schlaf zurücksinken ließ.
    Das Adrenalin verhalf mir wieder zu einem klaren Kopf. Diese Stimme hatte die Fensterscheibe zerschlagen. Wahrscheinlich hatte er mich mit Drogen betäubt. Ja, dieser kurze, heiße Schmerz und diese kühle Stimme. Und dann hatte er mich weggebracht.
    Wer?
    Warum?
    Wohin?
    Was meinte er mit »da unten«?
    Mir wurde schwindelig und es brannte in meiner Brust, als ich bewusst versuchte, Luft einzusaugen. Es gab Luft. Ich konnte atmen, aber ich wollte mehr. In einer dunklen Kiste, mit dem Gefühl, als würden Gewichte mich niederdrücken, mich platt walzen, die Luft aus mir herauspressen. Ich atmete tief ein, um mir zu beweisen, dass ich es konnte. Es war der Beweis dafür, dass ich am Leben war.
    Was meinte er mit »da unten«?
    Ich schluchzte. Aber ich schrie nicht mehr. Meine Kehle fühlte sich kratzig an und ich wusste, die Stimme wollte mein Schreien hören. Und wenn sie das wollte, dann würde es mir nichts nutzen. Nicht, wenn ich es ihr einfach machte.
    Ich musste mir die Nase und den Mund mit der linken Hand abwischen, bevor ich an Rotz und Tränen erstickte. Nach Luft ringend und würgend, lag ich in der verdammten schwarzen Finsternis flach auf dem Rücken mit einer Psychostimme, die mir ins Ohr flüsterte.
    »Cass? Du bist zu still. Ich kann dich schreien hören, aber ich kann dich nicht weinen hören. Aber du weinst doch, oder? Bestimmt weinst du.«
    Ich kniff die Augen fest zusammen und biss die Zähne aufeinander.
    Er kannte meinen Namen.
    Er hatte sich nicht irgendeine Unbekannte geschnappt.
    Er hatte mich geschnappt.
    Jemand, den ich kannte, hatte mich in eine stockdunkle Kiste gesperrt und wollte, dass ich schrie. Er wollte, dass ich Panik hatte.
    Und das hatte ich.
    Aber ich würde nicht schreien. Nicht, wenn er das von mir wollte.
    Ich hielt den Atem an und wurde vor lauter Anstrengung, zu lauschen, ganz steif.
    Und ich hörte etwas.
    Schritte. Erschütterungen. Über mir.
    Mein Kopf sank zurück. Die Schritte klangen gedämpft, als ob ein Polster, ein sehr dickes Polster, sich zwischen dem Monster und mir befände.
    Erde?
    Dieser Geruch nach einem frisch angelegten
    Garten.
    Erdreich?
    Meine Muskeln wurden schlaff.
    Nicht, weil ich mich entspannte ...
    Sondern weil ich hoffnungslos war.
    Erneute Panik. Ich sog mit tiefen, angestrengten Atemzügen Luft ein, versuchte, so viel Sauerstoff wie möglich aufzunehmen.
    Da unten.
    Der Geruch von Erdreich, das zum Anlegen eines Gartens umgestochen worden war.
    Die feuchtkalte Luft.
    Da unten.
    Gedämpfte Schritte über mir.
    Die Größe und Form der Kiste.
    Die absolute Dunkelheit.
    Ich war lebendig begraben worden.
    Begraben.
    Lebendig.
    Begraben.

 
BEN
    »Welche Schuhgröße haben Sie, Mr McBride?«
    Ted blickte Ben an, als wäre ihm gerade ein zweiter Kopf gewachsen. »Schuhgröße? Sie wollen mit meiner Schuhgröße meine Tochter finden?«
    »Neun, neuneinhalb?«
    »Neun. Muss ich mir jetzt Witze über meine kleinen Füße anhören?«
    »Neben dem Fenster im Zimmer Ihrer Tochter ist ein Fußabdruck auf dem Teppich und, soweit ich das abschätzen kann, ist es Schuhgröße elf.«
    Ted blieb der Mund offen stehen. Langsam schloss er ihn wieder. »Oh mein Gott. Jemand hat mein Mädchen aus meinem eigenen Haus entführt, während ich schlief. Das Haus ist mit allen erdenklichen Alarmanlagen ausgestattet ...« Er wandte den Blick ab. »Ich werde nachlässig. Ich sehe fern, kippe ein paar Drinks und vergesse die Alarmanlage einzuschalten. Es ist so eine sichere Wohngegend, wissen Sie, die Nachbarschaft ist sehr exklusiv, die ...«
    Ben setzte sich auf einen Stuhl und zog ihn nahe an Ted heran.

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